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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Innungsausschüsse - Inowrazlaw

8. Dez. 1884, 23. April 1886 und 6. Juli 1887. Das erstere hat die Behörde ermächtigt, den nicht zur Innung gehörenden Arbeitgebern das Halten von Lehrlingen zu verbieten. 1886 wurden die Rechte der Innungsverbände erweitert. Denselben kann durch Beschluß des Bundesrates die Fähigkeit beigelegt werden, unter ihrem Namen Rechte, insbesondere Eigentum zu erwerben, Verbindlichkeiten einzugehen u. s. w. Ferner ist der Innungsverband befugt, Einrichtungen für in der Gewerbeordnung angegebene Zwecke gemeinsam für die ihm angehörenden I. zu treffen. 1887 aber gestand man der Innung das Recht zu, ihre Kompetenz auch auf Arbeitgeber und deren Gesellen, selbst wenn sie nicht zu ihr gehören, zu erstrecken. Solche Nichtinnungsmitglieder können, wenn sie ein in der Innung vertretenes Gewerbe betreiben, durch Bestimmung der höhern Verwaltungsbehörde herangezogen werden zu den Kosten, 1) der von der Innung für das Herbergswesen und den Nachweis für die Gesellenarbeit getroffenen Einrichtungen, 2) derjenigen Einrichtungen, welche von der Innung zur Förderung der gewerblichen und technischen Ausbildung der Meister, Gesellen und Lehrlinge getroffen sind, 3) der von der Innung errichteten Schiedsgerichte. Über die weitern Bestrebungen der Handwerker zur Ausgestaltung des heutigen Innungswesens, namentlich zur Einführung des Innungszwanges s. auch Handwerkertage, über die Einrichtung der Innungsgerichte vgl. Gewerbegerichte.

Die Verbreitung der I. in den deutschen Staaten war 1. Dez. 1890 folgende:

Anzahl der Innungen Anzahl der Mitglieder

Staaten Neu errichtet Reorganisiert Zusammen

Preußen 1828 5925 7753 226049

Bayern 138 18 156 11144 ^{1}

Sachsen 352 912 1264 55574

Württemberg 28 - 28 1112

Baden 25 6 31 1063

Hessen 22 4 26 996

Mecklenburg 92 235 327 6275

Oldenburg 25 1 26 1121

Braunschweig 17 51 68 2441

Thüring. Staaten 140 247 387 9070

Waldeck-Pyrmont, Schaumburg-Lippe, Lippe 13 5 18 307

Lübeck, Bremen, Hamburg 32 37 69 6067

Deutschland: 2712 7441 10153 321219

^{1} Einschließl. der Mitglieder von 42 nicht reorganisierten I.

Über die den deutschen I. entsprechenden Handwerkerverbände in Österreich s. Gewerbegenossenschaften.

Vgl. G. Meyer, Die Reorganisation der I. (Jena 1879); Löbner, Wie das deutsche Kleingewerbe über die Innungsfrage denkt (Berl. 1879); Landgraf, Zur Innungsfrage (Mannh. 1880); Kotze, Die Neubelebung der I. (Bresl. 1880); Lohren, Die Wiederbelebung der I. (Potsd. 1880); Stieda, Litteratur über die Innungsfrage in Conrads "Jahrbücher für Nationalökonomie" (Neue Folge, Bd. 2, Jena 1881, S. 273, 282); Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Bd. 4 (ebd. 1892), S. 586 fg.; Brants, Les corporations de la petíte industrie en Autriche

^[Spaltenwechsel]

(Par. 1893); Ehrenfried, Die Handwerkerinnungen im Mittelalter im Anschluß an die sociale Frage der Gegenwart (Neckarsulm 1893); Gasch, Die Innung im Buchdruckergewerbe (Lpz. 1893); Hampke, Handwerker- oder Gewerbekammern? Ein Beitrag zur Lösung der gewerblichen Organisationsfrage (Jena 1893).

Innungsausschüsse, Innungsverbände, s. Innungen.

Innviertel, s. Inn (Fluß).

Ino, die Tochter des Kadmos und Gemahlin des Athamas (s. d.), wurde unter dem Namen Leukothea als Meeresfrau verehrt. Als Leukothea reichte sie dem schiffbrüchigen Odysseus den rettenden Schleier. Der Kultus der Ino-Leukothea erstreckte sich über das ganze Mittelmeer. Im Poseidontempel auf dem Isthmos standen in einer Statuengruppe auch die Bilder der I. und ihres Sohnes Melikertes-Palaimon, der letztere wie gewöhnlich auf einem Delphin reitend. - I. ist auch der Name des 173. Planetoiden.

Inoccupation (neulat.), Unbeschäftigtheit.

Inocerămus Brogn., eine große, im Jura und besonders in der Kreide sehr verbreitete flache Muschelgattung von Zungenform und mit entsprechenden welligen Anwachsstreifen, bemerkenswert durch senkrecht gestellte Parallelfaserung der dicken Schale, woran die kleinsten Fragmente dieses Genus erkannt werden können. Eine Art der Gattung I., I. labiatus, zeigt die Abbildung auf der Tafel: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe IV, Fig. 10, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.

Inoffensīv (neulat.), nicht beleidigend, harmlos.

Inofficiōsa donatĭo (lat.), s. Pflichtwidrige Schenkung.

Inokulation (lat.), Impfung (s. d.); inokulieren, einimpfen.

Inopportūn (lat.), ungelegen, unbequem; davon das Substantiv Inopportunität.

In optĭma forma (lat.), in bester Form.

In origināli (lat.), in der Urschrift.

Inosīnsäure, C10H14N4O11, eine 1847 von Liebig im Fleischsaft entdeckte Säure, die in sehr geringer Menge als regelmäßiger Bestandteil des Fleisches auftritt.

Inosīt, Phaseomannit, Dambose (s. d.), eine organische Verbindung von der Zusammensetzung C6H12O6+2H2o, die wegen ihres süßen Geschmacks früher zu den Zuckerarten gerechnet wurde, deren übrige Eigenschaften jedoch nicht besitzt und als Hexaoxyhexahydrobenzol, C6H6(OH)6, aufgefaßt werden muß. Der I. findet sich im tierischen Organismus (z. B. im Herzmuskel, weshalb er auch Muskelzucker genannt wird) und in vielen Pflanzen (unreifen Bohnen, Erbsen, Linsen). Er bildet große, an der Luft verwitternde Krystalle.

Inosŭrie, Abart der Zuckerharnruhr, bei welcher im Harn der Kranken nicht Traubenzucker, sondern Muskelzucker (Inosit) gefunden wird. (S. Diabetes.)

Inowrazlaw. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Bromberg, hat 1038,38 qkm, (1890) 61841 (31235 männl., 30606 weibl.) E., 2 Städte, 105 Landgemeinden und 117 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis I., an den Linien Posen-Thorn, I.-Bromberg und I.-Kruschwitz (16,5 km) und der Nebenlinie Rogasen-I. (96,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Bromberg), Hauptzoll-, Proviantamtes und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 16503 E., darunter 6142 Evangelische und 1485 Israeliten, Postamt