Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

316
Holzläuse - Holzminden
viel besser widersteht, wird hierbei gleichsam ein
natürlicher Prozeh, das Altwerden des Holzes, nach-
geahmt, wozu die Wirkung des Sauerstoffs, viel-
mehr des aus demselben mit Hilfe des elektrischen
Stroms dargestellten Ozons benutzt wird. Dieses
Verfahren hat für zahlreiche Industriezweige, spe-
ciell für den Pianofortebau, praktische Bedeutung
erlangt. Das getrocknete Holz muß, ehe es in einen
feuchten Raum kommt, mit Substanzen überzogen
werden, die das Eindringen von Feuchtigkeit in
das Innere verhindern. In diefem Sinne nützt das
Bestreichendes getrockneten Holzes mit Rohparaffin,
Pech, Steinkohlenteer, Firnissen, Ölfarben u. s. w.
Die Entfernung der Saftbestand teile wirkt
meist sicherer als das Trocknen des Holzes. Auf
mechan. Wege wurde diese in England versucht, in-
dem man dünne, glatt gehobelte Brettchen aus
frifchem Holz mehrmals zwischen Metallwalzen mit
allmählich sich steigerndem Druck hindurchgehen ließ,
wodurch ein großer Teil des Saftes ausgepreßt und
so zugleich eine Verdichtung, mithin größere Festig-
keit erzielt wurde, doch ist dieses Verfahren bloß bei
zähem Holz durchführbar. Nach einer andern, ziem-
lich umständlichen und kostspieligen Methode von
Barlow wird der Saft dadurch verdrängt, daß heiße
oder kalte komprimierte Luft einfeitig in das Holz
eingepumpt wird. Das am häusigsten angewendete
Verfahren ist das Auslaugen des Holzes durch Ein-
legen desselben in kaltes, fließendes Wasser, das
aber für dicke Stämme mehrere Sommer erfordert.
In kürzerer Zeit, aber ohne bedeutende Umständ-
lichkeit nur bei kleinern Stücken, wird das Auslau-
gen mittels kochenden Wassers bewirkt. Am schnell-
sten und vollkommensten entfernt man den Zellen-
saft durch das Dämpfen des Holzes, das in beson-
dern Apparaten, aus Dampfkessel und hölzernem
Dämpfkasten bestehend, ausgeführt wird. Das ge-
dämpfte Holz ist um 5-10 Proz. leichter als un-
gedämpftes, hat Hellern Klang und eine dunklere,
über die ganze Masse gleichmäßig verteilte Färbung.
Es hat außerdem größere Festigkeit, wirft sich nicht,
nimmt langsamer Feuchtigkeit auf und trocknet
schneller als gewöhnliches Holz. Eine teilweise Zer-
störung, vielmehr chem. Veränderung der gärungs-
fähigen Saftbestandteile wird durch Dörren des
Holzes bis zur Bräunung desselben, sowie durch
oberflächliche Verkohlung (Carbonisieren) an den
mit Feuchtigkeit in Berührung kommenden Stellen
erreicht; letzteres Verfahren findet namentlich bei
Grundpfählen, Telegraphenstangen u. s. w. An-
wendung.
Von den eine chemische Veränderung des
ZellensaftesbezweckendenVerfahrungsartensind
diejenigen die wichtigsten, die auf der Imprägnie-
rung, d. h. Durchtränkung des Holzes mit antisep-
tischen Stoffen beruhen; durch die Anwendung der-
selben wird das Holz nicht nur gegen Fäulnis, son-
dern auch gegen Insektenfraß widerstandsfähig ge-
macht. Namentlich Eisenbahnschwellen und Tele-
graphenstangen unterwirft man einer Imprägnie-
rung; auch Hölzer zu Uferbauten werden häufig
imprägniert, feltener solche für den Landbau, ob-
wohl auch für diefe eine derartige Behandlung sich
als vorteilhaft erweist. Zweckmäßige Vorarbeiten
sind das Auslaugen, das Erhitzen und die Behand-
lung mit gespanntem Wasserdampf, indem hierdurch
dieAufnahme derImprägnierungsflüssigkeit wesent-
lich erleichtert wird. Die Imprägnierung erfolgt
durch Einsumpfen, durch den Druck einer Flüssig-
keitssäule oder durch Luftdruck. Das Einfumpfen
besteht im allgemeinen darin, daß die Hölzer einfach
in die Imprägnierunasflüssigkeit gelegt und mehrere
Tage in derselben gelassen werden. Diese Methode
wurde 1832 durch den Engländer Kyan, nach dem
dieselbe Kyanisieren genannt wird, unter An-
wendung von Quecksilberchlorid ausgebildet. Höl-
zer, die zum Bau von Wohnhäusern, Ställen u. s. w.
dienen sollen, dürfen, der Giftigkeit des Quecksilber-
salzes wegen, nicht kyanisiert werden. Beim Payni -
sieren (nach dem Erfinder, dem Engländer Payne,
1841) läßt man das Holz in einer Eisenvitriol- und
dann in einer Kalklösung liegen, wodurch sich in den
Poren Eisenoxyd absetzt; dieses Verfahren ist nur für
kleinere Stücke anwendbar. Bei der von dem franz.
Arzt Boucherie 1841 empfohlenen Imprägnie-
rung (Voucherisieren) durch den Druck einer
Flüssigkeitssäule wird eine Lösung von Kupfervitriol
benutzt, die aus einem hochgelegenen Refervoir durch
Röhren derart gegen das Hirnende des Stammes
geleitet wird, daß sie nur in die Poren des Holzes
eintreten, nirgends aber seitlich ausfließen kann.
Nach der Methode zur Imprägnierungim luftleeren
Raum, wie sie von den Franzosen Bre'ant und
Payen angegeben wurde, wird das Holz in fest
verschließbare eiserne Gefäße gebracht. Nachdem
man alts denselben die Luft ausgepumpt hat, läßt
man die Imprägnierungsflüssigkeit einströmen,
worauf man mittels Druckpumpen einen hydrau-
lischen Druck von 6 bis 7 Atmosphären erzeugt.
Als Imprägnierungsflüssigkeit dient nach Vurnett
(Burnettieren oder Burnettisieren, 1840)
Chlorzink in wässeriger Lösung, nach Bethell (Be?
thellieren) Teeröl oder Kreosot. Man sucht das
Verfahren durch Vermischung von Chlorzinklauge
mit carbolsä'urehaltigem Teeröl zu verbessern.
Über die verschiedenen Imprägnierungsflüssig-
keiten vgl. Dinglers Polytechnisches Journal,
Bd.271; vgl. ferner Vuresch, Der Schutz des Holzes
gegen Fäulnis (2. Aufl., Dresd. 1880); Heinzerling,
Die Konservierung des Holzes (Halle 1885).
Holzläufe (?80ciäa6), eine zu den ^orroäeutia
(s. d.) gehörige Familie von nur wenige Millimeter
langen Geradflüglern. Die H. sind teils geflügelt,
wie die langfühlerige Holzlaus (?8oou8 lonZi-
coi-nig 2^.; f. Tafel: Insekten IV, Fig. 15, ver-
größert), und leben an Bäumen und Sträuchern
meist an der Unterseite der Blätter von mikrosko-
pischen Pilzen, teils, wie die Staub laus (1i-oct68
äiviuHtorius MW.) und die Bücherlaus (^trop08
Mi8at0i-i3. ^,.), ungeflügelt und finden sich im
Staube zwischen alten Büchern, in Herbarien und
Insektcnsammlungen.
Holzmaffe, soviel wie Cellulose (s. d.); über
künstliche H. s. Holz, künstliches.
Holzmeßkunde oder Holzmehkunst, ein Teil
der Forstmathematik (s. d.).
Holzminden. 1) Kreis im Herzogtum Braun-
schweig, hat 573,87 ykm und (1890) 47 035 (23 843
männl., 23252 weibl.) E., darunter 45680 Evange-
lische, 980 Katholiken und 323 Israeliten, 5719
Wohnhäuser, 9839 Haushaltungen, 3 Städte und
69 Landgemeinden und umfaßt die Amtsgerichts-
bezirke H., Stadtoldendorf, Eschershausen und Otten-
stein. - 2) Kreisstadt im Kreis H., rechts derWeser,
der hier die Holzminde zugeht, am Fuße des Sollina,
in einem freundlichen Thale, an den Linien Magde-
burg-H. (186,4 km), H.-Soest (118,6 km) und H.-
Scherfede (49,2 km) der Preuß. Staatsbahnen.