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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Islamitische Kunst - Island
die Herstellung des alten I. und die Ausmerzung aller fremden Elemente in Lehre und Leben zum Zwecke hatte. Diese Bestrebung kam in der Bewegung der Wahhâbiten (s. d.) in Arabien und Indien zu kräftigem Ausdruck. Auf der andern Seite werden die gebildeten Kreise der Mohammed. Völker immer mehr und mehr durch europ. Bildung beeinflußt. Sie ist zuerst in Ägypten infolge der Bestrebungen Mohammed Alis und seiner Nachfolger selbständig hervorgetreten und hat unter den der engl. und franz. Herrschaft unterworfenen Mohammedanern in Indien und Nordafrika immer größern Raum gewonnen.
Der Siegeslauf des I. in Asien und Afrika hat in der Geschichte kaum seinesgleichen (s. Chalif); auch ist die Ausbreitung des I. mit der Blütezeit des mohammed. Staates nicht abgeschlossen. Kaum ein Jahrhundert nach dem Tode des Propheten war die Herrschaft des I. durch Waffengewalt über die Grenzen Arabiens hinaus nach Syrien, Persien, Mittelasien, Ägypten, über die ganze Nordküste Afrikas bis tief nach Spanien hin verbreitet. Trotz der Zerklüftung im Innern des gewaltigen Weltreichs und trotz der Schwächung und dem völligen Absterben der centralen Macht des Chalifates eroberte der I., immer wieder gekräftigt durch frische sich ihm unterwerfende Volksstämme Asiens, weitern Boden, bis endlich die Osmanen den Halbmond auf der Hagia Sophia in Konstantinopel aufpflanzten und ihre siegreichen Heere bis vor die Thore von Wien sendeten. Seitdem begann aber die Macht des I. zu sinken; seine polit. Herrschaft mußte in Europa, Asien und Afrika in sehr ansehnlichen Gebieten der Eroberung europ. Mächte weichen. Unterdessen hat sich der I. über zahlreiche afrik. Stämme ausgebreitet und hier seine versittlichende Kraft erwiesen. Eine vom Golf von Benin nach Sansibar gezogene Linie bezeichnete früher die südl. Grenze der Ausdehnung des mohammed. Einflusses in Afrika. Seitdem hat der I. von Sansibar aus in Mozambique, in den portug. Kolonien der Küste, bei den Kaffern und selbst in Madagaskar Eingang gefunden. Hinsichtlich eines großen Teiles der von Mohammedanern bevölkerten Gebiete ist es unmöglich genaue statist. Daten aufzustellen; dazu finden sich in den verschiedenen Quellen widersprechende Angaben in Bezug sowohl auf die Gesamtzahl der Bekenner des I. als auch deren Verteilung auf die einzelnen Gebiete der Erde. Die Gesamtziffer der Mohammedaner fetzt man mit 175 Mill. an; sie verteilen sich auf die einzelnen Länder ungefähr nach folgenden Verhältnissen: Russisches Reich 10600000 (europ. Rußland 2600000, asiat. Rußland 8 Mill.); Osmanisches Reich 17700000 (europ. Türkei 2300000, asiat. Türkei 15400000); Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Griechenland, Rumänien, Serbien und Montenegro zusammen 1370 000; die Chanate Buchara und Chiwa 3200000; Persien, Afghanistan und Belutschistan 13 Mill.; unabhängiges Arabien (mit Ausschluß des türk. Gebietes und Omans) 2 Mill.; Indobritisches Reich 57 Mill.; China 4 Mill.; niederländisch-indische Besitzungen 14 Mill.; Nordafrika mit Ägypten 18 Mill.; Sudanstaaten mit dem ehemals ägypt. Sudan 25 Mill.; Sahara 2500000; Sansibar 300000. Die Anzahl der Mohammedaner in den verschiedenen Negerländern läßt sich überhaupt nicht abschätzen. (S. Karte: Verteilung der Religionen auf der Erde, Bd. 6, S. 253.)
Litteratur. Döllinger, Mohammeds Religion nach ihrer innern Entwicklung und ihrem Einflusse auf das Leben der Völker (Regensb. 1838); Dozy, Het Islamisme (Haarlem 1863; französisch von Chauvin: Essai sur lhistoire de l’Islamisme, Par. 1879); A. von Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des I. (Lpz. 1868); ders., Kulturgeschichtliche Streifzüge auf dem Gebiete des I. (ebd. 1873); Garcin de Tassy, L’islamisme d’après le Coran (3. Aufl., Par. 1874); John Mühleisen Arnold, Der I. nach Geschichte, Charakter und Beziehung zum Christentum (englisch, Lond. 1874; deutsch, Gütersloh 1878); Vámbéry, Der I. im 19. Jahrh. (Lpz. 1875); Houtsma, De strijd over het dogma in den I. tot op el-Ash’arî (Leid. 1875); A. von Kremer, Kulturgeschichte des Orients unter den Chalifen (2 Bde., Wien 1875-77); Bosworth-Smith, Mohammed and the Mohammedanism (2. Anst., Lond. 1876); Hughes, A dictionary of I. (ebd. 1885); Sell, The faith of I. (Madras 1886); Snouck Hurgronje, De I. (in der Zeitschrift "De Gids", 1886); Le Chatelier, L’I. au 19<sup>e</sup> siècle (Par. 1889); Goldziher, Mohammed. Studien (2 Bde., Halle 1889-90); Montet, La propagande chrétienne et ses adversaires musulmans (Par. 1890). (S. Arabische Sprache und Litteratur, Bd. 1, S. 792 a.)
Islamītische Kunst, die Kunst der islamit. Völker gegenüber der heidnisch-antiken und Christlichen Kunst (s. d.). Sie entstand mit dem Islam seit dem 7. Jahrh. auf Grundlage der damals herrschenden Altchristlichen Kunst (s. d.) und benutzte zunächst deren Kunstformen. Die Abweichungen nahmen je später je mehr zu, bis auf die jüngste Zeit, in der wieder eine Annäherung stattfindet. Während die christl. Kunst in religiösem Interesse ihre beste Kraft an die Wiedergabe menschlicher Figuren setzte, vernachlässigte die I. K. allmählich infolge religiöser Bedenken gerade diese. Der Koran allerdings bestimmte nichts über die Abbildung lebender Wesen, nur ein traditionell überlieferter Ausspruch des Propheten verbietet sie. Die Sunniten (Türken u. s. w.) halten sich dadurch für gebunden, die Schiïten (Perser u.s.w.) hingegen nicht, sodaß die türk. Kunst figurenlos ist, die ältere arab. und die perf. Kunst aber Tiere und Menschen abbildet. Der Schwerpunkt der I. K. liegt besonders auf ornamentalem Gebiet; auf diesem hat sie Hervorragendes geschaffen und auch die christl. Kunst beeinflußt. In Asien heimisch, hat sie im Gefolge des Islam mehrfach auf europ. Boden übergegriffen, nach Spanien, Sicilien, der Türkei. Ihr bewundertstes Werk in Europa ist die Alhambra (s. d.). Hierzu die Tafel. Kunst des Islam 1 (Abbildungen entnommen dem Werke von Owen Jones, Plans, elevations, sections and details of the Alhambra (2 Bde., Lond. 1842-45) und Tafel: Kunst des Islam II. (S. auch Arabische Kunst.)
Island, d. i. Eisland, Insel im hohen Norden zwischen 63° 24' bis 66° 33' nördl. Br. und 13° 30' bis 24° 30' westl. L. von Greenwich, 300 km von Grönland und 970 km von Norwegen entfernt gelegen, zu Dänemark gehörig. (S. Nebenkarte auf Karte: Dänemark und Südschweden, Bd. 4, S. 760.) Bei einer Längenausdehnung von 490 km und einer Breite (von N. nach S.) von 375 km bedeckt I. 104785 qkm, von denen nur 42068 bewohnbar sind.
Küsten- und Oberflächengestaltung. Im W. und N. schneiden tiefe, im O. kleinere Fjorde in