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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hülsen - Hultsch
äußerlich durch quere Streifen oder Einschnürungen
angedeutet, so erscheint die Frucht gegliedert. Man
nennt deshalb die gefächerte H. Gliederhülse
si0M6nwm). Sie springt nicht auf, sondern sie
bleibt entweder geschlossen oder zerspringt zur Reife-
zeit in so viele Stücke, als Fächer vorhanden sind.
Hülsen, Pstanzengattung, s. Ii6x.
Hülsen, Botho von, Theaterintendant, geb.
10. Dez. 1815 zu Berlin, wurde 1834 Osfizier und
1851 Generalintendant des Hoftheaters zu Berlin,
eine Stellung, die sich 1866 noch dadurch erweiterte,
daß seine Machtbefugnis auch auf die königl. Theater
in Cassel, Wiesbaden und Hannover ausgedehnt
wurde. Er behauptete sich in dieser Stellung bis
zu seinem am 30. Sept. 1886 in Berlin erfolgten
Tode. H. bewährte sein Verwaltungstalent m rüh-
menswerter Weise; zuverlässig, pünktlich waren
seine Entscheidungen. Sein Vorbild blieb nicht ohne
Einfluß auf andere Vühnenleitungen; als lang-
jähriger Präsident des Deutschen Vühnenkartell-
vereins konnte er nach den verschiedensten Seiten
hin wirken. Seine Fürsorge für die Schaufpieler
bewies er durch Stiftung der Perseverantia 1855,
und es war ganz in seinem Sinne, daß ihm bei
seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum eine Hül-
fen-Stiftung, ein Fonds zur Unterstützung be-
dürftiger Vühnenmitglieder, überwiefen wurde. -
H.s Gattin, HelenevonH., geborene Gräfin Hae -
feler, geb. 16. Febr. 1829 zu Vlankenfelde, hat
Gedichte ("Aus Herz und Leben" unter dem Pseu-
donym Helene, 1867), Skizzen, Novellen und Ro-
mane ("Elimar", 2. Aufl. 1880; "Nemesis", 1883;
"Bilder aus der modernen Welt", 1882) und aus
dem Nachlasse ihres Gatten "Unter zwei Königen.
Erinnerungen" (Berl. 1888) veröffentlicht. Sie starb
8. Mai 1892 in Berlin.
Hülsenfrüchte, Hülse ngewächse, Haupt-
gruppe der Gemüse (s. d.), zu der Familie der Legu-
minosen (s. d.) gehörige Pflanzen, deren Samen den
Menschen und den Tieren zur Nahrung dienen.
Hierzu gehören die Erbse, die Linse, die Kichererbse,
die Platterbse, die Bohne, die Lupine, die Nicke u. a.
Die Hülse einiger H., namentlich der Bohne und
Erbse, wird, solange die Samen noch nicht ausgereift
und die Hülfen noch grün sind, als wohlschmecken-
des und meist leicht verdauliches Gemüse gegessen.
Die reifen Früchte der Erbfen, Linfen, Bohnen bie-
ten, weil sie in dem Legumin einen stark eiweiß-
haltigen Stoff enthalten, sehr beachtenswerte Nah-
rungsmittel, die an Stickstoff reicher sind als die
Getreidesorten und deshalb die Fleifchnahrung
wenigstens teilweife zu erfetzen im stände sind.
An eiweißhaltigen Stoffen enthalten Erbsen, Boh-
nen und Linsen 22-26 Proz., an Stärkemehl 52-
55, an Fett 1,9-2,5, an Kali 0,50-1,00, an Phos-
phorsäure 0,60-0,90 Proz. Außerdem sind darin,
wenn auch in geringen Mengen, die andern für
den Bau des menschlichen bez. tierischen Körpers
notwendigen Stoffe wie Natron, Magnesia, Eifen,
Kieselsäure u. s. w. mitenthalten. Überraschend ist
die sehr geringe Menge von Chlornatrium (Koch-
salz).-Die H. gelten als weniger leicht verdaulich;
m Wirklichkeit sind dies jedoch nur die Hülfen und
wenn diefe nach dem Kochen mit Hilfe eines Siebes
getrennt (durchgeschlagen) sind, kann auch diese
weniger günstige Eigenschaft eines sonst ganz vor-
züglichen Nahrungsmittels leicht beseitigt werden.
Erbsen, Linsen und Bohnen lassen sich in trocknem
Zustandeleicht aufbewahren, halbreife Erbfen, ebenso
halbreife Bohnen (letztere in und mit ihren Hülsen),
in Blechbüchsen eingemacht, lange Zeit schmackhaft
erhalten. Für die Linfen gilt dies nicht; Wicken
dienen in unfern Klimaten wohl kaum als Nahrungs-
mittel für Menfchen, sondern (Vorzugsweife auch
nur im grünen Zustande) als Viehsutter. Der Anbau
der H. ist sehr verbreitet; sie verlangen indessen
immerhin ein gemäßigtes Klima und sind daher mit
Erfolg weder im hohen Norden noch in hochgelegenen
Gebirgsgegenden anzubauen. An der Versorgung
des Marktes mit H. sind nahezu alle Küstenländer
des Mittelmeers beteiligt..
Es liegen nur vereinzelt statist. Erhebungen vor.
Für Deutschland wird die jährliche Ernte an Erbsen
zu durchschnittlich 520000 t geschätzt, die an Lin-
sen, Bohnen und Wicken ist dagegen nicht einmal
schätzungsweise festzustellen. In Italien beträgt die
durchschnittliche Ernte 5125000ni imWertevonüber
98 Mill. Lire. Holland will 1887 an Erbsen 608 0001ü,
an Bohnen 837 000 dl geerntet haben. Für Rußland
wird 1889 die Erbsenernte zu 6161405 dl ange-
geben, denen 821605 dl in Polen hinzuzurechnen
sind. In Algier soll die Ernte der H. durchschnitt-
lich 31155 t betragen. Aus Österreich, Frankreich,
Spanien, ebenso aus der Türkei, in denen der Anbau
der H. stark vertreten ist, liegen statist. Erhebungen
nicht vor. Die Ausfuhr von H. aus dem kleinen
Bulgarien beläuft sich nach Abzug des eigenen Ver-
brauchs allein auf durchschnittlich 2233 t. - Im
Deutschen Reich werden zwar gegenwärtig noch große
Flächen im Acker- und Gartenbau mit H. besät, trotz-
dem hat die steigende Bevölkerung seit 1880 die Ein-
fuhr stetig zunehmen, die Ausfuhr sinken lassen. 1880
wurden eingeführt 30272 t im Werte von 5,63
Mill. M., 1892 bereits 100628 t im Werte von
17 Mill. M. Die Ausfuhr betrug 1880 noch 40352 t
im Werte von 8,07 Mill. M., war aber 1892 auf
1979 t im Werte von rund 0,5 Mill. M. gefallen.
Hülsengewächse, f. Hülfenfrüchte.
Hülfenwurm, f. Bandwürmer (Bd. 2, S. 364a).
Hülst (spr. hüllst), Stadt in der niederländ. Pro-
vinz Seeland, 26 km nordwestlich von Antwerpen,
an der Linie Mecheln-Terneuzen, Sitz der Zoll-
behörde, ist regelmäßig gebaut, hat (1891) 2424 E.,
ein stattliches Rathaus und eine got. Kirche, die seit
1807 zur Hälfte den Protestanten, zur andern den
Katholiken gehört. Im Freiheitskriege entrissen die
Niederländer und Spanier einander die Stadt mehr-
mals ; zuletzt 1645 blieb dieselbe im Besitz der erstern;
sie wurde ein Teil des sog. Staatenflandern.
Hultsch, Friedr., Philolog, geb. 22. Juli 1833
zu Dresden, studierte in Leipzig Philologie, wurde
1857 Lehrer an der Nikolaischule daselbst, siedelte
aber bald nach Zwickau über, von wo er nach drei-
jährigem Wirken an die Kreuzschule nach Dresden
berufen wurde. Letzterer stand H. seit 1868 als Rek-
tor vor, 1889 trat er in den Ruhestand. Er ist Mit-
glied der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften. Seine Hauptwerke sind: "Griech. und röm.
Metrologie" (Berl. 1862; 2. Aufl., ebd. 1882) und
die Ausgabe der "3ci'ii>t.oi'68 uiEti-olo^ici" (2 Bde.,
Lpz.1864-66); ferner die kritifchen Bearbeitungen
von Herons "(^somotrick 6t 8t6r60M6tri(H" (Berl.
1864), der Schrift des Cenforinus "1)6 äi6 nat^ii"
(Lpz. 1867), der "Hi8wriK6" des Polybius (4 Bde.,
Verl. 1867-72; Bd. 1 u. 3 in 2. Aufl. 188s-92),
der mathem. Sammlung des Pappus, deren Origi-
naltext zur größern Hälfte bisher noch unediert war
(3 Bde., ebd. 1876-78), die Ausgaben des Auto-