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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holzfällung - Holzgas
dem enthält er noch viele andere Säuren, Aceton,
Furfurol,Phenole,Guajakolu.s.w. Die letztgenann-
ten Beimengungen verleihen ihm seinen eigentüm-
lichen Geruch und seine Wirksamkeit als antisep-
tisches Mittel. Dem H. entzieht man zunächst durch
fraktionierte Destillation den Holzgeist; der zurück-
bleibende H. dient zum Konservieren von Fleisch-
waren, Holzwerk, Tauen u. dgl. Der größte Teil
dient aber zur Herstellung verschiedener essigsauren
Salze, die in der Färberei und im Zeugdruck in
großen Mengen als Beizen (Eisen- und Alaun-
Beizen) verbraucht werden, ferner zur Herstellung
der Essigsäure (s. d.). Medizinisch wird H. als Zusatz
zu Bädern bei Hautausschlägen, schlecht eiternden
Wunden, zu Gurgeln)ässern, Einspritzungen u. s. w.
verwendet. 100 kF kosten im Großhandel je nach
der Reinheit 11-26 M. - Vgl. Themius, Das
Holz und seine Destillationsprodukte (Lpz. 1880).
Holzfällung oder Vaumfällung. DieH. be-
zweckt die Gewinnung entweder nur der oberirdi-
schen Holzmasse oder mit dieser auch die des Wurzel-
holzes. Die Gewinnung der oberirdischen Holzmasse
erfolgt entweder allein mit der Axt (s. Fällaxt) durch
das sog. Umschroten, oder durch Umschneiden mit der
Säge (s. d. und Sägemaschinen), oder durch Anwen-
dung von Säge und Axt. Letzteres Verfahren ist
das am meisten gebräuchliche für stärkere Stämme,
weil man bei ihm die Fallrichtung am sichersten in
der Hand hat. Das Umschroten ist mit großer Holz-
verschwendung verknüpft, weil viel Holz in Späne
zerhauen wird. Die Säge allein kann man nur für
schwächere Stämme, z. B. bei der Durchforstung
(s. d.), anwenden. Für ganz schwaches Material be-
dient man sich wohl auch der "Heppe", eines meist
gekrümmten, an einem Stiele befestigten, starken
Messers. Die Gewinnung des Wurzel- oder Stock-
holzes geschieht entweder durch Baumroden oder
durch Stockroden. Beim Baumroden wird der
stehende Baum "angerodet", d. h. es wird ein Teil
der Wurzeln freigelegt und abgehauen, der Baum
wird mit Hilfe eines Ziehseiles oder mit Hilfe ein-
facher Maschinen umgezogen oder umgedrückt, er
wirkt dabei selbst als Hebel und dadurch wird der
noch im Boden befindliche, nicht abgehauene Teil
des Wurzelstockes mit herausgehoben. Stock roden
nennt man die Gewinnung des Wurzel- und Stock-
holzes für sich allein, nachdem vorher der Stamm
durch Säge und Axt abgetrennt worden ist. Das
Baumroden hat viele Vorzüge vor dem Stockroden.
Schon seit alter Zeit hat man sich vielfach mit
der Frage beschäftigt, welche Jahreszeit für die H.
in Rücksicht auf die Qualität des Holzes die beste
sei. Bereits im 16. Jahrh, erschienen Forstordnun-
gen, die bestimmte Fällungszeiten vorschreiben.
Das Fällen außer diesen Zeiten nannte man "im
bösen Wedel" hauen. Diese Vorschriften beruhten
meist auf Vorurteil und Aberglauben. Vielfach
wird noch heute angenommen, daß das im Winter
gefällte Holz besser sei als das im Sommer ge-
fällte. Allgemein nachgewiesen ist das jedoch durch-
aus nicht, wenn auch einzelne Versuche dasür spre-
chen. Andere Untersuchungen haben gezeigt, daß
eine solche Annahme unrichtig, mindestens sehr
zweifelhaft ist, sobald das Holz nach der Fällung
richtig behandelt wird. (Vgl. u. a. Untersuchungen
über den Einfluß der Fällungszeit auf die Dauer-
haftigkeit des Fichtenholzes im "Tharandter Forst-
lichen Jahrbuch", Bd. 29.) Die Winterfällung hat
für sich, daß das Langnutzholz infolge langsamen
Austrocknens weniger stark aufreißt. Übrigens wird
die Zeit der H. gegendweise sehr verschieden durch
mancherlei andere wichtige forstwirtschaftliche Rück-
sichten auf Verjüngung, Transport, Arbeitskräfte,
Gewinnung der Rinde, klimatische Verhältnisse
u. s. w. bedingt. Im allgemeinen findet in den mil-
dern Lagen, wo Laubhölzer und Kiefern heimifch
sind, mehr die Winterfällung (Ende Oktober bis
März) statt, während man gezwungen ist, in den
höhern, rauhen Gebirgslagen, wo sich meist aus-
gedehnte Fichtenwaldungen befinden, der Sommer-
fällung den Vorzug zu geben.
Holzfaser, der Hauptbestandteil des Holzes,
aus engen langgestreckten, in der Achfenrichtung
des Stammes verlaufenden, oben und unten zu-
gespitzten und geschlossenen Zellen bestehend; auch
die eigentliche Holzsubstanz oder Cellulose (s. d.) wird
H. (Holzfaserstoff) genannt.
Holzfräfe, zur Holzbearbeitung dienende Fräfe
(s.'o.); Holzfräsmaschinen, s. Fräsmaschinen.
Holzfräulein oder Moosfräulein, im deut-
schen Volksglauben weibliche Dämonen des Windes,
die den Menschen Glück bringen und dafür von diesen
Anteil an der Flachs-, Getreide- oder Obsternte
erhalten. (S. Baumkultus.)
Holzfresser (Holzbohrer, Holzkäfer, X7-
lopli^a). Altere Entomologen verstanden unter
H. die Familie der Borkenkäfer (s. d.). Gerstäcker
gab den Familiennamen X^iopi^a. an eine ganz
andere Gruppe von Käfern, deren Larven eben-
falls zum Teil im Holze leben. Hierher gehört der
Schiffswerftkäfer (I^msx^Ion n3.vg.i6 ^.),
dessen Larve tief in gefälltes, lagerndes Eichenholz
oder auch in alte Stöcke und anbrüchige Eichen ein-
dringt und schon mehrmals empfindlichen Schaden
auf Werften angerichtet hat; lebende, gefunde Eichen
befällt der Käfer nicht. Er ist schmal, langgestreckt,
bis 12mm lang, bräunlich oder schwärzlich gefärbt,
mit schwarzem Kopf. Ferner gehört hierher die
artenreiche Familie der Bohrkäfer (f. 0.). Wissen-
schaftlich hat der Ausdruck H. jetzt nicht viel Bedeu-
tung mehr, faßt man ihn dagegen nicht im Sinne
der Systematik, sondern im allgemeinen Sinne des
Wortes auf, fo würde man zu den H. noch Hunderte
anderer Infekten zählen müssen, deren Larven im
Holze leben, von den Käfern z. B. noch die zahl-
reichen Bockkäfer (^6i3.inl)voiäa6), von den Schmet-
terlingen die Holzbohrer (s. 0.), von den Ader-
flüglern die Holzwespen (8ir6x) u. a. m.
Holzfrevel, soviel wie Forstfrevel (s. d.).
Holzgalanteriewaren, s. Holzwaren.
Holzgas, ein Produkt der trocknen Destillation
des Holzes, das auch als Leuchtgas verwendet wird.
Das diesem Zwecke dienende H. wird meist aus
Fichtenholz erzeugt, welches man in gut verschlosse-
nen gußeisernen Retorten bei einer Temperatur von
7 - 800" 6. destilliert. 100 K3 Holz geben in einer
Stunde etwa 34-40 odm Gas, hinterlassen in der
Retorte einen Rückstand von 25-M kF Holzkohlen
und liefern 4-5 K3 Teer und 40-551cF Holzessig.
Das Rohgas enthält sehr viel (20-25 Proz.) Koh-
lensäure, die durch Kalk entfernt werden muß. Das
reine H. besteht in Volumprozenten aus etwa
7,24 Proz. schweren Kohlenwasserstoffen, 31,84 Proz.
Wasserstoff, 35,30 Proz. Methan und 25,62 Proz.
Kohlenoxyd. Das H., von Pettenkofer erfunden,
liefert eine etwas höhere Leuchtkraft als das Stein-
kohlenleuchtgas. Es hat ferner den Vorzug, daß es
völlig frei von Schwefelverbindungen ist; trotzdem ist