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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Indigofĕra

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Indigofera

1743500 kg im Durchschnittswerte von 10 M. pro Kilogramm. Guter Bengal-Indigo kostet (1893) 20 M. das Kilogramm.

Der I. als solcher ist keine chem. Verbindung, sondern ein Gemenge verschiedener Substanzen, von denen die einzig wertvolle das Indigblau (s. d.) ist, außerdem finden sich darin Indigleim, Indigbraun, Indigrot und verschiedene andere Stoffe; nicht selten ist der I. mit Sand und Erde verfälscht. Als äußere Kennzeichen der Güte dient seine Festigkeit, sein Aussehen, sein Gewicht. Die leichtesten, tiefblau gefärbten, beim Reiben kupfrigrot glänzend werdenden Stücke gelten als die besten. Beim Erhitzen auf einem Bleche verflüchtigt sich reiner I. und entwickelt einen purpurroten Dampf.

Seine Bedeutung verdankt der I. seiner Verwendung in der Färberei. Von allen blauen Farben sind die mit I. erzeugten die dauerhaftesten und echtesten; sie widerstehen der Einwirkung von Wasser, Seife und Licht besser als alle andern und lassen sich gleich gut auf Wolle, Seide, Baumwolle und Leinen hervorrufen. Der I. kann nicht unmittelbar auf die Faser übertragen werden, da er im Wasser vollkommen unlöslich ist und nicht direkt von der Faser aufgenommen wird. Durch geeignete reduzierende Behandlung läßt er sich aber in eine in alkalischem Wasser leicht lösliche farblose Verbindung, Indigweiß (s. d.), überführen, die durch Zutritt des Sauerstoffs der Luft wieder in blauen I. verwandelt wird. Tränkt man nun die zu färbenden Stoffe mit einer solchen Lösung von Indigweiß und setzt man sie der Luft aus, so bildet sich I. in unmittelbarer Berührung mit der Faser und haftet dann so fest an derselben, daß er auf mechan. Wege nicht wieder entfernt werden kann.

Auf diesen Thatsachen beruht die Ausführung der Indigfärberei, und letztere zerfällt demnach in die Darstellung des Indigweißes und das Ausfärben der Stoffe. Die Lösung des Indigweißes nennt man in der Färberei Küpe (Indigküpe). Dieselbe wird angestellt, indem man in einem geräumigen, gemauerten und mit Cement wasserdicht gemachten Behälter 15 kg Eisenvitriol in etwa 500 l Wasser löst und 17 kg gebrannten Kalk nebst 4 kg calcinierter Soda hinzufügt; nach kräftigem Umrühren mischt man 4 kg I., der vorher auf der Indigmühle(s. beistehende Figur) mit Wasser zum zartesten Schlamm zerrieben wurde, hinzu, rührt kräftig und verdünnt mit Wasser bis zu einem Volumen von 2000 l. Neuerdings verwendet man beim Anstellen der Küpe vielfach Zinkstaub statt des Eisenvitriols, durch den die Umwandlung in Indigweiß bei Gegenwart von Kalk leicht erfolgt. Die blaue Farbe des I. verschwindet nach kürzester Zeit; sobald dies erfolgt ist, wird die Küpe mit einem Deckel gut verschlossen und bleibt stehen, bis der entstandene Niederschlag sich abgesetzt hat und die Flüssigkeit vollkommen klar geworden ist. In die Flüssigkeit werden die vorher vollständig mit Wasser durchtränkten Stoffe eingetaucht, dann ausgerungen und der Luft ausgesetzt. Nach kurzem Verweilen an der Luft tritt zuerst Grünfärbung ein, nach einiger Zeit entwickelt sich die blaue Farbe. Um diese zu erhöhen, bringt man die Stoffe nochmals in die Küpe und wiederholt dies so oft, bis der gewünschte Farbenton erreicht ist. In allen großen Färbereien hat man eine Anzahl von Küpen (20‒30), und man arbeitet dann so, daß man die Stoffe zuerst in die am meisten erschöpfte Küpe bringt und zuletzt in einer frisch angestellten ausfärbt. Man erreicht dadurch eine möglichst vollständige Ausnutzung der Farbe und zugleich eine möglichst schöne Färbung, indem in der Küpe neben dem Indigweiß noch andere Farbstoffe enthalten sind, die kein schönes Blau geben, die aber durch das letzte Auffärben in der frischen Küpe verdeckt werden. Nach beendigtem Färben werden die Stoffe in einem Bade von sehr verdünnter Schwefelsäure geschönt (s. Avivieren) und dann gründlich gewaschen. Anstatt mittels des Küpenverfahrens wird die tierische Faser auch mit Indigkarmin gefärbt (Sächsischblaufärberei).

^[Abb.]

Als chinesischen oder grünen I. bezeichnet man den Farbstoff Chinesisches Grün (s. d.). Deutscher I. wird vielfach der Waid (s. Isatis) genannt. Gefällter I. ist Indigdisulfonsäure (s. Indigblauschwefelsäuren). Mineralischer I. oder Mineralindig ist molybdänsaures Molybdänoxyd. Präparierter I. ist der in Farbmühlen fein zerriebene I. Über den roten I. s. Orseille. Schwarzen I. hat man das Anilinschwarz (s. d.) wegen seiner großen Echtheit, in der es dem I. gleichkommt, genannt. Künstlicher I., s. Indigblau.

Vgl. Rudolf, Die gesamte Indigo-Küpenblau-Färberei, Reservage- und Ätz-Druckerei [Blaudruck] auf Baumwolle und Leinen (Lpz. 1885); Seltner, Die Indigoküpen, deren Anstellung, Gebrauch und praktische Behandlung (ebd. 1886); André, Cultur en bereiding van Indigo op Java (Amsterd. 1891); von Georgievics, Der I., vom praktischen und theoretischen Standpunkt dargestellt (Wien 1892); J. B. Lee, Indigo Manufacture (Lond. 1892).

Indigofĕra L., Indigopflanze, Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen, mit etwa 200, hauptsächlich im südl. und tropischen Afrika einheimischen Arten. Einige haben große industrielle Bedeutung erlangt, da sie den bekannten blauen Farbstoff Indigo (s. d.) liefern. Es sind meist strauchartige Pflanzen mit unpaarig gefiederten Blättern und rosenfarbigen oder purpurroten, in Trauben geordneten Blüten. Am wichtigsten ist die ostindische I. tinctoria L. (s. Tafel: Leguminosen Ⅰ: Papilionaceen, Fig. 2). Sie wird schon seit langem in Indien behufs Gewinnung des Farbstoffs kultiviert. Infolgedessen haben sich mehrere Kulturvarietäten entwickelt, zu denen vermutlich auch die ebenfalls in Indien sowie in Central- und Südamerika vielfach gebaute I. anil L. gehört. I. tinctoria wird auch im südl. Asien und in bedeutenden Mengen in Amerika gebaut. Von den übrigen zur Indigobereitung verwendeten Arten sind zu erwähnen die abessinische I. argentea L’Hér., die ostindische I. pseudotinctoria, R. Br., die den besten Indigo liefern soll, und die ebenfalls aus Indien stammende I. disperma L. Alle diese Arten sowie verschiedene Varietäten werden sowohl in Amerika als auch in Ostindien, Arabien, Nordafrika u. s. w. kultiviert. Eine lohnende Kultur der Indigopflanzen ist in allen Ländern mit heißem und zugleich