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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Inversor - Involution

wobei der Invertzucker entsteht (s. Fruchtzucker), eine entgegengesetzte Drehung nach links. – Endlich kommt der Ausdruck I. noch in der Taktik vor. Wird die Aufstellung einer Truppenabteilung so geändert, daß die einzelnen Unterabteilungen (Sektionen, Züge), die ursprünglich von rechts nach links nebeneinander gestanden haben, nun von links nach rechts aufeinander folgen, so steht die Abteilung in der I.; sie kann dabei im übrigen ebensowohl in Front wie im Kehrt stehen.

Invérsor (neulat., «Umkehrer»), s. Stromwender.

Invertebrāta, wirbellose Tiere, stellte Lamarck den Vertebrata oder Wirbeltieren als große Klasse gegenüber, nachdem schon Batsch die letztern als «Knochentiere» von den übrigen Tieren getrennt hatte.

Invertīn, ein lösliches Ferment, das von lebender Hefe abgesondert wird. Es vermag den nicht gärbaren Rohrzucker unter Aufnahme von 1 Molekül Wasser zu spalten und in ein Gemenge von je 1 Molekül Fruchtzucker und 1 Molekül Traubenzucker, die beide gärungsfähig sind, zu zerlegen. (S. auch Gärung.)

Invertzucker, s. Inversion und Fruchtzucker.

Investieren (lat., «bekleiden»), in ein Amt einsetzen, in einen Besitz einweisen; Kapitalaufwendungen machen. (S. Investition und Investitur.)

Investigātorstraße, Meeresstraße an der Südküste Australiens, führt im NW. der Känguru-Insel in den St. Vincentgolf.

Investigieren (lat.), auf-, ausspüren, nachforschen; davon das Substantiv Investigation.

Investition (vom lat. investire, bekleiden), im wirtschaftlichen Sinne die Anlage, Aufwendung von Kapitalien zu fruchtbringenden Zwecken. Man spricht z. B. davon, es seien in einem Gebäude oder dem Bahnkörper einer Eisenbahn so und soviel investiert. Das ungar. Budget unterscheidet bei den Staatsausgaben ordentliche, transitorische Ausgaben, I. (1893: 15,248 Mill. Fl.) und außerordentliche gemeinsame Ausgaben. Unter I. sind hier fruchtbringende staatliche Kapitalsanlagen zu verstehen, die nicht in das normale Ausgabenbudget fallen. Investitionsanleihe, ein besonders in Österreich gebräuchlicher Ausdruck, bezeichnet daher eine Anleihe, die zu wirtschaftlich fruchtbringenden Zwecken aufgenommen wird, so z. B. die 5prozentige Ungarische Investitionsanleihe von 1876, ursprünglich 11191600 Fl. zu Zwecken der Verstaatlichung von Eisenbahnen aufgenommen, seit 1893 in 4prozentige Ungarische Goldrente konvertiert, ferner die 4½prozentige Vereinigte Ungarische Investitionsanleihe von 1888, ebenfalls zu Eisenbahnzwecken im Nominalbetrage von 30620000 M. aufgenommen.

Investitūr («Einkleidung», vom lat. investire), ursprünglich die feierliche Einweisung in das Recht des Besitzes irgend einer unbeweglichen Sache. Sodann bezeichnet das Wort überhaupt soviel wie Belehnung (s. d.), im Kirchenrecht aber die Belehnung des Bischofs (s. d.) mit Ring und Stab, d. i. die Einweisung in die Temporalien des Amtes. (S. auch Institution.)

Investitūrstreit, der zwischen den Päpsten und den deutschen Königen, insbesondere Heinrich Ⅳ. und Ⅴ., geführte erbitterte Streit um die Einsetzung der Bischöfe und Äbte. Bis in die Zeit Heinrichs Ⅳ. hatten die Könige jene unbeanstandet eingesetzt und ihnen als Symbole für ihre Vermählung mit der Kirche und ihre hirtenamtliche Thätigkeit Ring und Stab überreicht. Seit Gregor Ⅶ. (1073) nahmen nun aber die Päpste das Einsetzungsrecht für sich in Anspruch. Da diese kirchlichen Würdenträger aber zugleich Inhaber sehr ausgedehnter Reichslehen waren, und zwar gerade derjenigen, welche die Könige frei an ihnen ergebene Personen verleihen konnten, war es denselben unmöglich, nachzugeben. 1111 kam es zwischen Heinrich Ⅴ. und Paschalis Ⅱ. zu jenem denkwürdigen Vertrage, wonach die Bischöfe und Äbte auf allen weltlichen Besitz zu Gunsten des Königs verzichten sollten, und dieser dafür deren Einsetzung in ihr dann nur noch geistliches Amt dem Papste freigab. Aber die Kirchenfürsten, die ihre Hoheitsrechte nicht opfern wollten, machten die Durchführung unmöglich. Der Streit fand einen vorläufigen Abschluß im Wormser Konkordat (s. d.). Ihre Fürstenrechte verlieh ihnen von da an der König unter Darreichung des Scepters, während Ring und Stab als Symbole ihrer kirchlichen Stellung ihnen bei der päpstl. Weihe überreicht wurden; in Deutschland sollte die Belehnung seitens des Königs, in Italien und Burgund die päpstl. Weihe zuerst stattfinden.

Inveterieren (lat.), veralten, verjähren; davon das Substantiv: Inveteration.

Invĭcem (lat.), wechselsweise, gegenseitig.

Invidiös (lat.), neidisch, mißgünstig, gehässig,

Invigilieren (lat.), aufpassen, acht haben.

Invincībel (lat.), unbesiegbar.

In vino verĭtas (lat.), «im Weine ist Wahrheit», d. h. der Wein löst die Zunge, der Berauschte spricht die Wahrheit; der Gedanke kommt schon bei mehrern griech. Dichtern vor, wird schon von Alcäus als sprichwörtlich bezeichnet, ebenso von Plinius, «Naturalis historia» (ⅩⅣ, 28).

Inviolābel (lat.), unverletzlich.

Invisībel (lat.), unsichtbar.

Invīta Minerva (lat.), «wider den Willen der Minerva», d. h. ohne die Fähigkeit, ohne den Beruf dazu (etwas unternehmen), sprichwörtliche Redensart, welche von Cicero («De officiis», Ⅰ, 31, 110; «Ad familiares», ⅩⅡ, 25) und Horaz («Ars poetica», 385) angeführt wird.

Invitatorĭum (lat., «Einladungsspruch»), der Eingang der kath. Mette (s. d.) nach Psalm 95, 1 fg., welche dabei mit einem andern, täglich wechselnden Spruch gesprochen oder gesungen werden.

Invitieren (lat.), einladen; davon das Substantiv Invitation.

Invocāvit (lat., «er rief [mich] an»), der sechste Sonntag vor Ostern nach seinem mit Psalm 91, 15 beginnenden Introitus (s. d.).

Invoice (engl., spr. innweuß), specifizierte Warenrechnung, Faktura (s. d.).

Invokation (lat.), Anrufung, Anflehung.

Involūcrum (lat), Involukrālblätter, s. Hülle.

Involution (lat., «Einwicklung», «Umhüllung»), in der neuern Geometrie (nach dem Vorgang des franz. Geometers Desargues 1639) eine bestimmte Beziehung zwischen drei Paaren von Punkten einer Geraden, die aus zweien dieser Paare und einem Punkte des dritten den zweiten Punkt des dritten finden lehrt. Ebenso kommt in Betracht eine I. von sechs Geraden einer Ebene, die einen Punkt gemein haben, und eine I. von sechs Ebenen, die eine Gerade gemein haben. – In der Medizin bezeichnet I. die Rückbildung des Körpers im Greisenalter (s. Altersschwäche).