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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Huber (Eugen) - Huber (Therese)
Huber, Eugen, schweiz. Rechtslehrer, geb. 13. Juli
1849 zu Stammheim im Kanton Zürich, promo-
vierte 1872 in Zürich, war 1873-75 Privatdocent
in Bern und folgte 1880 einem Rufe als außer-
ord. Professor für schweiz. Privatrecht nach Basel,
wo er 1881 zum ord. Professor befördert wurde.
Von da kam er 1888 nach Halle, 1892 nach Bern
und erhielt zugleich den Auftrag, den Entwurf zu
einem einheitlichen schweiz. Privatrecht auszu-
arbeiten. Um die fchweiz. Rechtswissenschaft machte
er sich verdient durch sein Hauptwerk "System und
Geschichte des fchweiz. Privatrechts" (4Bde., Vaf.
1886-93), das nach Anregung des schweiz. Juri st cn-
vereins auch die Unterstützung des Bundes gesunden
hatte. Vorher hatte er veröffentlicht: "Die fchweiz.
Erbrechte in ihrer Entwicklung feit der Ablöfung des
alten Bundes vom Deutschen Reiche" (Zür. 1872),
"Studien über das eheliche Güterrecht der Schweiz"
(Bern 1874), "Das kölnische Recht in den zährin-
gifchen Städten" (Bas. 1881), "Die histor. Grund-
lage des ehelichen Güterrechts der Verncr Hand-
feste" (ebd. 1884), "Das Friedensrichteramt und die
gewerblichen Schiedsgerichte im fchweiz. Recht"
(ebd. 1886). Er ist fett 1882 Mitherausgeber der
"Zeitschrift für fchweiz. Recht".
Huber,Francois,Naturforfcher, geb.2.Iuli1750
zu Genf, erblindete bereits im Jünglingsalter,
studierte besonders mittels sinnreich ausgedachter
Bienenstöcke von Glas die Naturgeschichte der Bienen.
Aus den übereinstimmenden Beobachtungen seines
Bedienten und anderer Freunde, die an seinen Stu-
dien teilnahmen, zog er die Ergebnisse, die er zuerst
in Briefen an Bonnet u. d. T. "^0iiv6ii68 odLer-
vL.ti0UL LUl 163 äd6ill68" (Genf 1792; 2. Aufl.,
2 Bde. mit Atlas, 1814) veröffentlichte. Mit
Sennebier machte er dann die Beobachtungen über
das Keimen der Samen, die in den "^"moii^L sur
i'inüliLuce äs I'kii- 6t ä68 äiv6i'868 8ud3taiicL3
Aa26U868 äiM8 1a ßoruiiuNtion äs äiü'6i'6iit68
^raiii68" (Genf 1801) niedergelegt sind. Sein?
spätern Beobachtungen über die Bienen finden sich
in der neuen Ausgabe der erwähnten Schrift (2 Bde.,
Par. und Genf 1814). Er starb 21. Dez. 1831 in
Pregny bei Genf.
Jean Pierre H., Sohn des vorigen, geb.
23. Jan. 1777 in Genf, gest. 22. Dez. 1840 in Uver-
don, hat eine Reihe von Beobachtungen über die
Lebensart von Insekten (Hummeln, wilde Bienen,
Käfer, Blattwespen u. s. w.) sowie das noch heute
maßgebende Werk "K6c1i6rcii63 8ur 168 inwnrL äsä
louirriig inäi^en68" (Par. 1810) veröffentlicht.
Huber, Johs., kath. Philofoph, Führer der Alt-
latholiken, geb. 18. Aug. 1830 zu München, wo er
studierte und sich 1855 habilitierte sowie 1859auher-
ord., 1864 ord. Professor der Philosophie wurde und
19. März 1879 starb. H. gehörte zu den entschieden-
sten Gegnern des Ultramontanismus; schon seine
"Philosophie der Kirchenväter" (Münch. 1859)
tam auf Betreiben der Jesuiten auf den Inder,
während fein noch freisinnigeres Werk "Johannes
Scotus Erigena" (Münch. 1861) auffallenderweife
ohne Cenfur blieb. Mit Entschiedenheit bekämpfte
H. das Vatikanische Konzil; neben Döllinger und
Friedrich war er Mitverfasser der Auffehen erregen-
den Schrift: "Der Papst und das Konzil, von Ianus"
(Lpz. 1869); gegen Hergenröther^ "Antijanus"
schrieb er "Das Papsttum und der ^taat" (Münch.
1870) und "Die Freiheiten der franz. Kirche" (ebd.
^0). Seit 1871 stand H. an der Spitze der alt-
Brockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. IX.
kath. Bewegung in Bayern. Gegen den Ultramon-
tanismus ist gerichtet: "Der Iefuitenorden nach
feiner Verfassung und Doktrin, Wirkfamkeit und
Gefchichtc" (Berl. 1873). Erwähnung verdienen
auch: "Das Verhältnis der deutfchen Philofophie
zur nationalen Erhebung" (Berl. 1871), "Die Lehre
Darwins kritisch betrachtet" (Münch. 1871), "Der
alte und der neue Glaube. Ein Bekenntnis von
D. Strauß, kritisch gewürdigt" (Nördl. 1873), "Die
religiöse Frage, wider E. von Hartmann" (Münch.
1875), "Zur Krilik moderner Schöpsungslebven"
(ebd. 1875), "Der Pessimismus" (ebd. 1876). - Vgl.
Zirngiebl, Johannes H. (Gotha 1881).
Huber, Ludw. Ferd., belletristischer und polit.
Schriftsteller, geb. 14. Sept. 1764 zu Paris, kam
in feinem zweiten Jahre mit feinen Eltern nach
Leipzig, wurde mit Christian Gottfr. Körner und
durch diesen 1785 mit Schiller in Leipzig be-
freundet. 1788 wurde er Legationssekretär bei der
fächf. Gesandtschaft zu Mainz. Mit Aufopferung
feiner amtlichen Stellung nahm er sich seit 1793
der verlassenen Familie feines Freundes Georg
Forster (s. d.) an, dessen Witwe Therese (s. Huber,
Thcrese) er 1794 heiratete, ließ sich dann in dem
Dorfe Vosle bei Neuchatel nieder und wendete sich
der Schriftstellerei, besonders der politischen zu, bis
er 1798 nach Stuttgart ging, wo er die Redaktion
der "Allgemeinen Zeitung" übernahm. 1803 zog
er nach Ulm und wurde 1804 Landesdirektionsrat
in der Sektion des Schulwesens der neuen bayr.
Provinz Schwaben. Er starb 24. Dez. 1804. Früh
zog ihn besonders die engl. Litteratur an; er gab
das Schauspiel "Ethelwolf" mit Bemerkungen über
Beaumont und Fletcher und das ältere engl. Theater
heraus (Dessau 1785). Auch bereicherte er die deutsche
Bühne mit guten Bearbeitungen franz. Lustspiele.
Dahin gehören: "Offene Fehde" (Mannh. 1788),
"Der tolle Tag, oder Figaros Hochzeit" (Lpz. 1785),
"Die Abenteuer einer Nacht" (Mannh. 1789) und
andere in seinem "Neuern franz. Theater" (3 Bde.,
Lpz. 1795-97; 2. Aufl., Frankf. 1819). Von feinen
Originalschauspielen hatte "Das heimliche Gericht"
(neue Aufl., Verl. 1795) Erfolg. Glücklicher war H. in
feinen "Erzählungen" (3 Sammlungen, Vraunschw.
1801-2), doch hatten die seit 1793 unter seinem
Namen erschienenen meist seine Gattin zur Ver-
fasserin. Seine "Sämtlichen Werke seit 1802"
(4 Bde., Tüb. 1806-19) wurden von seiner Gattin
herausgegeben und mit seiner Biographie begleitet.
In der Kunstkritik nahmen seine Recensionen in der
"Allgemeinen Litteraturzeitung", welche in seinen
"Vermischten Schriften" (2 Bde., Verl. 1793) wieder
abgedruckt wurden, einen ehrenvollen Rang ein.
Außerdem sind zu erwähnen: "Friedensprälimina-
rien" (10 Bde., Verl. 1793-96). Auch war er Her-
ausgeber der "Klio" und der "Europ. Annalen".
Huber, Therese, die Gattin von Ludwig Ferdi-
nand H. (s. d.) und Mutter von Victor Aime" H.,
geb. 7. Mai 1764 zu Göttingen, war die Tochter
des Altertumsforschers Heyne, verheiratete sich
1784 mit Georg Forster (s. d.), folgte diesem nach
Polen und drei Jahre fpäter nach Mainz. Als
1792 die Heere der franz. Republik in Deutschland
einbrachen und Forster im Interesse Frankreichs
zu wirken begann, sendete er seine Gattin mit
ihren beiden Kindern nach Strahburg, von wo sie
nach Neuchatel übersiedelten. Forster, der sich als
Deputierter des neuen franz. Rheindepartements
nach Paris begeben hatte, sah sie und seine Kinder
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