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Hugo (von Montfort) - Hugo (Victor Marie)
vestiturstreit. Er schrieb eine Chronik (bis 1102) in zwei Büchern, von denen das erste nur durch einige merkwürdige Bruchstücke älterer Werke Wert hat, das zweite aber dadurch, daß es viele Urkunden enthält und H.s eigene Erfahrungen und Erkundigungen mitteilt, freilich in ganz ungeordneter Weise und oft mit zu großer Leichtgläubigkeit. Die Chronik hat Pertz in den «Monumenta Germaniae historica» (Bd. 8) herausgegeben. – Vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen, Bd. 2 (6. Aufl., Berl. 1893).
Hugo von Montfort, deutscher Dichter, geb. 1357, aus dem vornehmen und mächtigen Geschlecht der Grafen von Montfort-Bregenz, führte ein politisch und kriegerisch bewegtes Leben, war 1381 und öfter österr. Kriegshauptmann, Landvogt in der Schweiz, 1413‒16 Landeshauptmann von Steiermark und starb 4. April 1423. Seine Lieder und poet. Briefe, die meist seinen (drei) Gemahlinnen gelten, wurzeln ebenso wie seine politischen, memoirenhaften oder lehrhaften Reden in der höfischen Ritterdichtung, wie sie Hadamar von Laber und der jüngere Titurel vermittelten, ohne in Stil und Metrik den formellen Verfall und die geschmacklos realistische Manier seiner Zeit zu verleugnen. Ausgabe von Wackernell (Innsbr. 1881).
Hugo von Sankt Victor, Theolog, wahrscheinlich aus dem Geschlecht der ehemals am Harz ansässigen Grafen von Blankenburg und Regenstein, geb. um 1097, ward im Konvent zu Hamersleben gebildet, trat 1115 in die Schule des Augustinerklosters St. Victor bei Paris ein und wurde später deren Vorsteher. Er starb 11. Febr. 1141. Seine mystische Richtung, die in der von ihm begründeten Theologie von St. Victor fortlebte und ihn zum Freunde Bernhards (s. d.) von Clairvaux machte, tritt am entschiedensten hervor in den Schriften «De arca morali», «De arca in mystica», «De vanitate mundi». Die beste Ausgabe seiner Schriften erschien Rouen 1648. –Vgl. Liebner, H. von St. Victor und die theol. Richtungen seiner Zeit (Lpz. 1832); J. Bach, Dogmengeschichte des Mittelalters, Bd. 2 (Wien 1875); Hauréau, Les œuvres de Hugues de St. Victor (2. Aufl., Par. 1886), L’Huillier, Vie de St. Hugues (Solesm. 1888).
Hugo von Trimberg, Dichter, von einem Dorfe im Würzburgischen so genannt, geb. um 1230 zu Werna, seit 1260 Magister und Rektor der Schulen in der Theuerstadt, einer Vorstadt von Bamberg, gest. nach 1313, ist bekannt als der Verfasser des «Renner» (hg. von dem Bamberger Historischen Verein, Bamb. 1833‒36), eines seinerzeit sehr beliebten, in vielen Handschriften erhaltenen Lehrgedichts, das er 1300 vollendete, aber noch bis 1313 mit mancherlei Zusätzen versah. Seine Dichtung, die ein älteres unvollendetes Werk, den «Samner» (Sammler, 1266 verfaßt), erweiterte, beruht mehr auf theol. Werken, dem Freidank und andern litterar. Quellen, als auf scharfer Lebensbeobachtung; ein bitterer Feind aller profanen und höfischen Dichtung, von streng geistlicher Gesinnung, handelt der weltverdrossene Greis abstrakt und allegorisch mit vielen Citaten die sieben Todsünden in breiter, schlecht disponierter Ausführung ab, die seine Altersschwäche nicht verkennen läßt. In seiner Jugend hatte er drei weltliche und fünf geistliche deutsche Büchlein verfaßt, die nicht erhalten sind; von seinen vier lat. Werken erhielt sich die «Laurea Sanctorum» und das «Registrum multorum auctorum» von 1280 (hg. von Huemer, Wien 1888), ein wertvolles, versifiziertes, für Schüler bestimmtes Verzeichnis der besten Schriftsteller. – Vgl. Wölfel in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 28.
Hugo, Gustav, Ritter von, Jurist, geb. 23. Nov. 1764 zu Lörrach im Badischen, studierte 1782‒85 zu Göttingen und wurde daselbst 1788 außerord., 1792 ord. Professor der Rechte, 1819 Geh. Justizrat und starb daselbst 15. Sept. 1844. Er ist nebst Savigny und Haubold der Begründer der Historischen Rechtsschule in Deutschland und durch gründliches Quellenstudium des röm. Rechts ausgezeichnet. Sein Hauptwerk ist das «Lehrbuch eines civilistischen Kursus» (7 Bde., Berl. 1792 fg.); daran schließt sich sein «Civilistisches Magazin» (6 Bde., ebd. 1814‒37), das treffliche litterar.-kritische Beiträge zur röm. Rechtsgeschichte und andern Fächern enthält, samt der Beilage «Beiträge zur civilistischen Bücherkenntnis der letzten 40 Jahre» (2 Bde., ebd. 1828‒29; Bd. 3,1845). – Vgl. Eyssenhardt, Zur Erinnerung an G. H. (Berl. 1845).
Hugo (spr. ügoh), Victor Marie, franz. Dichter, geb. 26. Febr. 1802 zu Besançon als zweiter Sohn des Obersten Sigisbert H., der später General und Graf des Kaiserreichs wurde, und einer Bretonin, geborenen Sophie Trébuchet aus Nantes. Er verbrachte seine erste Jugend teils in Italien und Spanien, teils in Paris in einem ehemaligen Kloster der Feuillantinnen. Vom Vater zum Eintritt in die Polytechnische Schule bestimmt, trieb der junge H. mit Erfolg Mathematik. Schon 1817 nahm er mit einem Gedicht über das Thema «Les avantages de l’étude» an einer akademischen Preisbewerbung teil und wurde durch eine ehrenvolle Erwähnung ausgezeichnet. 1818 erlaubte sein Vater ihm, sich ganz der Litteratur zu widmen. Eine Ode auf die Bildsäule Heinrichs Ⅳ., eine andere auf die «Jungfrauen von Verdun» und eine dritte auf «Moses am Nil» wurden 1819 und 1820 von der Akademie zu Toulouse gekrönt und der Dichter zum Maître ès jeux floraux ernannt. Bald darauf erschien seine erste Gedichtsammlung «Odes» (1821), welcher die «Nouvelles odes» (1824) und «Odes et ballades» (1826) folgten. Diese Poesien, obgleich in der Form noch klassisch, lassen doch in der Versbehandlung schon den Einfluß A. Chéniers erkennen, der sich mit einem ursprünglichen Schwung der Sprache und ungewohnter Kühnheit der Bilder verbindet. Ludwig ⅩⅧ. bedachte um diese Zeit (1823) den königstreuen Sänger, für dessen polit. und religiöses Fühlen und Denken damals Châteaubriand maßgebend war, mit einem Jahresgehalt von 1500 (später 3000) Frs. H. verheiratete sich mit Adele Foucher (1822) und veröffentlichte den Roman «Han d’Islande» (4 Bde., 1823), der wie der folgende «Bug Jargal» (1826), als ein ohne dichterische Selbstbeherrschung entstandenes Erzeugnis überhitzter Einbildungskraft, schon zeugt für den bedenklichen Hang seiner Dichternatur, durch das Übertriebene, Grauenvolle und grelle Gegensätze zum Großen und Bedeutenden zu gelangen. Der Bruch mit dem Klassicismus ließ nicht auf sich warten, mit dem Buchdrama «Cromwell» (1827), dessen Vorrede, ein merkwürdiges und anspruchsvolles Gemisch aus wahren und falschen Aperçus, die ästhetische Theorie der neuen Schule entwickelt, und mit der Gedichtsammlung «Les Orientales» (1829) wurde H. das Haupt der Romantiker. Führte die Absage an die klassische Überlieferung zu Stücken wie «Cromwell», die keinen dramat. Lebensnerv hatten und