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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hessische Ludwigs-Eisenbahn - Hessus
der dayr. Nebenbahn (Staatsbahn)Iossa-Brückenau
und 28 kin von den oberhess. (Staats-) Eisenbahnen.
Von den imPrivatbesitz befindlichen nonnalspurigen
Bahnen entfallen 140,42 Icin auf Strecken der Hess.
Ludwigsbahn, 15,84 kni auf die schon erwähnte
Kerkerbachbahn, 3,84 auf die Linie Immelborn-
Liebenstein der Werrabahn (s. d.), 9,62 km auf die
Oronberger Eisenbahn von Cronberg nach Rödel-
heim (s. Deutsche Eisenbahnen, Bd. 4, S. 1000) und
7,74 km auf die im Betriebe der Hess. Ludwigsbahn
befindliche Verbindungs- und Hafenbahn zu Frank-
furt a. M. (S. Frankfurter Verbindungsbahn.)
Hessische Ludwigs-Eisenbahn (Mainz-
Ludwigshafener Bahn), die größte und wich-
tigste Privatbahn Deutschlands (Sitz der Gesell-
schaft in Mainz), umfaßt (1. Juli 1893) 710,96 km
Betriebsstrecken, darunter 689,02 km eigene Strecken,
von denen 146,42 km in Preußen, 506,49 km im
Großherzogtum Hessen, 26,96 km in Baden und
9,i5 km in Bayern liegen. Hierzu gehören die Li-
nien in der Provinz Rheinhessen, darunter Mainz-
Worms-Grenze und Mainz-Vingen (Rheinbahn),
1845 und 1856 genehmigt und 1853-59 eröffnet;
die Linien in der Provinz Starkenburg, darunter
Mainz-Afchaffenburg (Rhein-Main-Bahn), 1856
genehmigt und 1858 eröffnet; Bischofsheim-Frank-
jurt a. M. (Mainbahn, Linksmainische Eisenbahn),
- 1862 genehmigt, 1863 eröffnet; Odenwaldbahn
(Darmstadt-Erbach) u. s. w.; und die Linien auf
preuß. Gebiet, von denen die älteste die Frankfurt-
Hanauer ist, die 1844 der Frankfurt-Hanauer Eifen-
bahngesellschaft genehmigt, 1848 eröffnet und 1872
von der H. L. erworben wurde. Die Einnahmen
betrugen 1892 bei einer Gesamtbeförderung von
11555025 Personen und 5326 055 t Güter im
ganzen 20138 312 M., denen 10000966 M. ^
49,66 Proz. Betriebsausgaben gegenüber standen,
sodah ein Überschuh von 10137 346 M. verblieb.
Der Neinertrag betrug jedoch nur 6306385 M., und
cs wurde eine Dividende von 4^ Proz. gezahlt.
(S. Deutsche Eisenbahnen, Bd. 4, S. 1002.)
Hessische Nordbahn, ehemalige Privatbahn,
jetzt Pr^uß. Staatsbahn, von Haueda (vormals
prcuß.-hess. Grenze) über Hümme, Cassel und
Guntershauscn nach Gerstungen(127km)mitZweig-
balm Hümme-Karlshafen (16,5 km), wurde 1848
- 49 streckenweise eröffnet, 1866 der vormaligen
königl. Eisenbahndircktion zu Cassel unterstellt, 1868
von der Berglsch-Märkischen Eisenbahngesellschaft,
1882 vom preuß. Staate erworben.
Hessische Rechtspartei nennen sich neuerdings
die Partikularsten im ehemaligen Kurhessen, die
eine Wiederherstellung der Selbständigkeit des
frühern Kurstaates anstreben. Ihr Organ sind die
"Hessischen Blätter".
Hessischer Hausorden vom Goldenen Lö-
wen, s. Löwenorden.
Hessisches Berg- und Hügelland, die Ge-
samtheit der Erhebungen, welche, zum Teil vulka-
nischen Ursprungs, sich in demReg.-Bcz. Cassel und
der Hess. Provinz Oberhessen ausdehnen und im N.
des Taunus, Westerwaldes und des Lennequellge-
birges bis an die Werra nach O. und an oie Diemel
nach N. und südlich bis an den Main reichen. In-
nerhalb desselben befindet sich nur eine größere
Ebene, die Wetterau (s. d.), sonst herrscht überall die
gröhle Abwechselung von isolierten Kuppen, großem
und kürzern Vergreihen, Einsenkungen, Thälern und
kleinern Flachen- im S. sind einzelne Vergkegel
häufiger, im N. die Verggruppen und Waldgebirge.
Die Berge erreichen 400-700 in, die Hochflächen
260 bis über 300 in Höhe. Die bemerkenswertesten
Teile und Höhen sind der Kellerwald (673 m),
das Knüllgebirge (Knüllköpfchen 636 m), der
Seulingswald (483 m), das Richelsdorfer
Gebirge (Herzberg 477m), der Meißner (750in),
der Kaufunger'Wald (Bilstein 640 m), der
Habichtswald (Hohe Gras 595 m) und der Rein-
hard swald (Staufenberg 468 m).
^ Hessische Schmelztiegel, Tiegel (s. d.) aus
einem im ehemaligen Kurhessen vorkommenden,
feuerfesten Thon; sie haben durch ihre Haltbarkeit
besondern Ruf erlangt.
Hessisch-Gelb, Hefsifch-Purpur, Hessisch-
Violett, Dis-Azofarbstoffe, die durch Diazotieren
von Diamidostilbendisulfosäure (Diamidostilben ^
^^-^^^ll.OH^H^^I^) und Kombination
mit Salicylsäure (Hessisch-Gelb), Naphthylamm
(Hessisch - Purpur 5l), Naphthylaminsulfosäuren
(Hessisch-Purpur I>, L und v), Naphthylamm und
gleichzeitig ß-Naphthol (Hessisch-Violett) dargestellt
werden. (Vgl. Diazoverbindungen.) Sie dienen alle
zum Färben von Baumwolle im Seifenbade.
Hefsonit, Varietät des Granats (s. d.).
Hesfus, Helius Eobanus, wie er sich als Sonn-
tagskind (Helius), nach dem Heiligen seines Na-
menstages (Eobanus) und nach seinem Vaterlande
nannte, hieß eigentlich Koch, wurde 6. Jan. 1488 in
Halgehausen bei Frankenberg geboren und besuchte
seit 1504 die Universität Erfurt, wo er sich dem Kreise
des Mutianus (s. d.) anschloß. 1509 trat er in die
Dienste des Bischofs Hiob von Riefenburg (West-
preuhen), der ihn in Frankfurt a. O. die Rechte stu-
dieren ließ. Doch kehrte er schon 1514 nach Erfurt
zurück und wurde dort 1517 Professor der lat.
Sprache, ohne sein Amt sehr ernst zu nehmen.
Luthers Sache schloß er sich gern, aber ohne wär-
mere Teilnahme an. Als Erfurt durch die Konkur-
renz Wittenbergs verödete, folgte H. einem Rufe
an die neugegründete höhere Schule in Nürnberg
(1526), wo er mit Camerarius und Dürer Freund-
schaft schloß; er feierte die Reichsstadt in einem lat.
Gedicht (1532). Doch abermals zog es ihn nach
seinem geliebten Erfurt zurück (1533); fchnell ent-
täuscht, nahm er 1536 einen durch ein histor. Preis-
gedicht auf Philipp von Hessen veranlaßten Ruf
nach Marburg an, wo er 4. Okt. 1540 starb. Die Zeit-
genossen sahen in H. den größten Dichter Deutsch-
lands. Luther nannte ihn r6x ^06tg,ruin. Wirklich
hatte er eine unglaublich leichte Begabung, lat.
Verse zu machen. Er hat die Ilias und den Psalter
(1542) lateinisch geschmackvoll übersetzt; nach Ovids
Muster wagte er^ÜLi-oiä^" (1532),christl.Heiligen-
briefe von der Jungfrau Maria bis zur Kaiserin
Kunigunde; seine zahllosen Gelegenheitsgedichte
(z. B. "^Ivai-uin Udi-i N0V6IQ", 1539) behandeln
Erfurter Studentenunruhen, Gesundheitsregeln
u. s. w., vor allem sind sie der Geselligkeit geweiht
oder besingen seine Gönner und Freunde. H. war
eine kräftige, joviale, aber oberflächliche Natur, ein
gewaltiger Trinker, ein stets geldbedürftiger Lebe-
mann, der auf nichts fo stolz war wie auf seinen
ihm durch Mutian gewordenen Namen "Trinker-
könig": zu ernster Arbeit, zu tiefern patriotischen
und religiösen Interessen war er unfähig. - Vgl.
Schwertzell, H. E. H., ein Lebensbild aus der Re-
sormationszeit (Halle 1874); Krause, H. E.H., sein
Leben und seine Werke (2 Bde., Gotha 1879).