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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hydraulischer Aufzug - Hydrazine

zu stande in der Leber und Milz bis 800 m Entfernung, im Herzen bis 500, in den großen Röhrenknochen bis 300, in den Muskeln und Lungen nur bis 150-200 m (nach Reger). Bei den Kalibern 8 mm und darunter ist die Zone der H. P. kleiner. - Vgl. Sanitätsbericht über die deutschen Heere im Kriege gegen Frankreich 1870/71, Bd. 4 (Berl. 1884); Reger, Die Gewehrschußwunden der Neuzeit (Straßb. 1884); Bruns, Die Geschoßwirkung der neuen Kleinkaliber-Gewehre (Tüb. 1889); Wagner, Beiträge zur Kenntnis der Geschoßwirkung des kleinkalibrigen Gewehrs (Wien 1892); Habart, Die Geschoßwirkung der 8 mm-Handfeuerwaffen (ebd. 1892).

Hydraulischer Aufzug, s. Aufzug (Bd. 2, S. 103 b).

Hydraulischer Kalk, s. Cement.

Hydraulischer Mörtel, s. Mörtel.

Hydraulischer Propeller, ein Wasserstrahl, durch den Schiffe fortbewegt werden. Es giebt zweierlei Arten, diesen Strahl zu erzeugen. In dem einen Falle ist im untern Raum des Schiffs eine Cisterne aus Eisenblech gebaut, deren Boden durchlöchert ist, sodaß das Wasser Zutritt hat und in der Cisterne so hoch steht wie außenbords. Eine durch Maschinenkraft getriebene Centrifugalpumpe nimmt dieses Wasser auf und wirft es mit großer Geschwindigkeit durch Röhren, die außenbords münden. Durch die Gegenwirkung dieser Strahlen wird das Schiff in entgegengesetzter Richtung fortbewegt. Da jedoch durch die Bewegung der Pumpe und andere Reibung zu viel Kraft verloren geht und trotz des großen Kohlenverbrauchs nur geringe Geschwindigkeit erzielt wird, hat dieser Propeller (hydraulische Reaktion genannt) keine Verbreitung gefunden. Die zweite Art des H. P. ist der Hydromotor (s. d.). In neuester Zeit versucht man, Schiffen seitwärts angebrachte H. P. zu geben, um die Steuerfähigkeit zu erhöhen, und eine, wenn auch langsame, Seitwärtsfortbewegung des Schiffskörpers, z. B. um am Quai festzumachen, zu erzielen.

Hydraulischer Regulator, s. Regulator.

Hydraulischer Widder oder Stoßheber, eine Wasserhebemaschine, bei der als bewegende Kraft der Stoß des durch ein Gefälle in Strömung versetzten Wassers benutzt wird. In der nachstehenden Fig. 1 ist ein H. W. schematisch, in Fig. 2 nach Ausführung dargestellt. Das Wasser strömt aus dem Behälter a durch das Rohr b in den Apparat, der mit einem Sperrventil c, Steigventil d, Windkessel f und Steigrohr g versehen ist. Ist der Apparat in Ruhe, so füllt sich das Steigrohr bis zur Höhe des Oberwasserspiegels im Gefäß a, wie in der Figur durch die Horizontale angedeutet ist. Wird das Sperrventil c aufgestoßen, so beginnt, während das Steigventil d geschlossen ist, Wasser auszufließen. Die ganze Wassermenge im Rohre d kommt in Bewegung. Sobald aber das Wasser eine gewisse Geschwindigkeit erreicht hat, schließt der Wasserdruck das Sperrventil. Die ganze in Rohr b gekommene Wassermenge kommt jedoch dann nicht zur Ruhe, sondern stößt das Steigventil d auf. Ein Teil des Wassers tritt in den Windkessel und das Steigrohr, und in letzterm steigt das Wasser höher als im Behälter a. Ehe sich hierauf das Steigventil ganz schließen kann, nimmt die Wassermenge im Rohre b vermöge des Überdruckes durch den höhern Wasserstand im Steigrohr eine geringe Rückwärtsbewegung an, durch welche das Sperrventil c selbstthätig wieder geöffnet wird, sodaß das Spiel von neuem beginnt.

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

Hydraulische Telegraphen, Telegraphen (s. d.), bei denen eine mit Wasser gefüllte, vom Absendungsorte bis zum Empfangsorte reichende Röhre vorhanden ist und im Wasser Druckänderungen u. dgl. fortgepflanzt werden, welche als telegr. Zeichen dienen. Im 4. Jahrh. v. Chr. schlug Äneas Taktikos einen H. T. vor, bei dem die Tiefe der Senkung des Spiegels in zwei an beiden Orten vorhandenen Wassergefäßen als telegr. Zeichen genommen werden, Beginn und Ende des Wasserausfließens aber durch je ein Fackelsignal markiert werden sollte. Die H. T. sind ohne Bedeutung für den eigentlichen telegr. Verkehr.

Hydraulische Zuschläge, s. Cement.

Hydrazide, s. Phenylhydrazin.

Hydrazin oder Diamid, H2N-NH2, Stammsubstanz der wichtigen organischen Hydrazine (s. d.). Man erhält das schwer lösliche Sulfat, N2H4·H2SO4, durch Erwärmen von Triazoessigsaure mit konzentrierter Schwefelsäure. Oder man erhitzt Amidoguanidin, erhalten aus Nitroguanidin durch Reduktion, mit Natronlauge 8-10 Stunden am Rückflußkühler, filtriert vom ausgeschiedenen Natriumcarbonat ab und fällt aus dem Filtrat durch konzentrierte Schwefelsäure das schwerlösliche Hydrazinsulfat

H2N·C(=NH)-NH·NH2 + 2 NaOH + H2O = NH2·NH2 + 2 NH3 + Na2CO3

Das H. verbindet sich mit Säuren zu Salzen, die den Ammoniumsalzen analog zusammengesetzt sind, nur daß das H. eine zweisäurige Base darstellt. Das Chlorhydrat ^[img] krystallisiert in glänzenden Oktaedern. Das freie H. läßt sich nicht isolieren, wohl aber das Hydrat, N2H4·H2O), das eine bei 119° siedende, an der Luft stark rauchende Flüssigkeit darstellt und Glas wie organische Substanzen stark angreift. Die Verbindungen des H. sind für niedere Organismen außerordentlich giftig.

Hydrazine, Hydrazinverbindungen, eine Reihe eigentümlicher organischer Basen, die sich vom Hydrazin (s. d.) ableiten und somit zwei Stickstoffatome im Molekül enthalten. Von den Aminen (s. Ammoniakbasen) unterscheiden sie sich durch ihre