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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Indikatordiagramm
X.
größere oder geringere Zusammendrückungen der
Feder innen und durch Auf- und Abgehen des
Schreibstiftes außen. Steckt man nun auf die Trom-
mel einen Papierstreifen, so beschreibt der Schreib-
stift während der gleichzeitigen Drehung der Trom-
mel das Indikatordiagramm (s. d.).
Der Doppelindikator, cm I., bei dem der
Raum über und der unter dem Kolben gleichzeitig
mit je einer Seite des Dampfcylmders in Verbin-
dung steht, die Zusammendrückung der Indikator-
feder also dem auf den Maschinenkolben bez. In-
dikatorkolben wirkenden Überdruck entspricht, hat
in der Praxis keine weitere Verbreitung gefunden.
- Vgl. Pichler, Der I. und sein Diagramm (Wien
1880); von Reiche, Untersuchung der Dampfmaschi-
nen und Dampfkessel (Lpz. 1881);' Riedler, Indikator-
versuche an Pumpen und Wasserhaltungsmaschinen
(Münch. 1881); Rosenkranz, Der I. (4. Aufl., Verl.
1885); Haeder, Der I. lDüsseld. 1892).
Indikatordiagramm, das mit dem Indikator
(s. d.) von einer Dampf-, Gas- oder Luftmaschine
oder Pumpe genommene Diagramm, welches nicht
allein die von der Maschine geleistete oder ver-
brauchte Arbeit bestimmen, sondern auch einen
Schluß ziehen läßt auf die innern Vorgänge in
der Maschine, auf die Funktion der Steuerung,
auf den Zustand der Kolben und Steuerungsteile,
endlich auf den Zustand des zur Verwendung kom-
menden motorischen Mittels. Fig. 1 stellt das Dia-
gramm einer Dampfmaschine ohne Kondensation
dar. Die Linie ^.Z ist die atmo-
^-^ sphärische Linie. Sie wird ge-
zogen bei geschlossenem Indika-
torhahn und entspricht dem je-
weilig vorhandenen Luftdruck.
.1.c.^
Fig. 1.
Die Länge des Diagramms, auf der Abscissenlime
lüv (s. auch Fig. 2 u. 3) gemessen, entspricht dem
Kolbenhub der Maschine; letzterer wird mit dem
Hubreduktor (s. Indikator) bis auf eine Strecke von
100 mm bis 60 mm je nach der Größe des benutzten
Indikators verringert. Die Ordinaten im Dia-
gramm, von der atmofphä'rifchen Linie an gemessen,
geben den Überdruck des im Cylinder befindlichen
Dampfes über den Atmofphärendruck an. Der
Maßstab der Drucke hängt von der in das Instru-
went eingesetzten Feder ab, welche man so wählt, daß
die Diagrammhöhe sich der Trommelhöhe anpaßt.
Aus dem Diagramm ist der mittlere Überdruck auf
den Kolben zu bestimmen. Hierzu wird die Fläche
der Figur mit dem Planimeter ausgemessen oder mit-
tels der Simpsonschen Formel berechnet und in ein
Rechteck verwandelt, das die Diagrammlänge als die
eine Seite hat. Die andere Seite, im Maßstab der In-
dikatorfeder abgemessen, giebt den mittlern Kolben-
überdruck pu>. Ist I? die wirksame Kolbenfläche,
8 der Kolbenhub, u die Tourenzahl der Maschine
in der Minute, so giebt ^'"I" ^ ^i die von der
Maschine geleisteten indizierten (s. Indizierte Arbeit)
Pferdestärken an.
Auch die Phasen der Dampfverteilung sind aus
dem I. zu entnehmen. Bei a. (f. Fig. 1), wenn der
Kolben im toten Punkt steht, ist der Eintrittskanat
so weit geöffnet, daß der Dampf seine volle Span-
nung besitzt. Während der Periode von a bis d ist
Dampfeintritt <Admission). Bei d findet der Ab-
schluß der Eintrittskanäle statt. Da dies nicht
plötzlich vor sich geht, bildet die Diagrammlinie
einen Bogen und geht allmählich in die ähnlich der
Hyperbel gekrümmte Expansionskurve über, welche
den Druckabfall während der Expansion anzeigt.
Bei c, noch bevor der Kolben im andern toten
Punkt angekommen ist, wird der Austrittskanal
geöffnet. Hier, in der Periode des Voraustritts, sinkt
die Kurve rascher bis zum Hubende und erreicht bei
Beginn des Kolbenrückganges fast die atmosphä-
rische Linie. Bis 6 findet nun der Austritt des
Dampfes statt. Dann wird der Austrittskanal ge-
schlossen, die Kompression beginnt, die Diagramm-
linie steigt bis f entsprechend der Drucksteigerung
des komprimiertenDampfes
wieder an und erhebt sich
in l, im Punkte des Vorein-
tritts bei Eröffnung der
^0I3
Fig. 2.
Eintrittskanäle wieder bis zu der der Admissions-
! spannuna entsprechenden Höhe. Sodann vollzieht
sich der Kreislauf von neuem.
Fig. 2 ist das I. einer Dampfmaschine mit Kon-
densation. Der Linienzug läuft bis unter die atmo-
sphärische Linie. Die Ordi-
nate po im Aedermaßstab ge-
b messen entspricht dem im Kon-
densatorvorhandenen Vakuum.
Ein anderes Aussehen, ent-
12 -
10-
7 -
.l"33
Fig. 3.
2)
sprechend den abweichenden innern Vorgängen, er-
hält das I. eines Gasmotors. Ein solches, einem
Viertakt-Gasmotor entnommen, ist in Fig. 3 dar- -
gestellt. An dem Punkte a befindet sich der Kolben im
äußern toten Punkte. Das Gemisch von Gas und
von Verbrennungsluft ist im Cylinder komprimiert
auf einen Druck, den der Abstand des Punktes a
von der atmosphärischen Linie ^.L angiebt. Die Ent-
zündung des Gemisches tritt ein; infolgedessen steigt
der Druck während des Vorwärtsganges des Kolbens
sehr rasch bis zum Punkt d, wo die Verbrennung
vollendet ist und dieExpansion derVerbrennungsgase
beginnt. Diese hält bis e an, wo der Voraustritt
sich durch das Abfallen der Linie bemerkbar macht.
Der Druck sinkt dann während des Kolbenlaufs
oom innern zum äußern toten Punkte, bis ä, zur
atmosphärischen Linie herunter. Während dieser
Periode werden die Verbrennungsgase aus dem
Cylinder hinausgeschoben. Von ä bis 6 verläuft
die Diagrammlinie gerade, es ist die Saugperiode