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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hessen-Rotenburg - Hessische Eisenbahnen
diese Entschädigung fand Schwierigkeiten, und 1816
kam Zwischen Kurhessen und dem Landgrafen Victor
Amadeus ein Vertrag zu stände, in welchem letzterer
auf jene Entschädigung mittels Hess. Domänen
verzichtete, der Kurfürst aber 1 Mill. Thlr. ver-
sprach, wofür 1820 die Herrschaft Natibor in Schle-
sien für den Landgrafen als Allodium angekauft
wurde, welche dem damaligen Kurprinzen, spätern
Kurfürsten Wilhelm II., gehörte. Da Victor Ama-
deus keine Kinder hatte, so vermachte er testamen-
tarisch das Herzogtum Ratibor und einige andere
Besitzungen seinem Paten, dem Prinzen Victor von
Hohenlohe-Schillingsfürst, und dessen Bruder, dem
Prinzen Ludwig. Er starb 12. Nov. 1834. Sein
Tod gab zu mehrfachen Streitigkeiten Veranlassung,
die 1848 in für das Land günstiger Weise beigelegt
wurden. fturg.
Hefsen-Rotenburg, s. Heffen-Nheinfels-Noten-
Hessenftein, Bergschloß bei Frankenau (s. d.).
Hesse-Wartegg, Ernst von, österr. Reisender
und Schriftsteller, geb. 21. Febr. 1851 zu Wien, be-
reiste 1872 Südeuropa, 1875 Westindien und Cen-
tralamerika, 1876 Neumexiko, die Felsengebirgc und
den Osten der Vereinigten Staaten, 1878 die Mis-
sissippiländer, 1880 Algerien, Tunis und Tripolis,
1881 Ägypten und den Sudan, 1883 Nordwest-
amerika, 1884 die Südstaaten und Mexiko, 1886
von neuem Mexiko und die pacifischen Staaten
Nordamerikas, 1887 abermals Westindien und den
Norden von Südamerika. 1888 und 1889 lebte
er hauptfächlich in den Vereinigten Staaten und
Canada, 1892 unternahm er eine Neife durch Ma-
rokko und Südspanien. Er schrieb: "Die Werkzeug-
maschinen zur Metall- und Holzbearbeitung" (Lpz.
l874), "Der unterseeische Tunnel zwischen England
und Frankreich" (evd. 1875), "Atlantische Seebäder"
(Wien 1878), "Prairiefahrten" (Lpz. 1878), "Mis-
sissippifahrten" (ebd. 1881), "Tunis; Land und
Leute" (Wien 1882), "Canada und Neufundland"
(Freib. i. Br. 1888), Monographie über den Taca-
riguaseein Venezuela in "PetermannsMitteilungen"
(1888), "Mexiko, Land und Leute" (Wien 1890),
"Tausend und ein Tag im Occident" (2 Bde., Lpz.
1891), "Die Einheitszeit nach Stundenzonen" (ebd.
1892), "Chicago, eine Großstadt im amerik. Westen"
(Stuttg. 1892), "Curiosa aus der neuen Welt" (Lpz.
1893). In Verbindung mit Udo Brachvogel, Vret
Harte und andern gab er heraus: "Nordamerika,
seine Städte und Naturwunder, sein Land und seine
Leute" (4 Bde., Lpz. 1879). Seit 1881 ist er mit
der Opernsängerin Minnie Hauk (s. d.) vermählt.
Heßhusius, Tilemann, streng luth. Theolog,
geb. 3. Nov. 1527 zu Wesel, studierte in Witten-
berg, Oxford, Paris, lehrte seit 1550 Humaniora
und Exegese des Neuen Testaments in Wittenberg,
ward dann Prediger und Superintendent zu Goslar,
1.556 Prediger und Professor in Rostock, 1558
Professor der Theologie in Heidelberg und General-
superintendent der Pfalz, bald darauf Prediger in
Bremen, 1560 Prediger in Magdeburg. Wie in
seinen frühern Stellungen machte sich auch hier H.
durch seine strengen Ansichten über Kirchenzucht und
durch sein maßloses Eifern gegen alle milder Ge-
sinnten verhaßt, sodaß der Nat ihn 1562 mit Ge-
walt aus der Stadt vertrieb. Er kam 1565 als
Hofprediger des Pfalzgrafen Wolfgang von Zwei-
drücken nach Neuburg, 1569 als Professor der Theo-
logie nach Jena, mußte aber 1573 nach Vraun-
schweig fliehen. Noch in demselben Jahre ward H.
als Bischof von Samland nach Königsberg berufen;
1577 feines Amtes entfetzt, kam er als Professor
nach Helmstedt, wo er 25. Sept. 1588 starb. - Vgl.
von Helmolt, Tilemann H. und seine sieben Exilia
(Lpz. 1859); Wilkens, Tilemann H. Ein Streit-
theolog der Lutherkirche (ebd. 1860).
Hessinn (engl., spr. heMänn), ein mittelgrobes
Zeug aus ungebleichtem Iutegespinst. (S. auch Bag-
Hetzidrus, s. Hesidrus. lgmgs.)
Hessisch, s. Deutsche Mundarten (Bd.5, S.31a).
Hessische Eisenbahnen. Unter H. E. versteht
man gewohnlich die Eisenbahnen im Großherzogtum
Hessen; im weitern Sinne gehören dazu auch die
Eisenbahnen in der preuß. Provinz Hessen-Nassau.
1) Großherzogtum Hessen. Die erste Eisen-
bahn war die 1840 eröffnete Teilstrecke der ehe-
maligen Taunusbahn (s. d.) von Hattersheim über
Kastel nach Wiesbaden (8,3 km im Grohherzogtum),
die erste Staatsbahn die 1846 eröffnete Main-Neckar-
bahn. Am 1. Juli 1893 waren 924,50 km nor-
malfpurige Eisenbahnen vorhanden, d. i. 12,04 km
auf je 100 cikrn und 9,26 km auf je 10000 E. Von
den 924,50 km gehören 111,53 km dem preuh.,
241,59 km dem Hess. Staate, nämlich 192,22 km
von den oberhess. Eisenbahnen unter der groß-
herzogl. Eisenbahndirektion in Gießen, und 49,73 km
von der Main-Neckarbahn. Der übrige Teil der
H. E. befindet sich, abgesehen von den 22,i? km
langen bad. Staatsbahnstrecken, im Privatbesitz,
darunter die Hessische Ludwigs - Eisenbahn (s. d<)
mit 506,49 km. Von den kleinern Privatbahnen
wird Eberstadt-Pfungstadt (1,89 km) von der Main-
Neckarbahn betrieben, während die Bahnen Ost-
Hofen-Westhofen (6,06 km), Reinheim-Reichelsheim
(17,94 km), und
Worms-Offstein (10,93 Km) von der Bau- und Be-
triebsverwaltung der Hess. Nebenbahnen zu Darm-
stadt betrieben werden, über die Betriebsverhält-
nisse der H. E. s. Deutsche Eisenbahnen (Bd. 4,
S. 997). An Schmalspurbahnen für den öffent-
lichen Verkehr waren 32,32 km im Betriebe, nämlich
die Darmstädter Straßenbahnen (Darmstadt-Gries-
heim, 7,40 km, Eberstadt-Darmstadt-Arheilgen,
10,2i km), die Mainzer Vorortbahnen (Mainz-
Hechtsheim u. s. w.) und die in Hessen belegene
5,68 km lange Strecke der Mannheim-Weinheim-
Heidelberg-Mannheimer Eisenbahn.
2) Provinz Hessen-Nassau. DieersteBahn,
und zwar die Strecke Frankfurt a. M.-Höchst (9,2 km)
der ehemaligen Taunusbahn, wurde 26. Sept. 1839
eröffnet; die erste Staatsbahn war die von der ehe-
maligen Freien Stadt Frankfurt a. M. in Gemein-
schaft mit Hessen und Baden hergestellte und 1846
eröffnete Main - Neckarbahn; 1847 folgte der von
dem ehemaligen Kurfürstentum Hessen zur Fort-
setzung der Köln-Mindener Bahn (s. d.) hergestellte
Teil (10,5km der Strecke Hannover-Minden). Am
1. Juli 1893 waren im ganzen 1585,58 Km Bahnen
vorhanden, die, mit Ausnahme der Kerkerbachbahn,
von Kerkerbach über Dehrn nach Heckholzhausen
(15,84 km) in normaler Spur hergestellt sind. Von
den preuß. Staatsbahnen (ohne den ungefähr 7 km
langen Anteil an der Main-Neckarbahn, 1362,6i km)
sind befonders hervorzuheben: die zweigleisigen
Strecken Vebra-Hanau-Frankfurt a. M., Cassel-
Marburg-Grenze (Gießen), Teilstrecke der Main-
Weserbahn (s. d.), Wiesbaden-Oberlahnstein und die
Teilstrecke Oberlahnstein-Weilburg-Grenze (Wetzlar)
der Lahnbahn. In der Provinz liegen ferner 4,62 Km