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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hyperasthenie; Hyperästhesie; Hyperbasis; Hyperbel

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Hyperasthenie - Hyperbel

gemeine H. (Plethora, Vollblütigkeit), findet sich aber die H. nur an einzelnen Körperstellen, so nennt man sie eine örtliche. Bei den örtlichen H. sind nur die Haargefäße mit den angrenzenden kleinen Arterien und Venen beteiligt, und zwar in zweierlei Art, entweder durch Erschlaffung der Gefäßwände (aktive H.) oder durch Wachsen der Widerstände in den Venen (passive H.). Die aktive H. heißt auch, weil sie durch einen Lähmungszustand der Arterien zu stande kommt, Lähmungshyperämie (paralytische, atonische, relaxative), und weil sie am häufigsten die Arterien betrifft, arterielle H. Früher nannte man sie Blutwallung (Fluxion) oder Kongestion. Aus ähnlichen Gründen wird die passive H. auch mechanische oder venöse H., Blutstauung, Blutstockung genannt. Die arterielle oder kongestive H. entsteht entweder durch allgemeine oder örtliche Steigerung des Blutdruckes, wie z. B. bei erhöhter Herzthätigkeit, bei der sog. kollateralen Fluxion, bei welcher das Blut durch gewisse, in die Blutbahn eingeschaltete Hindernisse gezwungen wird, nach den benachbarten Gefäßen hin auszuweichen und diese zu überfüllen, oder durch Abnahme des Widerstandes, welchen der Blutstrom unter normalen Verhältnissen seitens der Gefäßwände erfährt, wie z. B. nach Entfernung des Luftdruckes bei der Anwendung des Schröpftopfes oder des Junodschen Schröpfstiefels, nach der Ausschälung großer Geschwülste aus gefäßreichen Gegenden, bei gewissen Gefäßkrankheiten, welche die Elasticität der Gefäßwand vermindern u. s. w. Hierher gehören auch die durch Lähmung oder Erschlaffung der Gefäßmuskulatur entstehenden Blutwallungen, wie sie am ausgesprochensten nach der Durchschneidung gewisser Gefäßnerven und auf reflektorischem Wege durch Reizung sensibler Nerven (Schmerz) sowie durch psychische Vorgänge (Schamröte u. dgl.) beobachtet werden. Die passiven oder Stauungshyperämien (Blutstockungen) entstehen dagegen umgekehrt durch Abnahme des Blutdruckes und Zunahme der Widerstände, welche sich dem strömenden Blute seitens der Gefäßwände entgegenstellen; hierher gehören mechan. Druck, Wirkung der Schwerkraft bei der Senkungshyperämie oder Hypostase, bei der es infolge lang anhaltender Rückenlage und geschwächter Herzthätigkeit zu Verlangsamung des Blutstroms und hochgradiger Blutstauung in den Lungen kommt, weiterhin Verschluß der Venen durch Geschwülste und Gerinnsel, erschwerter Abfluß des Venenblutes in das rechte Herz, wie bei den meisten Lungen- und Herzkrankheiten.

Die H. kann entweder kurze Zeit anhalten (akut) oder lange dauern (chronisch sein), eine Krankheitserscheinung oder einen normalen Zustand bilden. Die Magenschleimhaut z. B. wird während der Verdauung regelmäßig hyperämisch. In ihren Erscheinungen sind die aktive und die passive H. wesentlich voneinander verschieden. Bei der arteriellen H. röten sich die befallenen Teile, werden heißer, schwellen an, klopfen, Schmerz ist gering oder fehlt ganz, es kommt zu Ausschwitzungen und Blutungen. Die venöse H. dagegen verursacht eine dunkle, bläuliche Färbung des Körperteils (s. Blausucht), seine Temperatur wird niedriger, Blutungen, Ausschwitzungen, Anschwellungen kommen gleichfalls zu stande. Bei beiden H. wird die Thätigkeit der erkrankten Organe gestört, jedoch nach der Art der H. und je nach dem Organ in eigentümlicher Weise. Die aktive H. veranlaßt vorzugsweise Entzündungserscheinungen (erhöhten Stoffwechsel), die passive dagegen Erscheinungen der Wassersucht (darniederliegenden Stoffwechsel), auf Schleimhäuten chronische Katarrhe. Bei der Behandlung sind vorerst die der H. zu Grunde liegenden Ursachen zu erforschen und zu beseitigen. (S. Entzündung und Wassersucht.)

Hyperasthenie (grch.), ein hoher Grad von Kraftlosigkeit und Erschöpfung.

Hyperästhesie (grch.), übermäßige Empfindlichkeit, bei welcher schon geringe Reize in den Nerven oder Sinnesorganen lebhafte Empfindungen oder selbst heftige Schmerzen hervorrufen, beruht meist auf Erkrankungen des Nervensystems. (S. Schmerz und Idiosynkrasie.)

Hyperbasis, Hyperbaton (grch.), eine grammatische Figur, Versetzung der Wörter außerhalb ihrer natürlichen Ordnung. Hierzu gehören z. B. Anastrophe, Anakoluthon, Hysteron proteron u. s. w.

Hyperbel (grch. hyperbole), in der Geometrie ein Kegelschnitt (s. d.), der entsteht, wenn die schneidende Ebene beide Teile des Doppelkegels trifft (s. Tafel: Flächen I, Fig. 3). Die entstehende Kurve (s. nachstehende Figur) besteht aus zwei zur Linie Y symmetrisch liegenden kongruenten Zweigen deren jeder zwei ins Unendliche verlaufende Äste besitzt. Die einander am nächsten liegenden Punkte S, S1, in denen die Hyperbelzweige am stärksten gekrümmt sind, heißen die Scheitel der H. Sie liegen auf der Symmetrieachse X, deren von den Scheiteln begrenztes Stück als Hauptachse der H. bezeichnet wird. Auf der Linie X liegen die beiden Brennpunkte F, F1 der H. Sie haben die Eigenschaft, daß die Differenz ihrer Entfernungen von irgend einem Hyperbelpunkt H immer gleich der Hauptachse SS1 ist, oder es ist für jeden Hyperbelpunkt: HF1-HF=SS1. Mittels dieser Eigenschaft lassen sich beliebig viele Punkte der H. konstruieren. Durch den Mittelpunkt O kann man zwei Gerade a und a1, Asymptoten genannt, ziehen, welche die H. umschließen und zwar so, daß sich ihnen, je weiter man sich von O entfernt, die Hyperbeläste immer mehr nähern, ohne sie jedoch in endlicher Entfernung zu erreichen. (S. Asymptote.) Stehen die Asymptoten rechtwinklig zueinander, so heißt die H. gleichseitig (s. Tafel: Kurven I, Fig. 3).

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Die Gleichung der H., auf die Achsen X und Y bezogen, lautet:

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wobei a die halbe