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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Innocŭa; Innominātkontrakt; In nomĭne; Innovation; Innsbruck

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Innocua - Innsbruck

unterstützteÖsterreich gegen die Türken durch Geldvorschüsse und verdammte die vier Grundsätze der Gallikanischen Kirche. Mit König Ludwig ⅩⅣ. stritt er um die Ausdehnung der Regalien bei Besetzung vakanter Bistümer und über die Quartierfreiheit (d. h. das Recht, Verbrechern ein Asyl zu gewähren). In jenem Streit konnte er nichts ausrichten, in diesem gab der König zuletzt nach.

I. ⅩⅡ. (1691‒1700), vorher Antonio Pignatelli, aus Neapel, Bischof von Faenza, Legat von Bologna. Er bemühte sich, die bei der Kurie eingerissenen Mißstände zu beseitigen und schloß mit Ludwig ⅩⅣ. Frieden, nachdem derselbe die päpstl. Ansprüche in dem Streit um die Freiheiten der Gallikanischen Kirche (s. d.) befriedigt hatte.

I. ⅩⅢ. (1721‒24), vorher Michel Angelo Conti, ein Römer, war gerecht aber schwach, namentlich Frankreich gegenüber. Den Kaiser belehnte er gegen Empfang des Lehnszinses mit Neapel; vergeblich aber protestierte er gegen die Verleihung von Parma und Piacenza als Reichslehn. Den Jesuiten verbot er die Aufnahme neuer Ordensmitglieder.

Innocŭa (lat.), Harmlose, Unschädliche; Name für die giftlosen Schlangen; sie tragen mit Ausnahme der Psammophiden (s. d.) keine gefurchten oder durchbohrten Zähne im Oberkiefer und werden in eine große Anzahl von Familien gesondert, von denen die wichtigsten die der Pythoniden und der Boiden, der Riesenschlangen (s. d.) und der Colubriden, der Nattern (s. d.) sind; u. a. gehören zu den I. noch die Familie der Sandschlangen (s. d., Erycidae), der Wüstenschlangen (s. d., Psammophidae), der Wasserschlangen (s. d., Homalopsidae), der Wickelschlangen (s. d., Tortricidae) und der Schildschwänze (s. d., Uropeltidae). Eine eigentümlich rückgebildete Gruppe von Schlangen sind die Wurmschlangen (s. d., Typhlopidae).

Innominātkontrakt (lat.), s. Contractus.

In nomĭne (lat.), im Namen, im Auftrag, in Vollmacht.

Innovation (lat.), in der Botanik das Hervorsprossen neuer Zweige aus ältern Ästen, die entweder adventiv durch Neubildung von Knospen oder durch nachträgliche Entfaltung ruhender Axillarknospen entstehen.

Innsbruck. 1) Bezirkshauptmannschaft (ohne die Stadt I.) in Tirol, hat 2088,34 qkm, (1890) 58847 (29210 männl., 29637 weibl.) deutsche kath. E., 8009 Häuser und 11883 Wohnparteien in 77 Gemeinden mit 106 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Hall, I. (Umgebung), Mieders, Steinach und Telfs. – 2) Stadt mit eigenem Statut und Hauptstadt von Tirol, am Inn, unweit von dessen Vereinigung mit der Sill, an den Linien Kufstein-Ala der Österr. Südbahn und Salzburg-I.-Bregenz der Österr. Staatsbahnen und an der Lokalbahn I.-Hall, liegt in 579 m Höhe in der Mitte eines breiten Thals, das im N. von den zerrissenen Kalksteinwänden des Solsteins (2641 m), Brandjoch (2579 m),Frauhitt (2377 m) und der Sattelspitze (2287 m) überragt, im S. von dem bewaldeten Mittelgebirge (Berg Isel, s. d., 748 m) begrenzt wird, über den die drei einzelnen Bergriesen, der Patscherkofel (2214 m), die Nockspitze (Saile 2402 m) und die Waldrasterspitze (2715 m) aufsteigen, ist Sitz des Statthalters und des Oberlandesgerichts für das Kronland Tirol und Vorarlberg, des Landtags und Landesausschusses für Tirol, der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck-Umgebung, eines Landes- und eines Bezirksgerichts (400,11 qkm, 20 Gemeinden, 23 Ortschaften, 20657 E.), einer Post- und Telegraphen-, der Finanz-, Landes-, der Eisenbahn-Betriebsdirektion, einer Handels- und Gewerbekammer und einer Genie-Direktion, des 14. Korpskommandos, des Kommandos der 8. Infanterietruppendivision, 15. Infanteriebrigade und eines Platzkommandos und hat (1890) 23320 (11583 männl., 11737 weibl.) deutsche kath. E., 842 Häuser, 4070 Wohnparteien, in Garnison (1977 Mann) 2 Bataillone des 14. Infanterieregiments «Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen», das 3. und 4. Feldbataillon des Tiroler Jägerregiments «Kaiser Franz Joseph» und eine Batterie der Gebirgsbatteriedivision, Post und Telegraph, ferner ein Artilleriezeugdepot und Garnisonsspital.

Anlage. I. ist die schönste Stadt Tirols, eine der schönsten der deutschen Alpen, und hat den Vorzug eines milden, im Winter durch heftigen Föhn charakterisierten Klimas (mittlere Jahrestemperatur 8,25° C.). Die eigentliche Stadt auf dem rechten Ufer des Flusses ist durch drei eiserne Brücken mit den Vorstädten Mariahilf und St. Nikolaus verbunden und hat schöne breite Straßen und ansehnliche Gebäude.

Kirchen. Die Stadt hat 11 Kirchen, 5 Klöster und ein Jesuitenkollegium. Von den Kirchen ist die hervorragendste die Franziskaner- oder Hofkirche, 1553‒63 im Renaissancestil von Kaiser Ferdinand Ⅰ. erbaut, nach dem letzten Willen Kaiser Maximilians Ⅰ., dessen prächtiges, erst 1583 vollendetes Grabmal die Mitte des Hauptschiffs einnimmt (sein Körper ruht zu Wiener-Neustadt). Auf einem gewaltigen Marmorsarkophag ist der Kaiser kniend in Bronze dargestellt, umgeben von 28 Bronzestandbildern seiner Vorfahren und Zeitgenossen. Von den 24 Marmorreliefs an den Seiten des Sarkophags sind 20 meisterhafte Arbeiten von Alexander Colins aus Mecheln, denen die vier übrigen von den Brüdern Bernhard und Arnold Abel aus Köln weit nachstehen. Ferner befinden sich in der Kirche noch die Silberne Kapelle, so genannt wegen eines silbernen Standbildes der Jungfrau Maria auf einem Ebenholzaltar, das prächtige Grabmal des Erzherzogs Ferdinand Ⅱ. und der Philippine Welser, beide von Colins, das Denkmal Andreas Hofers von Schaller, daneben die Grabstätten Speckbachers und Haspingers und ein Denkmal für die 1796‒1809 gefallenen Tiroler Landesverteidiger. In dieser Kirche trat 3. Nov. 1654 die Königin Christine von Schweden zum Katholicismus über. Die Universitäts- oder Jesuitenkirche, 1627‒40 im Barockstil erbaut, hat eine stattliche, 60 m hohe Kuppel; die Pfarrkirche zu St. Jakob, 1438 erbaut, 1717 neu aufgeführt, enthält am Hochaltar ein Marienbild von Lukas Cranach, dann das von H. Reinhart nach Kaspar Gras’ Modell gegossene Grabmal Erzherzog Maximilians des Deutschmeisters. Das Kapuzinerkloster, 1598 begonnen, war das erste dieses Ordens in Deutschland.

Weltliche Bauten und Denkmäler. Erwähnenswert sind die kaiserl. Hofburg, an Stelle der von Maximilian Ⅰ. aufgeführten Burg 1766‒70 im Zopfstil erbaut; sie enthält die Wohnung des

^[Abb. Wappen von Innsbruck]