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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Huturu; Hutzelbrot; Hutzucker; Huxl.; Huxley; Huy; Huydecoper; Huyghens

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Huturu – Huyghens (Christian)

besonders den Gemeinweiden, im weiten Umfange ein Ende bereitet.

Huturu, Insel, s. Barrier-Islands.

Hutzelbrot, Hutzelwecken, Birnenwecken, in Süddeutschland übliches Weihnachtsgebäck aus gekochten und kleingeschnittenen Birnen und Pflaumen (Hutzeln, Hotzeln), die nebst Mandeln, Rosinen und Gewürz in einen Roggenmehlteig geknetet werden, aus dem man dann längliche Brote bäckt.

Hutzucker oder Brotzucker, s. Zuckerraffinerie.

Huxl., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Thomas Henry Huxley (s. d.).

Huxley (spr. höxlĕ), Thomas Henry, engl. Naturforscher, geb. 4. Mai 1825 zu Ealing in Middlesex, studierte Medizin in London. Als Hilfsarzt des Kriegsschiffs Rattlesnake beteiligte er sich 1846‒50 an einer Expedition nach Australien und der Torresstraße, wurde, nach England zurückgekehrt, 1851 zum Mitglied der Königlichen Gesellschaft gewählt, gab 1853 seine Stellung als Schiffsarzt auf, folgte 1854 Eduard Forbes auf dem Lehrstuhl der Naturgeschichte an der königl. Bergschule zu London und wurde zum Mitglied des Royal College of Science, South Kensington, ernannt, dessen Dekan er noch ist. 1855 wurde er zugleich Professor der Physiologie an der Royal Institution. Die Resultate der auf seiner Reise gemachten Untersuchungen legte er in «The oceanic hydrozoa» (Lond. 1858) und in zahlreichen Abhandlungen nieder. Er zeigte sich darin als ein Gesinnungsgenosse Charles Darwins und erregte besonders durch seine kühnen Theorien über den Ursprung des Menschengeschlechts in «Man’s place in nature» (Lond. 1863; deutsch von V. Carus, Braunschw. 1863) Aufsehen. Diesem Werke, in welchem der Nachweis geführt wird, daß die anatom. Verschiedenheiten, welche den Menschen vom Gorilla und Schimpanse scheiden, nicht so groß sind als die, welche den Gorilla von den niedrigsten Affen trennen, folgten die «Elements of comparative anatomy’» (Lond. 1864), «Lessons in elementary physiology» (ebd. 1866; neue Ausg. 1885; deutsch von Rosenthal, 3. Aufl., Hamb. 1891), die berühmte Abhandlung «The physical basis of life» (Lond. 1868), worin er seine Protoplasmatheorie entwickelte, eine Sammlung seiner kleinern Schriften und Vorlesungen u. d. T. «Lay sermons» (ebd. 1870; 2. Aufl. 1871), eine Sammlung seiner philos. und technolog. Fragen betreffenden Abhandlungen u. d. T. «Critiques and addresses» (1873), ferner «Hume» (1879), «Science and culture» (1881), ^[Fehlt: «] Controverted questions» (1892), «Evolution and ethics» (1893), «A manual of the anatomy of vertebrated animals» (1871; deutsch von Ratzel, Bresl. 1873), «Practical instruction in elementary biology» (mit Martin, Lond. 1875), «American addresses» (1877; deutsch von Spengel, Braunschw. 1879; 2. Aufl. 1882), «Anatomy of invertebrated animals» (1877; deutsch von Spengel, Lpz. 1878), sowie «The crayfish» (4. Aufl. 1884; deutsch in der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Bd. 48, Lpz. 1881) und «Physiography» (1877; 2. Aufl. 1880; deutsch in Bd. 63 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz. 1884). Von 1863 bis 1869 fungierte H. als Professor der vergleichenden Anatomie an dem College of Surgeons, 1869‒70 als Präsident der Geologischen und der Ethnologischen Gesellschaften, 1870 als Präsident der British Association for the promotion of Science, 1868‒72 als Mitglied des Londoner Schulrats und seit 1870 als Mitglied der königl. Kommission für Förderung des wissenschaftlichen Unterrichts. 1864‒66 war er Mitglied der königl. Fischerei-Kommission, 1881‒85 Inspektor der Lachsfängerei. 1884 wurde er Präsident der Royal Society, mußte aber 1885 diese Stelle krankheitshalber niederlegen. 1892 wurde er zum Mitglied des Geheimen Rates ernannt.

Huy (spr. üih), vläm. Hoey, Stadt in der belg. Provinz Lüttich, an beiden Ufern der Maas und des hier mündenden Hoyoux, an den Linien Lüttich-Namur der Nordbahn und Landen-Ciney der Staatsbahn, mit Waremme durch Dampftrambahn verbunden, hat (1890) 14486 E., eine sehr schöne got. Kollegiatkirche Notre-Dame mit großem Kirchenschatz und eine die ganze Gegend malerisch beherrschende, 1822 errichtete Citadelle, die mit Terrassenbatterien zum Thale abfällt und an der Stelle der 1718 von den Holländern geschleiften Festung steht. Auch sie soll jetzt abgetragen werden. Auf der Promenade an der Maas erhebt sich ein Standbild des 1794 in H. geborenen Staatsmannes Jos. Lebeau, von W. Geefs. H. hat bedeutende Fabriken, besonders in Papier und Eisenblech, Eisengießerei, Branntweinbrennerei, Weinbau und jährlich einen großen Viehmarkt. In der Nähe Mineralquellen, Eisen-, Zink- und Steinkohlengruben. – Die Stadt wurde 1595 von Harauguière im Namen der Generalstaaten, 1675 von den Franzosen unter Marschall Crequi, 1693 von diesen unter Villeroi, endlich 22. Aug. 1703 durch den Herzog Marlborough und Coehoorn erobert.

Huydecoper (spr. heude-), Balthasar, holländ. Sprachforscher und Dichter, geb. 1695 zu Amsterdam, bekleidete in seiner Vaterstadt das Amt eines Schöffen und starb daselbst 24. Sept. 1778. Als Dichter versuchte er sich in vier Trauerspielen: «Arsaces» (1715; 2. Aufl. 1743), «De triompherende standvastigheid, of verijdelde wraakzucht» (Amsterd. 1717), nach Calprenèdes Roman Kleopatra, «Edipus» (1720), nach P. Corneille, «Achilles» (1719). Ferner lieferte er 1726 eine prosaische und 1737 eine metrische Übersetzung von Horaz’ «Satiren» und «Briefen». Eine Sammlung seiner Gedichte erschien nach seinem Tode (Amsterd. 1788). Zehn lat. Gedichte von ihm hat van Santen in die «Deliciae poeticae» (Leid. 1796) aufgenommen. Bedeutendere Verdienste hat H. als Sprachforscher. Seine Anmerkungen zu Vondels Übersetzung von Ovids «Metamorphosen» («Proeve van taal- en dichtkunde, in vrijmoedige aanmerkingen op Vondel’s herscheppingen van Ovidius», Amsterd. 1730; neue verbesserte Ausg. durch Lelyveld und Hinlopen, 4 Bde., Leid. 1782‒88) und seine Ausgabe und Erläuterung der Reimchronik des Melis Stoke (3 Bde., Leid. 1772) dürfen neben den Arbeiten Lambert ten Kates als der Anfang der wissenschaftlich nationalen Sprachforschung in den Niederlanden gelten.

Huyghens (Huygens, spr. heuch-), Christian, latinisiert Hugenius, holländ. Mathematiker, Physiker und Astronom, Sohn des folgenden, geb. 14. April 1629 im Haag, studierte seit 1645 die Rechtswissenschaften. Bald aber wendete er sich der Mathematik zu. Nachdem er 1656 seine Abhandlung «De ratiociniis in ludo aleae», das erste wahrhaft wissenschaftliche Werk über die Wahrscheinlichkeitsrechnung, hatte erscheinen lassen, machte er in den folgenden Jahren mehrere Reisen nach England und Frankreich. In Paris erhielt er durch den Minister Colbert einen ansehnlichen Gehalt und eine Woh- ^[folgende Seite]