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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jakutsk - Jalapenharz
bis an die chines. Grenze. - Vgl. Middendorff, Reise in den äußersten Norden und Osten Sibiriens (4 Bde., Petersb. 1848-75); Böhtlingk, Über die Sprache der J. (ebd. 1848); F. Müller, Unter Tungusen und J. (Lpz. 1882).
Jakútsk. 1) Gebiet (oblastj) im russ.-sibir. Generalgouvernement Irkutsk, grenzt im N. ans Nördliche Eismeer, im O. und SO. ans Amur-Generalgouvernement (s. d.), im W. und SN. an die Gouvernements Irkutsk und Jenisseisk und hat 3971414 qkm mit (1885) 251896 E., d. i. 0,06 auf 1 qkm. Davon kommen 30248,5 qkm auf Inseln im Eismeer, 8043,7 qkm auf Seen auf dem Festlande. Die Hochgebirge im S. gehören zum System des Jablonnoi- und Stanowoi-Gebirges, davon laufen nach N. aus das Werchojansche, Kolymsche, Alaseische u. a. Gebirge, an die sich zuletzt die Tundra mit ihren Seen und Sümpfen anschließt. Die Flüsse münden alle (meist mit einem Delta) ins Nördliche Eismeer. Die wichtigsten sind: Anabara, Olenek, Lena (mit ihren großen Nebenflüssen Olekma, Wiljuj, Aldan u. a.), Jana, Indigirka, Alaseja und Kolyma. J. ist der kälteste Teil Sibiriens. Die mittlere Temperatur beträgt in Ust-Jansk (70° 55' nördl. Br.) und in der Stadt J. (s. unten) im Winter -37,7 und -37,5, im Sommer +8,2 und +14,6, im Jahresdurchschnitt - 16,i und -10,7° 0. Werchojansk (s. d.) wird als Kältenordpol der Erde bezeichnet. Im Sommer taut der Boden nur oberflächlich auf und bleibt darunter bis 200 m Tiefe gefroren. Dennoch ist bis zum Polarkreis viel Wald vorhanden, besonders Nadelwald. Die Bevölkerung besteht aus Jakuten (219866), Tungusen (12358), Lamuten (1500), Jukagiren (786) und im NO. des Gebietes aus einigen hundert Tschuktschen, Tschuwanzen und Korjaken. Russen (18666) sind nur in den Städten und in einzelnen Kolonien als Verbannte (6376; davon 123 Staatsverbrecher) zerstreut. Der Religion nach gehören 98 Proz. zur russ. orthodoxen Kirche und bilden die Eparchie J. mit 2 geistlichen und 26 Pfarrschulen. Außerdem sind noch vorhanden 3 Mittelschulen für Knaben und 1 für Mädchen mit zusammen 298 Schülern. Im S. werden Ackerbau und Viehzucht betrieben, im N. Renntierzucht, Jagd und Fischfang. An der Lena und auf den Eismeerinseln werden Mammutknochen und Walroßzähne ausgegraben. In den Flußgebieten des Witim und der Olekma wird Gold gewonnen (zusammen etwa 700 Pud jährlich). Haupthandelsplätze sind die Städte J. und Olekminsk. Der Verkehr nach außen geht auf der Lena über Irkutsk oder über den Hafen von Ajan im Ochotskischen Meere. Im Innern finden an mehrern Orten Messen statt, meist mit Tauschhandel. Die Ausfuhr besteht aus feinem Pelzwerk, Mammutknochen, Walroßzähnen, Bibergeil u. a.; die Einfuhr aus Manufakturen, Kolonialwaren, Metallgeräten, Getreide, Vieh u. s. w. Das Gebiet zerfällt in 5 Bezirke: J., Werchojansk, Wiljujsk, Kolymsk und Olekminsk. - 2) Bezirk im mittlern Teil des Gebietes J., gebirgig und waldreich (Nadelholz), hat 318578,6 qkm, 143006 E. (meist Jakuten), Ackerbau, Jagd, Fischfang. - 3) Hauptstadt des Gebietes und Bezirks J., unter 62° 2' nördl. Br. und 130° östl. L., 64 m hoch, an einem westl. Arm, Chatystach, der Lena gelegen, die hier 10 km breit ist und viele Inseln bildet. J. besteht fast ganz aus Holzhäusern auf hohem Fundament und mit steilen Dächern, hat Straßen ohne Pflaster und ohne Beleuchtung, (1888) 6499 E. (ein Drittel Jakuten), Post, 6 Kirchen, 1 Kloster, eine alte Kosakenfeste, 1 männliches und 1 weibliches Progymnasium, 1 geistliches Seminar, 2 Elementarschulen, im ganzen 8 Schulen mit 295 Schülern und 125Schülerinnen, 1 Zeitung, jährliche Messe vom 10. Juni bis 1. Aug. (Umsatz 1 1/2 Mill. Rubel); Hauptplatz des nordsibir. Pelzhandels. J. wurde 1632 von Kosaken gegründet.
Jalandhar, engl. Schreibung für Dschalandar (s. d.).
Jalāpa oder Xalapa (spr. cha-), das alte aztekische Halapan. 1) Hauptstadt des mexik. Staates Veracruz, 112 km im NW. der Seestadt Veracruz, oberhalb der Region des Gelben Fiebers, auf der alten Hauptstraße nach der Hauptstadt Mexiko, 1320 m ü. d. M., am Ostrand der Hochfläche und am Fuße des Basaltberges Macultepetl zwischen Gärten und an der Bahnlinie J.-Veracruz gelegen, ist gut gebaut und reinlich, Sitz der Staatsbehörden und eines Bischofs, hat (1892) 18000 E., 4 Kirchen, darunter die schöne Hauptkirche am Marktplatz mit Gemälden altspan. Meister, Franziskanerkloster, 3 Hospitäler und Schulen. Seitdem der Verkehr von Veracruz nach dem Innern den Weg über Orizaba eingeschlagen, hat J. an Wohlstand verloren. Die Umgegend ist durch die wunderbare Mannigfaltigkeit der Flora für die Botaniker von großer Bedeutung, über die nach J. benannte Jalapenwurzel s. Jalape. - 2) Hauptort des Departamento J. (36 583 E.), in Guatemala, am Abfall der Küstenkette, nordöstlich der Stadt Guatemala, hat etwa 4500 E.
Jalápe, Jalapenwurzel, Jalapenknollen (Radix oder Tuber Jalapae), die Knollen von Ipomoea purga Hayne (s. Ipomoea). Sie sind von birnförmiger oder gestreckter Form, von weniger als 1 cm Durchmesser bis Faustgröße, laufen in eine meist kurze Spitze aus, tragen nur einige Millimeter dicke Stengelansätze und sind von runzliger, höckeriger, graubrauner Oberfläche, ohne Blattnarben und Nebenwurzeln. Das Gewebe ist sehr dicht, auf dem Bruch mehlig, glatt oder hornartig, aber weder holzig noch faserig; dasselbe ist weiß oder graubräunlich gefärbt und läßt dunkle Harzzellen in konzentrischen Reihen, die nicht durch strahlenförmige Gefäßbündel unterbrochen werden, erkennen. Die J. ist von fadem Geschmack, kratzend nachschmeckend, häufig rauchartig riechend. Die Ernte der Knollen erfolgt in den Frühlingsmonaten, sie werden dabei ihrer Größe nach sortiert, häufig auch zerschnitten und über gelindem Feuer 10-12 Tage lang getrocknet. Die im trocknen Zustande erscheinenden Harzzellen sind frisch mit Milchsaft gefüllt. Sie enthalten reichliche Mengen (10-18 Proz. der trocknen Knolle) von Harz (s. Jalapenharz), außerdem Zucker, Gummi, Salze, darunter oxalsauren Kalk. Die beste Sorte kommt von Veracruz und wird hiernach Veracruzsalape benannt. Eine geringere Sorte von Ipomoea simulans Hanbury, aus langen, rübenförmigen Stücken bestehend, bildet die leichte oder Tampicojalape. Das Harz derselben unterscheidet sich durch seine Löslichkeit in Äther von dem der echten J. Die J. dient in der Medizin als drastisches Purgiermittel und außerdem in der Pharmacie zur Darstellung des Jalapenharzes (s. d.). Die J. wird häufig verfälscht mit der falschen J. (s. Jalapenstengel), mit den Wurzeln von Mirabilis Jalapa L., der Zaunrübe u. a.
Jalapenharz (Resina Jalapae), das Harz der Jalape (s. d.), wird für pharmaceutische Zwecke dargestellt, indem die grobgepulverten Knollen