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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holzbiene - Holzbrücken
Der Gedanke, das Holz durch Biegen in zu ge-
wissen Zwecken verwendbare Formen überzuführen,
wurde von dem Rheinpreußen Michael Thonet für
die Herstellung von Möbeln verwertet, und das
Verfahren ist so weit ausgebildet worden, daß es
heute das Arbeitsprincip einer großen Industrie ist.
Die Söhne Mich. Thonets unterhalten Fabriken in
Österreich und eine in Deutschland und Ruhland
und erzeugen jährlich mehr als eine halbe Million
Möbelstücke aus gebogenem Rotbuchenholz. Thonet
hat auch die Erzeugung von Radfelgen aus geboge-
nem Holze wieder aufgenommen. Selbst Räder für
Kanonenlafetten und sonstige dem Kriegsdienste
zugehörige Fuhrwerke erhalten heute Radfelgen aus
gebogenem Holze. Bei Luxusfuhrwerken sind die
gebogenen Radfelgen aus Hickoryholz sehr verbrei-
tet. Holzplatten nach verschiedenen Verfahren ge-
bogen, sodaß sie gewölbte Flächen darstellen, finden
beim Bau von Schiffen, Wagenkasten u. s. w. man-
nigfach Verwendung. - Vgl. Exn er, Das Biegen
des Holzes (3. Aufl., Weim. 1893).
Holzbiene (XMcopa), Gattung der bienenarti-
gen Hautflügler (s.d.) von hummelartigem Aussehen,
mit breitem, behaartem Hinterleib; nagen Vrutröh-
ren in altes Holz, die sie durch aus abgenagtem
Sägemehl hergestellte Querwände zu einer Anzahl
hintereinander gelegener Zellen herrichten, in die sie
Honig und Pollen eintragen. Die etwa 100 Arten
sind meist tropisch, in Deutschland kommt, doch mehr
im südlichen, eine etwa 25 uim lange Art (X^Iocopa.
viowcsg. ^ab?-.) vor von schwarzer Farbe mit schwar-
zen, violett schimmernden Flügeln.
Holzbildhauerei, Holzskulptur, diejenige
Art der Holzschnitzerei (s. d.), die sich auf kunstvolle
Gegenstände, namentlich Verzierungen an Tischler-
arbeiten, Spiegel- und Bilderrahmen, Arm- und
Kronleuchter u. s. w. erstreckt. Hierzu eignen sich
am besten die mittelharten Hölzer von feinem gleich-
förmigen Gefüge, weil sie sich leicht und nach jeder
Richtung fast gleich gut schneiden lassen, auch an
dünnen Rändern nicht zu sehr dem Aus bröckeln
unterworfen sind. Zu denselben gehört vor allem
das Lindenholz, ferner Birnbaum-, Apfelbaum-,
Nußbaum-und Pflaumenbaumholz,während Eichen-
holz, das seiner Härte wegen schwer zu bearbeiten
ist, meist da gewählt wird, wo es auf Dauerhaftig-
keit, auch gegen Witterungseinflüsse, ankommt. Zu
feinern Sachen dient Cedern- und Ebenholz.
Der Holzbildhauer arbeitet mit Eifen von ver-
schiedener Form und Größe (f. Stemm- und Stech-
zeug) und mit Raspeln. Zunächst werden in der
Regel größere, mittels eines Schlägels einzutrei-
bende Eisen angewendet, um die Gegenstände aus
dem Groben zu arbeiten (Poussieren). Dann folgt
das Feinschneiden mit kleinern Eisen, welche nur
mit der Hand geführt werden. Große Oberflächen
werden mit Raspeln nachgearbeitet. Schließlich wer-
den die Gegenstände durch Reiben (Schleifen) mit
Schachtelhalm oder Glaspapier geglättet. Neuer-
lich kommen häusig Maschinen zur Anwendung, um
omamentales Schnitzwerk im Großen herzustellen.
Dieselben sind mit Fräsen versehene Kopier-
maschinen (s. d.), die nach einem hölzernen oder
metallenen Modell arbeiten. (S. Bildschnitzerei.) -
Vgl. von Hefner-Alteneck, Ornamente der Holzskulp-
tur (Franks. 1881-82).
Holzbildhauerfchulen, die zur Ausbildung
in der Holzbildhauerei dienenden Holzindustrie-
Holzbirnen, s. Birne. schulen (s. d.).
Holzblau nennt man in der Zeugfärberei die
mit Blauholz hervorgebrachten Farbentöne, die
gegenwärtig aber nur zur Erzeugung von Schwarz
benutzt werden.
Holzbock oderHundszecke(Ixoä68i-iciiiu8^,.),
eine in Gebüsch häufige Art der Zecken (s. d.) mit
lederartigem Körper, hornigem Rückenschild und
Haftscheiben an den Beinen. Das Männchen ist bis
2 uim lang und braun gefärbt, das Weibchen etwas
größer. Während ersteres im entwickelten Zustand
keine Nahrung zu sich nimmt, sucht sich das Weib-
chen an vorübergehenden Menschen oder Tieren,
besonders Hunden, anzusaugen, worauf es bis zur
Größe einer Erbse anschwillt und eine rote oder
bläuliche Farbe annimmt. Sein mit Widerhaken
besetzter Saugrüssel bleibt so fest in die fremde Haut
versenkt, daß durch gewaltsames Abreißendes Para-
siten schwer heilende Wunden veranlaßt werden kön-
nen. MitOlbestrichenläßtersich aber leicht entfernen.
- H. nennt man auch die Bockkäfer (s. d.).
Holzbohrer, Werkzeug, s.Bohrer (Bd.3,S.238a).
Holzbohrer (X^ioti-oplia), Familie der Schmet-
terlinge (s. d.) mit nach dem freien Ende sich ver-
jüngenden Fühlern, mit zwei oder gar keinen Neben-
augen. In der Ruhe liegen die Flügel dem Körper
horizontal oder dachförmig an. Die etwas abge-
flachten Raupen haben 16 Beine, sind zarthäutig
mit wenigen Haaren, weißlich oder gelblich bis bräun-
lich und leben im Innern von Pflanzen. Die roll-
runden Puppen sind am Rande der Hinterleibsringe
mit nach hinten gerichteten Zähnen versehen, mittels
derer sie vor dem Auskriechen des Falters sich aus
der Tiefe der Raupengänge bis zur Außenseite der
Bäume fortschieben. Hierher gehören der Weiden-
bohrer, Glasschwärmer, Glasflügler oder der Fen-
stersteck, die Il6pi9.1ina6 (s. die Einzelartikel) u. a. m.
Holzbohrer, Käfer, s. Holzfresser.
Holzbohrmaschine, s. Bohrmaschine.
Holzbrandtechnik, s. Pyrotypie. - H. (Holz-
brandmalerei) heißt auch eine Liebhaberkunst,
darin bestehend, daß mittels eines glühenden Stahl-
oder Platinastiftes Ornamente, Figuren u. dgl. auf
kleine Bretter, Teller, Kästen, Fußbänke und andere
Holzwaren eingebrannt werden. Ein patentierter
Glühapparat mit Venzinfüllung für die H. ist neuer-
dings von Krempelhuber konstruiert worden. - Vgl.
F. S. Meyer, Die Liebbaberkünste (2. Aufl., Lpz.
1891); Douzette, Vorlagen für H. (ebd. 1893).
Holzbranntwein, der als Nebenprodukt bei
einem Darstellungsverfahren von Cellulose aus
Holz gewonnene Alkohol. Holz wird mit ver-
dünnter Schwefelsäure gekocht und dadurch werden
gewisse Bestandteile des Holzes in Dextrose über-
geführt, während Cellulose zurückbleibt. Die dex-
trosehaltige Flüssigkeit wird nach dem Abstumpfen
der Säure in Gärung gesetzt und der gebildete
Alkohol durch Destillation gewonnen. Das Ver-
fahren wird wegen der Kosten, der niedrigen Aus-
beute und wegen der geringen Brauchbarkeit der
gewonnenen Cellulose nicht technisch verwertet.
Holzbrücken (Hölzerne Brücken, Brücken
inHolz), diejenigen Brücken (s. d.), deren Brücken-
tragwerk aus Holz hergestellt ist. Häufig ist dies
auch mit den Brückenpfeilern (s. d.) der Fall. Man
teilt sie ein in: 1) Balkenbrücken, bei welchen
auf einer Anzahl parallel nebeneinander liegender
Balken die Brückenbahn liegt. Die Balken können
über den Pfeilern durch untergelegte Balken (Sattel-
hölzer, Kopfbänder) verstärkt sein, auch fügt man