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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ira Aldridge; Irāde; Irâk; Irān; Iranĭer; Irānische Dynastie; Irānische Sprachen; Irapuato; Iravati; Irawádi

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Ira Aldridge - Irawadi (Strom)

Ira Aldridge, Schauspieler, s. Aldridge, Ira.

Irāde (arab.), Wille, speciell der großherrliche Wille, wird in der türk. Amtssprache ein Aktenstück genannt, das ungefähr der Kabinettsorder in europ. Staaten entspricht.

Irâk (arab.), bei den orient. Schriftstellern der Landstrich von der Syrischen Wüste bis zum Elbursgebirge. Es wird unterschieden: Irâk-Adschmî, persisches I., und Irâk-Arabî, arabisches I. Ersteres bildet den größten Teil des westl. Persien, ist dem alten Medien fast identisch; es ist die wichtigste der Provinzen des Persischen Reichs. Hier liegen die größten Städte des Landes, Hamadan, Ispahan und Teheran. I. nach der ursprünglichen Bedeutung ist indessen das arabische, das als südöstlichste Provinz der asiat. Türkei Mesopotamien und Chaldäa umfaßt. Der Chef der Regierung von I. ist der Pascha von Bagdad. Bei den arab. Geographen ist jedoch Mesopotamien von I. unterschieden. Die bedeutendsten Städte sind jetzt Bagdad, Hilleh, Hit, Kufa und Basra. Im Arabischen nennt man die Städte Kufa und Basra el-’irāqān, d. i. die beiden I. Neuerdings hat man den Namen I. vom altpers. Aryaka abgeleitet.

Irān, Eran, auf den Pehlevi-Inschriften des Sassaniden Shaptur Ⅰ. (241‒272) Airan und Aryan geschrieben, bedeutet ursprünglich: Arier und Land der Arier, im Gegensatz zu Aneran, inschriftlich Anairan und Anaryan, d. h. Nichtarier, Land der Nichtarier. Der offizielle Titel der Sassanidenkönige lautete: König der Könige von Eran und Aneran. An Stelle von Aneran tritt später, seit Firdusi, der Ausdruck Turan. Bei Strabo wird der Name Ariana auf die Ostprovinzen des Reichs, Gedrosien, Drangiana, Arachosien, Paropamisus, Aria (d. i. Areia, altpers. Haraiva, jetzt Herat), Parthien und Karmanien beschränkt. Die Keilinschriften haben keinen zusammenfassenden Namen für die arischen Länder; das Zend-Avesta, welches «arische» und «nichtarische» Länder unterscheidet, nennt I. einmal airy-ōšayana, d. h. Ariersitz. Über die Ausdehnung I.s im weitern physikal.-geogr. Sinne s. Asien (Bd. 1, S. 981 a). Jetzt ist I. im engern Sinne der offizielle Name des Neupersischen Reichs (s. Persien).

Iranĭer, eine Gruppe von Völkern, die iran. Sprachen reden und von Haus aus gleichen Stammes sind, sich aber im Laufe der Jahrtausende vielfach mit fremden Elementen vermischt haben. Sie selbst nannten sich Arier. Im Altertum gehörten zu ihnen die Bewohner von Medien, Persien und der Ariana genannten Provinzen. Heute versteht man unter I. 1) die Perser (s. Tafel: Asiatische Völkertypen, Fig. 13, Bd. 1, S. 984) samt den in Persien und Indien zerstreuten Parsen und den Tadschiks, d. h. der in Afghanistan, Belutschistan und Turkestan (in Buchara, Chiwa u. s. w.) seßhaften, Handel und Ackerbau treibenden, persisch redenden Bevölkerung; 2) die Ackerbau treibenden Stämme der Tât in der Provinz Baku und der Guran im kurdischen Zagrosgebirge; 3) die Kurden und Luren; 4) die Osseten im Kaukasus; 5) die Belutschen; 6) die Afghanen; 7) die Galtscha im Pamir-Hochlande. Die außerhalb Irans wohnenden Osseten und Galtscha zeigen brachycephalen, mit lichter Komplexion verbundenen Charakter, während die übrigen I. mehr dolichocephal und von dunkler Komplexion sind. Die westlichen I. (Perser und Kurden) sollen semitischen, die Belutschen Dravidaeinfluß erlitten haben. (S. Iranische Sprachen.) – Vgl. Spiegel, Erânische Altertumskunde (3 Bde., Lpz. 1871‒78).

Irānische Dynastie, s. Seldschuken.

Irānische Sprachen, eine Familie von Sprachen, die mit den nächst verwandten ind. Sprachen den arischen Zweig des indogerman. Sprachstammes ausmachen. Aus dem Altertum sind uns nur zwei iran. Sprachen erhalten, eine ostiranische, die Sprache des Avesta (Zend, s.d.), in zwei Dialekten, und eine westiranische, die Sprache der altpersischen Keilinschriften, beide nahe miteinander verwandt. Aus altpers. Dialekten hat sich das Mittelpersische der Sasanidenzeit (s. Pehlevi) und das Neupersische entwickelt, das bei Firdusi noch rein, dann mit arab. Elementen gemischt erscheint und eine reiche und glänzende Litteratur entwickelt hat. Alt-, Mittel- und Neupersisch stehen sich lautlich sehr nahe, nur die Flexion ist immer ärmer geworden, sodaß die neupers. Grammatik so einfach wie die englische geworden ist. Dem pers. Zweige charakteristisch ist die Verwandlung von z in d. Neben der neupers. Schrift- und Umgangssprache stehen zahlreiche Dialekte (Tât, Talysch, Gilet, Masenderanî u. s. w.). Die übrigen neuiran. Sprachen (die z nicht in d verwandeln) sind die folgenden: Belutschī, in einen nördl. und einen südl. Dialekt gespalten, mit pers.-arab. und ind. (Sindhi, Pandschâbî) Lehnwörtern versetzt, dem Persischen nahe stehend; Kurdisch mit mehrern Dialekten (Kurmandschi, dem sich das wenig bekannte Lurische anschließt, Zaza u. s. w.), stark abgeschliffen und lautlich sehr zersetzt, mit pers., arab. und türk. Lehnwörtern gemischt; Afghanisch oder Paschtô, mit pers.-arab. und ind. Lehnwörtern versetzt, vom Indischen in Flexion und Syntax beeinflußt, seinem lautlichen Charakter nach aber rein iran. Ursprungs und von Haus aus keine Übergangssprache vom Iranischen zum Indischen; Ossetisch, mit pers.-türk. und kaukas. Lehnwörtern gemischt, auch sonst kaukasisch beeinflußt, aber echt iran. Ursprungs und sehr altertümlich; Galtscha, in mehrern Dialekten (Sariqoli, Wakhi u. s. w.), mit pers., arab. und türk. Lehnwörtern, sehr entstellt, aber zweifellos iranisch. – Vgl. Hübschmann, Was heißt iranisch?, in Kuhns «Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung», Bd. 24.

Irapuato, Stadt im mexik. Staate Guanajuato, 50 km im SSW. von Guanajuato, an der Eisenbahn von Mexiko nach Guadalajara, hat 15000 E.

Iravati, Airawati, Fluß, s. Hydaspes.

Irawádi (engl. Irawaddy), der bedeutendste Strom Birmas und einer der größten Flüsse Hinterindiens, entspringt in zwei Quellflüssen. Der Mali-kha («großer Fluß») und der Me-kha («kleiner Fluß») kommen vom südl. Abhange des Patkoi, der sich an das östl. Ende des Himalaja anschließt. Die beiden Quellflüsse vereinigen sich unter 26° nördl. Br. und 97° östl. L. zum I. Dieser fließt zuerst südlich, erhält als Hauptzufluß von W. her den Mogaung und den Mu. Der an der Einmündungsstelle 550 m breite Mogaung fließt 161 km oberhalb Bhamo in den I., der Mu 80,5 km unterhalb Mandale (s. d.). Die östl. Zuflüsse sind hier der Mole und der Taping, der bei Bhamo mündet; südlich von Bhamo sind noch als linke Nebenflüsse zu nennen der Schwe-li (Lung-kiang) und der zwischen Amarapura und Awa mündende Mjit-nge. Von Bhamo an wendet sich der I. nach NW., nimmt aber bald wieder südl. Richtung an bis Awa, wo er einen Bogen bildet, bis er