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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jakobslilie - Jakobus (biblischer Name)
sen, die an den Vackspieren (s. Lee) zum Einsteigen
in die Boote sowie in der Takelung Zum Erklettern
einzelner Teile angebracht sind. - Über die I. ge-
nannte Pflanzenart s. i'olOnioninm.
Iakobslilie, s. ^M3.rv11i8.
Fakobsmuschel, s. Kammmuschel.
Iakobsonfche Organe, s. Geruchsorgane
(Bd. 7, S. 880d).
Fakobs-Pulver, s. Geheimmittel.
Iakobsstab, Grundstock, Kreuzstab, ein
in früherer Zeit zum Winkelmessen benutztes In-
strument, bestehend aus einem langen, in gleiche
Teile geteilten Stab, auf dem rechtwinklig und ver-
schiebbar ein in ebensolche Teile geteilter Querstab
angebracht war. Durch Visieren vom Ende des langen
Stabes aus konnte man den beweglichen Querarm
so weit verschieben, bis er unter demselben Gesichts-
winkel erschien, wie der zu messende Gegenstand.
Durch Ablesen der Teilung konnte man diesen
Winkel dann bestimmen. Von Ende des 16. bis in
die Mitte des 18. Jahrh, war der I. das Haupt-
instrument für Seefahrer zur Bestimmung von Zeit
und Breite. (S. Gunterskale.) - Vgl. Breusing,
Die nautischen Instrumente bis zur Erfindung des
Spiegelsextanten (Brem. 1890).
In der Astronomie nennt man I. die drei in
gerader Linie und nahe gleichen Abständen vonein-
ander stehenden Sterne 3, e, ^ im Orion, den sog.
Gürtel des Orion.
Iakobstadt, Stadt im Kreis Friedrichstadt des
russ. Gouvernements Kurland, 180 km östlich von
Mitau, links der Düna, hat (1888) 6091 E., meist
Israeliten; Post und Telegraph, 1 kath., 1 evang.
Kirche, 2 Synagogen; Handel mit Flachs, Hanf und
Getreide. I. wurde 1650 vom Herzog Jakob von
Kurland gegründet.
Iakobstropfen, s. Geheimmittel.
Iaköbus, im Neuen Testament Name dreier
Männer.
I. der Altere, der Sohn des Zebedäus, Bru-
der des Evangelisten Johannes, war vor seiner Be-
rufung zum Apostelamt ein Fischer (Match. 4,21).
Sein glühender Eifer wider die, welche den Messias-
glauben von sich wiesen, wird durch die Erzählung
Luk. 9, 51-54 und den ihm und seinem Bruder bei-
gelegten Beinamen Voanerges, d. h. Donnersohn
/Mark. 3,17), veranschaulicht. Mit Petrus und Jo-
hannes erscheint er immer in unmittelbarer Nm-
gebung Jesu. Später war er eins der Häupter der
Gemeinde zu Jerusalem; er wurde 44 durch Hero-
des Agrippa hingerichtet. Nach einer spätern Sage
soll er das Christentum nach Spanien gebracht haben
und sein Leichnam soll in einem marmornen Sarge
von Palästina nach Compostela in Spanien ge-
schwommen sein. Darum gilt er als der Schutz-
heilige dieses Landes. Die griech. Kirche feiert sei-
nen Festtag 30. April, die lateinische 25. Juli.
I. der Jüngere oder der Kleine, ebenfalls
ein Apostel, war der Sohn des Alphäus. Daß er
ein Vetter Jesu gewesen sei, beruht auf unsichern
Kombinationen, über seine Schicksale ist nichts
Näheres bekannt. Die griech. Kirche hat ihm den
9. Okt. als Festtag geweiht.
I., der Bruder des Herrn, ein Sohn Marias
und Josephs (Matth. 13, 55; Mark. 6, 3). Dogma-
tische Gründe haben es veranlaßt, daß man ihn in
alter und neuer Zeit nicht als leiblichen Bruder Jesu
anerkennen wollte, daher man ihn bald zum Stief-
bruder Jesu (zum Sohne Josephs aus einer frühern
Ehe) machte, bald mit dem vorerwähnten Sohn des
Alphäus identifizierte und als Schwestersohn der
Maria bezeichnete. Neben Petrus und Johannes
war dieser I. die bedeutendste Persönlichkeit in der
Nrgemeinde zu Jerusalem. Er befand sich daselbst
noch 59 n. Chr., als schon sämtliche noch überlebende
Apostel sich anderwärtshin gewendet hatten. Ob er
nach dem Tode des gleichnamigen Zebedäiden förm-
lich ins Apostelkollegium aufgenommen wurde, ist
zweifelhaft; jedenfalls aber genoß I. in Jerusalem
und überall in judenchristl. Kreisen das höchste An-
sehen. Als Paulus von Antiochia nach Jerusalem
reiste, um sich mit den ältern Aposteln über das
Recht der Heidenmission zu verständigen, stimmte
auch er jenem Vergleiche bei, der den Paulus ge-
währen ließ, den Üraposteln aber nach wie vor die
Iudenmission unter bleibender Beobachtung des
mosaischen Gesetzes auch im Christentum vorbehielt
(Gal. 2, 9, vgl. 1,19). Nachmals erscheint dieser
1. als das Haupt der streng judenchristl. Partei,
in dessen Auftrag bald nachher Gesandte nach An-
tiochia kamen, um den Petrus, der, den freien
Grundsätzen des Paulus eine Zeit lang folgend, mit
Heidenchristen Tischgemeinschast gehalten hatte, zur
jüd. Gesetzesbeobachtung zurückzuführen (Gal. 2,12);
§a fein Einfluß war fo groß, daß auch die übrigen
dort anwesenden Iudenchristen, einschließlich des
Barnabas, sich von der Gemeinschaft der Heiden-
christen zurückzogen. Seitdem scheint es zwischen
den Parteien des Paulus und I. zum entschiedenen
Bruch gekommen zu sein, und als Paulus bei sei-
ner letzten Anwesenheit in Jerusalem jüd. Fana-
tikern in die Hände fiel, thaten I. und die Seinen
nichts, um den Heidenapostel zu retten. Auch in der
spätern Überlieferung wird er als Iudenchrist von
äußerster Gesetzesstrenge geschildert. Die Tradition
macht ihn zum ersten Bischof von Jerusalem, ja
zum Oberbischof der gesamten Christenheit, von
dem selbst Petrus Befehle empfing, und legt ihm
wegen feiner strengen Gesetzesbeobachwng den Na-
men des "Gerechten" (lat. ^uLtus) bei. Nach der
christl. Sage wurde er kurz vor der Zerstörung von
Jerusalem, da er Jesum nicht lästern wollte, von
den Juden von der Zinne des Tempels gestürzt.
Dagegen berichtet eine freilich der Interpolation
verdächtige Stelle bei dem jüd. Geschichtschreiber
Iosephus, daß er nach Abberufung des röm. Pro-
kurators Festus auf Veranlassung des Hohenprie-
sters Ananias gesteinigt worden sei (62 n. Chr.).
Sein Gedächtnistag in der griech. Kirche ist der
23. Okt., in der lateinischen (gemeinsam mit Phi-
lippus) der 1. Mai. Unter dem Namen dieses I.
findet sich im Neuen Testament ein Brie^ an n'die
Zwölf Stämme in der Zerstreuung", der zu den
Hauptdokmnenten der judcnchristl. Richtung in der
christl. Nrzeit gehört. Der Brief, der in der alten
Kirche erst ziemlich spät zur allgemeinen Anerken-
nung kam und noch im 4. Jahrh, zu den Antile-
gomena (s. d.) zählte, ist sicher nicht vor den
Paulinischen Briefen, sondern wahrscheinlich erst
längere Zeit nach dem Tode des I., ums I. 90
n. Chr., entstanden. Einige neuere Kritiker setzen
seine Entstehungszeit sogar erst in die Mitte des
2. Jahrh. Wegen seiner Hochstellung der Werke und
seiner Polemik gegen die Lehre von der Rechtfer-
tigung aus dem Glauben bezeichnete Luther diesen
Brief als eine "stroherne Epistel". Kommentare
lieferten W. Schmidt (Lpz. 1878), C. F. D. Erd-
mann (Berl. 1881) und W. Beyschlag (5. Aufl. des