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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holzcement - Holzessig
wohl zur Versteifung oben auf die Fahrbahn gelegte
und verfchraubte Randbalken hinzu. 2) Träger
aus gekuppelten Balken. Die Trager bestehen
aus zwei oder mehrern übereinander liegenden
Balken, welche mittels Zähne ineinander greifen
und verfchraubt sind (verzahnte Balken) oder durch
kleine Hölzer (Dübel) zwischen Schrauben verbun-
den sind (Dübelbrücken, verdübelte Träger). 3) Git-
terbrücken. Man unterscheidet hier mehrere Sy-
steme, bei welchen zum Teil Eisenbestandteile hinzu-
treten, so das von Long, Howe,Town (Vattenbrücken),
Post, Tratt, Murphy, Whipple u. s. w. 4) Spreng -
werksbrücken. Schräg angebrachte Streben be-
wirken einen Schub gegen die Widerlager u. s. w.
5) Bogenbrücken, deren bogenförmige Haupt-
träger, je nach der Spannweite, aus einjachen oder
verzahnten Balken oder auch aus Vohlenbogen be-
stehen. In Amerika werden auch gitterförmige
Bogenträger benutzt. Je nachdem die Fahrbahn
sich unter- oder oberbalb des Bogens befindet, unter-
scheidet man Bogen Hängewerke und Voqen-
spreng werke. Auch kommt der Bogen in Kom-
bination mit den Gitterträgern vor. 6) Als Kom-
binationen zweier Systeme treten die geschichtlich
wichtigen, doch nicht mehr üblichen Lavesschen
Brücken auf, welche aus zwei, zumeist einem auf-
wärts und einem abwärts gekrümmten, Balken be-
stehen, die an den Enden durch eiferne Bänder fest
verbunden, in der Mitte durch Klötze auseinander
gehalten werden; ferner die sog. Hängewerks-
träger (im eigentlichen Sinne fo benannt), welche
aus einem Sprengwerke bestehen, an welchem ein
gerader Balken hängt, der die Bahn trägt und den
Horizontalschub des Sprengwerks aufnimmt u. s. w.
7) Wird eine Anzahl kleinerer Träger auf dicht
hintereinander gestellte Pfeiler, welche selbst wieder
durch Querverbände zusammengehalten sind, ge-
stützt, so entsteht die für vorläufige Anlagen, Schütt-
vorrichtungen u. s. w. besonders häufig zur Anwen-
dung gelangende Form der Gerüst brücken (s. d.),
welche in Amerika den Namen I'i'ELtis ^ork8 führen
und später auch häufig und bis zu ganz bedeuten-
den Höhen in Eisen ausgeführt worden find. Ab-
gesehen von der Anwendung als Kriegsbrücken
(s. d.) haben jetzt die H. im Vergleich zu den Eisen-
und Steinbrücken eine untergeordnete Bedeutung.
Holzcement oder Sciffarin, ein künstliches
Holz (s. d.), ein Gemenge von Sägespänen, Hanf-
fasen:, Stärkemehl, Gallerte und Mineralsubstanzen,
das zur Herstellung verschiedener Luxusartikel dient.
- H. nennt man auch eine zum Anstrich von Holz-
teilen sowie zur Herstellung des Holzcement-
daches ls. Dachdeckung, Bd. 4, S. 674d) verwen-
dete Mischung von Teer mit Asphalt, Sand u. s. w.
Holzdarre, s. Holzkonservierung.
Holzdiebstahl, soviel wie Forstdiebstahl (s. d.).
Holzdraht, dünne, runde Holzstäbchen, die
namentlich zu Zündhölzchen und zu Holzgewebe
(s. d.) weiter verarbeitet werden. Der H. wird mit
einem besonders dafür konstruierten Hobel (auch
Zündhölzchenhobel genannt) erzeugt. Das Hobel-
eisen dieses Hobels ist mit mehrern trichterförmigen,
an der Öffnung scharfrandigen Nöhrchen versehen.
Die Röhrchen dringen beim Vorschieben des Hobels
in das Holz ein und schneiden je ein cylindrisches
Stäbchen heraus. Die auf den Holzklotz entstehen-
den Furchen werden mit einem Schichthobel ent-
fernt, worauf die Operation von neuem beginnt.
Holzdruck, s. Buckdruckerkunst (Bd. 3, S. 053a).
Hölzel, Eduard, Buchhändler, geb. 5. Okt. 1817
in Prag, errichtete 1844 in Olmütz eine Sortiments-
buchhandlung, zu der bald Filialen an andern Orten
Mährens kamen. Verlagsunternehmungen veran-
laßten ihn 1861 eine lithogr. Anstalt in Wien zu
übernehmen und 1871 dahin überzusiedeln. Gepflegt
wurde besonders Ölfarbendruck und daneben ent-
wickelte sich ein geogr. Institut, das zu einem der
bedeutendsten in Österreich wurde. H. war viele
Jahre Vizepräsident der Olmützer Handels- und Ge-
werbekammer, sechs Jahre lang Vorsitzender des Ver-
eins der österr. Buchhändler und mehrere Jahre
stellvertretender Vorstand des Wiener Vuchhändler-
Gremiums. Er starb 22. Dez. 1885. Das Wiener
Geschäft (Firma "Ed. Hölzel") ging über an feinen
Sohn Hugo H., geb. 12. Febr. 1852, der schon seit
1878 Teilhaber war. Ein zweiter Teilhaber seit 1881
war ein Schwager des letztern, Emil Kosmack,
geb. 1840, gest. 18. März 1893. Das Olmützer Sor-
timentsgeschäft (Firma "Ed. Hölzel"), mit Filiale
in Ungarisch-Hradisch, ist (1893) im Besitz desselben
Hugo H. und eines zweiten Schwagers des letztern,
des kaiserl. Rats Karl Graeser, geb. 5. Febr.
1848 in Mediasch (Siebenbürgen). Letzterebeiden er-
richteten außerdem 1891 in Budapest ein ungarisch-
geogr. Institut unter der Firma "Hölzel & Co.".
Der ältere Olmütz-Wiener Verlag umfaßt je ein
Album von Böhmen und Mähren, Werke von Sueß,
Hauer, Koristka, Kotschy ("Die Eichen Europas und
des Orients"). In neuerer Zeit stehen im Vorder-
grund die kartogr. Unternehmungen mit sehr ver-
breiteten Schulatlanten von Kozenn, von Haardt,
Bauer, Schubert, und Wandkarten (beides meist in
mehrern österr.-ungar. Landessprachen); ferner sehr
gelungene "Wandbilder für den Anschauungs-
unterricht", wozu auch die "Geogr. Charakterbilder"
und Langls "Bilder zur Geschichte" gehören. Da-
neben gehen Reifewerke (von A. Junker, Hesse-
Wartegg), Pmcks "Geogr.Abhandlungen" (1886 fg.),
Zempel und Wilhelms "Bäume und Sträucher des
Waldes", die "Meteorolog. Zeitschrift" (1889 fg.),
die "Entomolog. Zeitschrift" u. a. Leiter des geogr.
Instituts ist Vincenz von Haardt.
Holzemme, linker Zufluß der Vode, entspringt
im Harz am Renneckenberge an der Ostseite des
Brockens, stürzt in zahlreichen kleinen Wasserfällen
in der sog. Steinernen Nenne, einem tiefen Ge-
birgsspalt, herunter, berührt Wernigerode und Hal-
berstadt und mündet, 45 kui lang, 4 km unterhalb
Groningen.
Holzessig oder Holzsäure, ein Produkt der
trocknen Destillation des Holzes. Wenn Holz beim
Abschluß der Lust in eisernen Retorten erhitzt wird,
so findet eine vollständige Zersetzung statt, unter
Neubildung einer großen Menge verschiedener orga-
nischen Verbindungen und unter Abscheidung von
Holzkohle. Die entstandenen Verbindungen sind
teils gasförmig (Holzgas, s. d.) und entweichen
oder werden in der Feuerung mit verbrannt, teils
lassen sie sich durch Abkühlen zu Flüssigkeiten ver-
dichten. Diese üb erd esti liierten Produkte sondern
sich in eine stark saure wässerige Schicht, den H.,
und in eine schwarz gefärbte, den Holzteer (s. d.).
Zur Darstellung des H. wählt man am besten Laub-
hölzer, Buchen-, geschältes Eichen-, Birkenholz,
weniger gut Nadelhölzer, und erhitzt das Holz lang-
sam auf die Zerfetzungstemperatur. Der H. ist der
Hauptmenge nach eine braunrot gefärbte wässerige
Lösung von Essigsäure und Methylalkohol. Außer-