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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Huber (Victor Aimé) - Hubertusburg
noch einmal am Schlüsse des 1.1793 zu Motiers-
Trabers an der franz. und schweiz. Grenze und über-
gab sie seinem Freunde L. F. Huber, der bei dieser
Zusammenkunft zugegen war und nach Forsters Tode
1794 sich mit der Witwe verheiratete. Ihre ersten
schriftstellerischen Arbeiten erschienen unter dem Na-
men ihres zweiten Gatten. Nach dessen Tode <1804)
lebte sie bis 1814 bei ihrem Schwiegersohn, einem
angesehenen Beamten in Bayern, dann in Stutt-
gart, übernahm hier 1819 die Redaktion des "Mor-
genblattes" und siedelte 1824 nach Augsburg über,
wo sie 15. Juni 1829 starb. "Forsters Briefwechsel"
gab sie nebst Nachrichten von seinem Leben (2 Bde.,
Lpz. 1828-29) heraus. Ihre "Erzählungen" er-
schienen nach ihrem Tode in einer von ihrem Sohne
veranstalteten Sammlung (6 Bde., ebd. 1830-33).
^ Huber, Victor Airns, Literarhistoriker und poli-
tisch-socialer Schriftsteller, Sohn der voriqen, geb.
10. März 1800 zu Stuttgart, studierte inNürzburg
und Göttingen Medizin und neuere Sprachen, hielt
sich 1821 in Paris auf und bereiste darauf bis
1823 Spanien, Portugal, Schottland und England.
Seit 1826 nahm er wieder einen längern Aufent-
halt in Frankreich, wurde 1828 Lehrerin der Han-
delsschule, später an dem Gymnasium zu Bremen,
1833 Professor der Litteraturgeschichte und neuern
Geschichte an der Universität Rostock und 1836 ord.
Professor der abendlttnd. Sprachen und Litteraturen
mVcarburg, von wo er 1843 in gleicher Eigenschaft
nach Berlin übersiedelte. 1851 zog er sich nach
Wernigerode am Harz zurück und starb 19. Juli
1869 in dem nahe gelegenen Flecken Nöscherode. H.
gehörte zu den gründlichsten Kennern der span. und
enal. Litteratur in Deutschland. Außer dem "Span.
Lesebuch" (Brem. 1832) und dem "Engl. Lesebuch"
(ebd. 1833) bekunden dies vor allem "Die Geschichte
des Cid" (ebd. 1829), "^bronick äol (Mv Warb.
1844) und "v6 primitiva. calitii6N3,ruin popula-
riiiiu 6picaruui (vul^o romances) apuä IiigMiwZ
kormA." (Berl. 1844). Vortrefflich sind seine "Skiz-
zen aus Spanien" (Tl. 1 u. 2, Gott. 1828 - 33;
Tl. 1, 2. Aufl. 1845; Tl. 3 in 3 Abteil., Bremen
1833). Unter seinen übrigen litlerarbistor. Arbeiten
ragen hervor "Die neuromantische Poesie in Frank-
reich" (Lpz. 1833) und "Die engl. Universitäten"
(2 Bde., Cass. 1839-40). Als einer der ersten Wort-
führer einer streng konservativen Partei in Preu-
ßen begründete er die Zeitschrift "Ianus. Jahr-
bücher deutscher Gesinnung, Bildung und That"
(1845-48). Denselben Anschauungen und Tenden-
zen diente auch eine Reihe kleinerer Schriften. Als
?s H. nicht gelang, in den Reihen der konservativen
Partei tiefere Teilnahme für die socialen Fragen
Zu erwecken, fagte er sich offen von chr los und griff
ne in mehrern Broschüren sz. V. "Bruch mit der
Revolution und Ritterschaft", Verl. 1852) lebhaft
an. Später war er besonders thätig als Leiter der
Gemeinnützigen Vaugesellschaft und im Dienste der
Innern Mission. - Vgl. Ewers, Victor Aime' H.
Sein Werden und Wirken (2 Tle., Vrem. 1872-74).
Huberta, der 260. Planetoid.
Hubertus, der Heilige, um 700-728 Bischof
von Lüttich. Er war verheiratet und hatte einen
Sohn, Florebert, der ihm auf dem Vischofsstuhl
folgte. Nach der spätern Legende war er der Sohn
des Herzogs Vertrand von Guyenne, ledte an den
Hoflagern des frank. Königs Theoderich lii. und
Pippins von Heristal, wo er einen weltlichen Wan-
del führte und namentlich dem Waidwerk huldigte.
Als er einst am Feiertage iagte, erschien ihm ein
Hirsch mit einem goldenen Kreuz zwischen dem Ge-
weih. Dadurch zur Buße geführt, begab sich H. zum
Bischof Lambert, darauf nach Rom zum Papst Ser-
gius I., der, in einer Vision von Lamberts Tode
unterrichtet, ihn zu dessen Nachfolger weihte. Zu
Ehren seines Vorgängers erbaute H. in Lüttich die
prächtige Lambertikirche. Er starb 728 und wurde
in der Peterskirche zu Lüttich beigesetzt. 744 wur-
den seine Gebeine in die Lambertikirche, 825 in das
Kloster Andoin in den Ardennen übergeführt. H. ist
der Patron der Jäger, weshalb auch an seinem Ge-
dächtnistage, 3. Nov. (Hubertustag), noch jetzt
große Jagden (Hubertusjagden) abgehalten
werden. - Vgl. Heggen, Des heiligen H. Leben
und Wirken (Elberf. 1875).
Hubertusbad, Bad bei Thale (s. d.).
Hubertusburg, früher kurfürstl. Jagdschloß in
der Amtshauptmannschaft Oschatz der sächs. Kreis-
hauptmannschaft Leipzig, zum Dorfe Wermsdorf
gehörig, in 188 m Höhe, hat (1890) 2149 E. Das
Schloß wurde 1721 von Kurfürst Friedrich August 1.
erbaut, 1760 aber durch die Preußen bis auf die
kath. Kapelle zerstört, nachher notdürftig für Mili-
tärzwecke wiederhergestellt. Die in einigen Hinter-
gebäuden des Schlosses 1774 angelegte königl.
Steingutfabrik ward 1835 verkauft, 1849 aber wieder
zu Landesanstaltszwecken zurückgekauft. Seit 1838
verlegte man nach H. verschiedene Straf- und Ver-
sorgungsanstalten, errichtete neue Gebäude dazu
und umgab das ganze, etwa 2 1cm umfassende Ge-
biet mit einer Mauer. Gegenwärtig ist das eigent-
liche Jagdschloß, welches bis 1877 als Militär-
magazin benutzt wurde, mit Irren belegt. Nach Ver-
legung der Strafanstalten 1874 verblieben in H.
nur noch Versorgungs- bez. Pfleg- und Erziehungs-
Anstalten, von denen inzwischen jedoch auch einzelne
wieder verlegt wurden; so die Erziehungsanstalt für
schwachsinnige Kinder und die Station für blöd-
sinnige Kinder nach Großhennersdorf und Nossen,
die Blindenvorschule nach Moritzburg, die Anstalt
für epileptische Männernach Hochweitzschen. Gegen-
wärtig befinden sich in H. noch 2 Irrenanstalten
(für Männer und für grauen), das Landeskranken-
haus mit Siechenabteüung für Körperkranke und
Sieche beiderlei Geschlechts und das Landeshospital
für Alte und Gebrechliche beiderlei Geschlechts.
Letzteres ist eine von der Staatsregierung ver-
waltete landesherrliche Stiftung. Außerdem ist
1888 noch ein Pfleghaus zur Ausbildung von
Pflegeschwestern für den Landesanstaltsdienst er-
richtet worden. Die Zahl der in der Anstalt Unter-
gebrachten beträgt fast 2000; zur Unterhaltung des
den Namen Vereinigte Landesanstalten führenden
Ganzen werden aus Staatsmitteln jährlich etwa
'/"l Mill. M. verausgabt. - Vgl. Bergsträßer, Die
königlich sächs. Strafanstalten. Insbesondere die
Strafanstalten zu H., nebst einer Geschichte des
Schlosses u. s. w. (Lpz. 1844); Riemer, Das Schloß
H. sonst und jetzt (Oschatz 1881); Verling, Die
Fayence- und Steingutfabrik H. (Dresd. 1891).
Im Schlosse H. unterzeichneten 15. Febr. 1763
Preußen, Österreich und Sachsen den sog. Huber-
tus bürg er Frieden, welcher den Siebenjährigen
Krieg beendigte, nachdem zu Paris 10. Febr. 1763
zwischen Großbritannien, Frankreich, Syanien und
Portugal der Friede zu stände gekommen war.
Maria Theresia entsagte allen ihren Ansprüchen
auf die in den Friedensschlüssen zu Vreslau und