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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Italien (Staatsschuld. Bank- u. Geldwesen. Armenwesen u. Wohlthätigkeitsanstalten)

Die Ausgaben sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt:

Ausgaben Ordentliche Lire Außerordentliche Lire

Schatzministerium:

I. Kategorie 780994119 12177154

II. " - 83001293

IV. " 21599115 -

Finanzministerium:

I. Kategorie 168936733 1527162

II. " - 1510000

IV. " 29665693 -

Justiz- und Kultusministerium:

I. Kategorie 33320463 91566

IV. " 140822 -

Ministerium des Äußern:

I. Kategorie 8852874 26167

IV. " 171130 -

Ministerium des öffentl. Unterrichts:

I. Kategorie 40072308 732884

IV. " 1154190 -

Ministerium des Innern:

I. Kategorie.

Allgemeine Verwaltung 11891222 1008000

Sanitätswesen 1123309 50000

Öffentliche Sicherheit 13136495 100000

Gefängnisse 24683619 340500

Verschiedenes 1415924 17706

IV. Kategorie 1326267 -

Ministerium der öffentl. Arbeiten:

I. Kategorie.

Centralverwaltung 1335983 330

Straßen, Kanäle, Häfen 28138450 34311590

Eisenbahnen 1072113 455000

Verschiedenes - 6700000

II. Kategorie - 500000

III. " - 30000000

IV. " 394030 -

Ministerium der Post u. Telegraphie:

I. Kategorie

Allgemeine Verwaltung } 400

Posten } 52524824 -

Telegraphen } -

Verschiedenes } -

IV. Kategorie 220666 -

Kriegsministerium:

I. Kategorie 231420000 4900000

IV. " 6033329 -

Marineministerium:

95799270 3940000

- 3000000

IV. " 2651817 -

Ministerium für Ackerbau:

I. Kategorie 9257994 1210307

IV. " 125485 -

Die ordentlichen Einnahmen zeigen einen Überschuß von 42, die außerordentlichen einen Fehlbetrag von 70 Mill. Lire. Unter den Ausgaben der einzelnen Ministerien sind besonders wichtig die Erhebungskosten der Steuern mit insgesamt 148,010 Mill. Lire und die Verzinsung der Schulden.

Die ordentlichen Einnahmen der Gemeinden kommen zumeist von der Konsumsteuer mit (1889) 140984715 Lire; die Zuschläge zu der staatlichen Grund- und Gebäudesteuer betrugen 118872837, kleinere Steuern und Gebühren warfen 58328689 Lire ab, verschiedene Einnahmen erscheinen mit 9872731 Lire eingestellt, das eigene Vermögen ergiebt ein Einkommen von 45229576 Lire. An obligatorischen ordentlichen Ausgaben hatten die Gemeinden 279341660 Lire, an obligatorischen außerordentlichen 162789198 Lire und an fakultativen 94980855 Lire. Die Gemeinden bedurften daher außerordentlicher Einnahmen, die zum Teil in der Aufnahme neuer Schulden bestanden. Für 1889 wurde die Schuldenlast der Gemeinden auf 1037 Mill. Lire berechnet, 1885 war sie 856 Mill. Lire. Die Provinzen hatten nach dem Voranschlag für 1891: 90400578 Lire effektive Einnahmen und 97869212 Lire effektive Ausgaben und mußten sich daher Kapitalzuschüsse verschaffen. Am 31. Dez. 1889 waren sie 170439703 Lire schuldig.

Die Staatsschuld bat (1. Juli 1893) im ganzen die Höhe von 594,672 Mill. Lire jährlicher Verbindlichkeit erreicht. Sie zerfällt in die 5prozentige (442,788 Mill. Lire) und die 3prozentige Rente (6,408 Mill. Lire; s. Italienische Rente); dazu kommen die Ewige Rente des päpstl. Stuhls (3,22 Mill. Lire), verschiedene besonders eingetragene 3-5prozentige Anleihen von Sardinien, Parma, Toscana, Modena, Rom und dem Königreich I. mit insgesamt 18,064 Mill. Lire, verschiedene Schulden, wie 9 Eisenbahnanleihen, 3prozentige Eisenbahnobligationen, Tiberobligationen, Anleihe zum Bau des Cavourkanals u. s. w. mit 106,801 Mill. Lire. Die schwebende Schuld erfordert 17,385 Mill. Lire. Amortisiert wurden 1891/92 im ganzen 2,324 Mill. Lire. Das Kapital der konsolidierten und amortisabeln Schulden beträgt 11979,718 Mill. Lire, d. i. rund 380 Lire pro Kopf der Bevölkerung. Die Verzinsung erfordert jährlich 18 Lire pro Kopf; der Wert der Ausfuhr pro Kopf war (1891) 27 Lire.

Bank- und Geldwesen. Es giebt keine Staatsbank; bis 1893 bestanden sechs Zettelbanken; eine Neuordnung steht bevor. Die wichtigste Notenbank ist die Banca Nazionale nel Regno d' Italia (s. d.). Außerdem bestanden (1890) 159 Kreditgesellschaften, 738 Volksbanken und Kreditgenossenschaften (società cooperative di credito), (1891) je 10 Agrar- und Bodenkreditbanken. Es waren (1891) 341,949 Mill. Lire Staatsnoten und 1121,601 Mill. Lire Banknoten im Umlauf. 1887 wurde für 31,3 Mill. Silber, 1888: 2,4 Mill. Gold, 1890: 1,3 Mill. Gold und 1891: 0,65 Mill. Gold ausgeprägt. - I. geHÖrt zur Lateinischen Münzkonvention (s. d.). Die Lira zu 100 Centesimi ist = 1 Fr. = 0,81 M. Maße und Gewichte sind die metrischen.

Armenwesen und Wohlthätigkeitsanstalten. 1880 gab es 21769 milde Stiftungen (Opere pie), über welche die Provinzialdeputation eine gesetzlich bestimmte Aufsicht führt. Dazu kommen noch Kinderheime, Hospize und andere gemeinnützige Anstalten, die unmittelbar von Provinzen, Gemeinden oder Privatpersonen abhängen; außerdem 578 Leihhäuser und 1965 Stiftungen, die Getreide ausleihen. Diese 21769 Institute gaben eine Bruttorente von 90 Mill. Lire an, ihr Bruttovermögen wurde auf 1890 Mill. Lire geschätzt. Dazu kommen 45 Mill. Lire Geschenke und Unterstützungen u. dgl. Die Stiftungen sind in sehr ungleicher Weise über das Land verbreitet; viele Landgemeinden haben oft gar keine oder sehr geringfügige Wohlthätigkeitsanstalten. Nur 1958 Gemeinden hatten Ende 1880 ein Armenpflegebureau, während nach dem Gesetz jede Gemeinde eine solche congregazione di carità haben soll. Auf die Provinzial- und Kreishauptstädte mit einem Viertel der Gesamtbevölkerung kommen drei Viertel der Einnahmen. Unter diesen stehen 1209 Krankenhäuser mit einer Gesamteinnahme von 41979131 Lire obenan (außer 57 Hospizen für unheilbare und chronische Krankheiten); dann kommen 894 Waisenhäuser, 3863 Almosenpflegen, 244 Hospize für alte Leute und ganz Verarmte (case di ricovero e ricoveri di mendicità). Die Kultusausgaben sämtlicher Wohlthätigkeitsanstalten beliefen sich auf 3931574 Lire. Hingegen sind 4 Hospize für Katechumenen mit einer Gesamt-^[folgende Seite]