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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hugschapler; Hugues; Hühner

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Hugschapler - Hühner

er kurz vorher in zornsprühender Ode die Vendômesäule gegen die Communards verteidigt hatte, in einem 26. Mai an den Redacteur der «Indépendance Belge» gerichteten Briefe für die Commune ein, mußte aber die Stadt verlassen und kehrte nach einem kurzen Aufenthalt in London nach Paris zurück, wo er bei den Senatorwahlen 30. Jan. 1876 für das Depart. Seine gewählt wurde. Die Schrecknisse des Deutsch-Französischen Kriges schilderte er in grell poet. Form in «L’année terrible» (Par. 1872); darauf folgte der Revolutionsroman «Quatre-vingt-treize» (3 Bde., ebd. 1874; deutsch von Schneegans, 3 Bde., Straßb. 1874), und u. d. T. «Actes et paroles» (3 Bde., Par. 1875‒76; deutsch im Auszug, Stuttg. 1876) gab er ein Memoirenwerk über sein Leben von 1841 ab heraus; diesem folgte «L’histoire d’un crime» (2 Bde., 1877‒78), die Geschichte des Staatsstreichs vom 2. Dez. von einem Augenzeugen, und das lyrische Familiengemälde «L’art d’être grand-père» (1878) und «La pitié suprême» (1879) für Begnadigung der Verbrecher der Commune. H. starb 22. Mai 1885 in Paris und wurde 1. Juni im Panthéon beigesetzt. Nach seinem Tode erschienen noch «Œuvres inédites» (1886 fg.), «Théâtre en liberté» (1886) und «Toute la lyre» (hg. von Vacquerie und Meurice, 2 Bde., Par. 1889), eine Sammlung von vielen mittelmäßigen und einigen guten im Nachlaß vorgefundenen Poesien. Als Haupt der romantischen Schule in Frankreich hat H. an die Stelle litterar. Tradition, die von klassischen Mustern nur noch den äußern Zuschnitt bewahrte, die freie Wahl des Stoffs und die ungehinderte Bewegung des Geistes gesetzt und so in die Dichtkunst wieder Kraft und eigenes Leben gebracht. Daß diese Reaktion gegen die fesselnde Regel und Konvenienz bei ihm und seinen Nachahmern zu Übertreibungen führte, war fast unvermeidlich. Seine «Œuvres complètes» erschienen in 48 Bänden (Par. 1880‒89)und in 40 Bänden («Édition nationale», ebd. 1886). Interessante lebensgeschichtliche Nachrichten enthält die anonyme Schrift seiner 1868 zu Brüssel gestorbenen Frau: Victor H., raconté par un témoin de sa vie (2 Bde., Par. 1863 u. d.; deutsch von Diezmann, 2 Bde., Lpz. 1863). – Vgl. Barbou, Victor H. et son temps (Par. 1881; neue Aufl. u. d. T.: La vie de V. H., 1885; deutsch von Weber, Lpz. 1882); Asseline, Victor H. intime (Par. 1885); Ulbach, La vie de Victor H. (1886); Stapfer, Racine et Victor H. (Par. 1887); Schmeding, Victor H. (Braunschw. 1887); Weber, Les manifestes littéraires de Victor H. (Berl. 1890); Ch. Renouvier, V. H. le poète (Par. 1893).

Des Dichters Söhne Charles Victor H. und François Victor H., geb. zu Paris, der erste 2. Nov. 1826, gest. 16. März 1871 in Bordeaux, der zweite 22. Okt. 1828, gest. 26. Dez. 1876 in Paris, traten nach der Februarrevolution als Journalisten auf. Bis 1851 arbeiteten sie für das von ihrem Vater begründete Tageblatt «L’Événement», und teilten nach dem 2. Dez. freiwillig dessen Verbannung. Charles schrieb «Le cochon de Saint-Antoine» (3 Bde., Par. 1857), «La bohème dorée» (2 Bde., ebd. 1859), «La chaise de paille» (ebd. 1859) u. s. w. François verfaßte histor. Werke, z. B. «L’île de Jersey» (1857), und übersetzte Shakespeare (13 Bde., Par. 1860 fg.).

Hugschapler, vielgelesenes deutsches Volksbuch, durch Elisabeth (s. d.) von Lothringen aus dem Französischen übersetzt, erzählt, wie der Metzgersohn H. (Hugo Capet) sich durch seine Mannhaftigkeit die Krone erwirbt (gedruckt Straßb. 1500; erneuert von Simrock in den «Deutschen Volksbüchern»).

Hugues (spr. ühg), Clovis, franz. Politiker und Publizist, geb. 3. Nov. 1851 zu Menerbes (Depart. Vaucluse), widmete sich der journalistischen Laufbahn und wurde wegen eines 1871 in der Zeitung «La Fraternité» veröffentlichten Artikels vom Kriegsgericht zu drei Jahren Gefängnis und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Erst Ende 1875 kam er wieder frei. Er wurde nun Mitarbeiter der «Jeune République», tötete 1877 im Duell einen Redacteur des bonapartistischen Blattes «L’Aigle», wurde deshalb 1878 vor Gericht gezogen, aber freigesprochen. 1881 wurde er vom zweiten Wahlbezirk von Marseille in die Kammer gewählt, wo er zur äußersten Linken gehörte. 1888 schloß er sich den Boulangisten an und betrieb im «Intransigeant» aufs eifrigste die Revision der Verfassung. 1889 verzichtete er auf sein Mandat, wurde aber 1893 wieder gewählt. H. hat einige Gedichtsammlungen veröffentlicht: «La petite muse» (1877), «Poèmes de prison» (beide 1875), «Les soirs de bataille» (Par. 1883), «Les jours de combat» (1883) sowie die Romane «Madame Phaéton» (1888), «Monsieur le gendarme» (1891). Außerdem schrieb er die Dramen «Une Étoile» und «Le sommeil de Danton» (1889). Seine Gattin wurde dadurch bekannt, daß sie 27. Nov. 1884 im Justizpalast den Journalisten Morin, der sie verleumdet hatte, erschoß. In dem darauffolgenden sensationellen Prozeß wurde sie 8. Jan. 1885 von dem Geschworenengericht freigesprochen.

Hühner, echte (Gallinae), auch Kammhühner genannt, eine Unterfamilie der Fasanvögel (s. d.), deren Typus aus einer Gattung (Gallus) besteht. Die echten H. unterscheiden sich von ihren nächsten Verwandten, wie z. B. den Fasanen, durch nackte, schlaffe Hautlappen, die am Kinn herabhängen, einen Fleischkamm oder Federbüschel auf dem Kopfe, schmale Spitzfedern am Halse, Sporen beim Männchen an den starken Füßen, deren Hinterzehe den Boden nur mit dem Nagel berührt. Die (6) wilden Arten dieser Gattung leben alle in Ostindien und auf den Sunda-Inseln in den Wäldern. Wie unser Haushuhn (s. d.) bilden sie auch Familien, die aus einem Hahne, 20 und mehr Hennen und den Küchlein bestehen, und sind scheu und flüchtig.

Die speciell für die Geschichte des Haushuhns wichtigste Art ist das Bankivahuhn (Gallus ferrugineus Gm., s. Tafel: Hühnervögel Ⅰ, Fig. 5), das in Indien und Java vorkommt und etwa die Größe eines kleinen Landhuhns besitzt. Sein Kamm ist gezackt und der Hals von einem Kragen goldbrauner Federn umgeben. In den europ. Tiergärten ist es nicht häufig, ebenso wie die nachstehenden Arten: 1) Das Gabelschwanzhuhn (Gallus varius Shaw) von Java. An der Kehle trägt es einen unpaaren Hautlappen. Sein Kamm ist ganzrandig, am Grunde blau, nach dem Rande zu auch violett in rot übergehend. 2) Das Bronzehuhn (Gallus aeneus Tem.), ebenfalls von Java, größer als das vorige, durch den Besitz des einfachen Kehllappens und den ungezackten Kamm ihm gleichend. 3) Das Sonneratshuhn (Gallus Sonnerati Tem.) aus Südindien mit gezacktem Kamm. Die Federn des Halses und der Flügeldecken enden in einer breiten, wachsglänzenden Platte. 4) Das Dschungelhuhn (Gallus Stanleyi Gray) von Ceylon mit schwachgezacktem Kamm.