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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hofmanns Violett - Hofmeister, Friedrich
und habilitierte sich gleichzeitig an der Wiener Uni-
versität als Privatdocent für deutsches Staats- und
Bundesrecht. Als Legationsrat 'beteiligte er sich
1859 an den Verhandlungen des Züricher Friedens;
1865 wurde er Hof- und Ministerialrat und war
während der österr.-preuh. Verwaltung von Schles-
wig-Holstein Civiladlatus des österr. Statthalters
von Gablenz; 1867 wurde er als Sektionschef im
Ministerium des Innern mit den wichtigsten polit.
und organisatorischen Arbeiten betraut; 1868 wurde
er Wirkl. Geheimrat, 1872 Freiherr, und 1875-80
war er Reichssinanzminister. Hierauf übernahm er
die Leitung der beiden Wiener Hofbühnen als Ge-
neralintendant. Er starb 24. Okt. 1885 in Wien.
Hofmanns Violett, s. Dahlia und Hofmann,
Aug. Wilh. von.
Hofmannswaldau,ChristianHofmannvon,
der Hauptvertreter und Führer der fog. Zweiten
Schlesischen Dichterschule, geb. 25. Dez. 1617 zu
Vreslau, studierte in Leiden, bereiste als Gesellschaf-
ter eines Fürsten die Niederlande, England, Frank-
reich und Italien und erhielt nach seiner Rückkehr,
noch ehe er das erforderliche Alter erreicht hatte,
die Stelle eines Ratsherrn in feiner Vaterstadt. Er
starb als Präsident des Ratskollegiums und kaiserl.
Rat 18. April 1679 zu Breslau. H., in seiner Dich-
tung stark beeinflußt durch das Studium der Ita-
liener Guarini und Marino (er übersetzte des erstem
"kaZtol üäo"), entfernte sich mehr und mehr von
dem etwas nüchternen, schmucklosen Stil Opitzens
und seiner Schule. Witzig und ein Verskünstler von
ungewöhnlicher Begabung, aber ohne schöpferische
Phantasie und Leidenschaft, führte er in seinen "ga-
lanten" lyrischen Gedichten in graziöser äußerer
Form eine trotz aller Zügcllosigkeit und Frechheit
greisenhafte, leidenschaftslose Sinnlichkeit in die
Liebeslyrik der Zeit ein, die viel Nachahmer und
Bewunderer fand. Doch darf der Inhalt der von
B. Neukirch veranstalteten Sammlung: "Herrn von
H. und anderer Deutschen auserlesene Gedichte"
l7Tle.,Lpz. 1695-1727; vielfach nachgedruckt und
neu aufgelegt), nach der bisyer H.s litterar. Per-
sönlichkeit beurteilt zu werden pflegte, H. nur in be-
schranktem Umfange, wie neuerdings nachgewiesen
ist, zur Last gelegt werden. Auch seine dem Ovid nach-
gebildeten (1679 mit einer Anzahl Gelegenheitsdich-
tungen und dem Drama "Der sterbende Sokrates"
veröffentlichten) "Heldenbriefe" tragen diesen üppi-
gen Charakter. - Vgl. Ettlinger, Chr. H. v. H.
<Halle 1891).
Hofmann H Comp., A., Verlagsbuchhand-
lung in Berlin, gegründet 1845 von Heinrich
Albert Hofmann, geb. 8. März 1818, gest.
19. Aug. 1880, feitdem im Besitz des Sohnes,
Rudolf Hofmann, geb. 26. Mai 1854. Ste ist
besonders bekannt durch den Verlag des "Klad-
deradatsch" (s. d., 1848 fg.), woran sich humoristische
Schriften von A. Glaßbrenner, D. Kalisch, E. Dohm,
R. Loewenstein, Temme, L. Wallesrode, I. Stetten-
heim, A. Wolff u. a., mit Illustrationen von
A. Menzel, W. Scholz, H. König, L. Löffler u. a.,
anschließen. Andere Unternehmen sind die "Klas-
siker dcs In- und Auslandes" l77 Bde., 1852-70),
Iugendschriften, Prachtwerke, die "Hlouunitmta tt6l-
niHnias p3.6(1^0Zie2." (hg. von K. Kehrbach, Bd. 1
-1l, 13-14,1886-92). 1873-84 war mit der
Firma auch der Vertrieb der Werke des Allgemei-
nen Vereins für deutsche Litteratur (s. Verein, All-
gemeiner, u. s. w.) verbunden.
Brockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. IX.
Hofmark, der zu einem Rittergut gehörige Be-
zirk, besonders in Bezug auf die niedere Gerichts-
barkeit, welche dem Besitzer des Gutes zustand.
Hofmarke, s. Hausmarke.
Hofmarschall, der Beamte, welcher an einem
fürstl. Hofe die Sorge für die Hofökonomie hat. Er
lst der Vorsteher des Hofmarschallamtes, leitet
i das gesamte Hauswesen des Hofs, beaufsichtigt die
Instandhaltung der Schlösser und trifft die Anord-
nungen für die fürstl. Tafel, die Hofküche und die
Kellerei. Bei größern Hofhaltungen steht an der
Spitze des Hofmarschallamtes der Oberhofmar-
schall, der meist von einem H. und Hausmarschall
unterstützt wird. (S. Hof, S. 243 d und Hofstaat.)
Hofmeister (lat. ma^iäter ouriati, prHOlectuz
em-i^o), im Mittelalter ein Hofbeamter der deutschen
Könige, der die Hauswirtschaft derselben leitete.
Später ging der Titel H., Oberhofmeister oder
Obersthofmeister auch an andere Höfe über für
den Beamten, der auf Beobachtung des Hofceremo-
niells zu achten und Hoffeste anzuordnen hat. An
der Spitze des Hofstaates der Gemahlin des regie-
renden Fürsten sowie des Erbprinzen steht meist
eine Oberhofmeisterin. In Preußen ist der
Titel H. erst seit 1889 eingeführt und wird an ältere
Kammerherren verliehen, die hierdurch den Rang
der Hofchargen (wie die Schlohhauptleute und der
Eeremonienmeister) erhalten. - H. heißt auch der
Auffeher über das Gesinde und die Tagelöhner auf
einem Gute; ferner foviel wie Hauslehrer (s. d.).
! Hofmeister, Wilh., Botaniker, geb. 18. Mai
^ 1824 zu Leipzig, widmete sich dem Studium der
! Naturwissenschaften, namentlich der Botanik, wurde
^ 1863 zum Professor in Heidelberg ernannt und 1872
^ nach Tübingen berufen. Er starb 12. Jan. 1877 zu
^ Lindenau bei Leipzig. Er schrieb: "Die Entstehung
z des Embryo der Phanerogamen" (Lpz. 1849), "Ver-
gleichende Untersuchungen der Keimung, Entfaltung
und Fruchtbildung höherer Kryptogamen und der
Samenbildung der Koniferen" seod. 1851). Im
Verein mit de Bary und Sachs gab er das "Hand-
buch der physiol. Botanik" heraus, dessen ersten
! Band (Abteil. 1: "DieLehre von der Pflanzenzelle":
Abteil. 2: "Allgemeine Morphologie der Gewächse",
Lpz. 1867-68) H. selbst bearbeitete.
Hofmeister, Friedrich, Musikalienhandlung
in Leipzig, gegründet 1807 von Friedrich H., geb.
24. Jan. 1782 in Strehla, gest. 30. Sept. 1864, Ver-
fasser vielerfreimaurerifchen Schriften und persönlich
befreundet mit den Komponisten Heinr. Marfchner,
Anacker, Friedr. Schneider u. a. 1852 übernahmen
das Geschäft feine Söhne: Adolf Moritz H., geb.
10. März 1803, gest. 26. Mai 1870, der die musik-
bibliogr. Unternehmungen des Haufes zu bearbeiten
begann, und der als Botaniker bekannte Wilhelm
H. (s. d.). Seit dem Tode des letztern (1877) sind Be-
sitzer die Erben desselben und Albert Röt hing,
geb. 4. Jan. 1845 in Leipzig und schon seit 1875)
Teilhaber am Geschäft.
Der Verlag umfaßt über 8000 Musikalien für In-
strumente und Gefang mit Kompositionen von
H. Herz, F. Ziller, F. Hunten, A. Iaell, Th.
Kirchner, Iof. Labitzky, Lysberg, Marfchner,
Moscheles, Br. Richards, H. Rosellen, H. Riedel,
D. Popper, A. Enna, O. Henselt, C. Löwe, F. Liszt,
I. Raff, G. Verdi, A. Rubinstein, C. Reinecke,
Franz Schubert u. a. Im Buchverlag sind am wich-
tigsten die bibliogr. Unternehmungen.' "HsndbkH
der musikalischen Litteratur" (Bd. 1-10,1844-91),
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