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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

883

Java

regierte ein einheimisches Fürstengeschlecht unter Oberaufsicht des Residenten. Die Verteilung der Bevölkerung (1889) auf die 21 Residentschaften nebst Madura zeigt die folgende Tabelle:

Residentschaften qkm Einwohner auf 1 qkm

Bantam 7 326 613 545 83

Batavia 6 982 1 070 078 151

Krawang 4 994 381 235 76

Preanger 20 874 1 981 220 94

Tschiribon 6 773 1 485 897 219

Banjumas 5 561 1 209 164 217

Tegal 3 782 1 075 941 284

Pekalongan 1 790 561 988 313

Bagelen 3 430 1 343 018 391

Kedu 2 048 756 283 369

Samnang 5 187 1 467 987 283

Japara 3 117 934 553 299

Surakarta 6 228 1 163 305 186

Dschokschakarta 3 089 744 871 241

Rembang 7 511 1 279 824 170

Madiun 5 903 1 084 456 183

Surabaja 6 029 2 005 005 332

Kediri 7 398 1 118 924 151

Pasuruan 5 307 936 319 176

Probolinggo 3 462 536 512 154

Besuki 9 656 672 730 69

Madura 5 286 1 439 965 272

Java und Madura 131 733 23 862 820 180

Geschichte. J. war schon Ptolemäus dem Namen nach als Jabadiu bekannt. Die spätere Geschichte ist aber völlig dunkel. Die frühen Beziehungen zum vorderind. Festlande werden durch die ind. Götterbilder, Inschriften, Überreste von Palästen und sowohl dem Buddhismus als dem Brahmakultus angehörender Tempelbauten bewiesen, unter denen die von Brambanan, Boro-Budor (s. d.), Loro-Iongrang, Tschandi-Sewu, Kalassan und Suku die bemerkenswertesten sind. Im 15. Jahrh. bestanden zwei mächtige Hindureiche, das von Paojadjaran im Westen und das von Modjopahit im Osten. Als gegen Ende des 15. Jahrh. der Islam eingeführt wurde, stürzte zuerst 1474 das Reich Modjopahit, 1480 aber auch Padjadjaran zusammen. Aus diesem entstand das Königreich Bantam (s. d.), aus jenem, außer mehrern kleinen Staaten, wie Tschiribon u. s. w., das Kaiserreich Mataram. Die Araber besuchten J. bereits in den ersten Jahrhunderten nach Mohammed und die Chinesen schon früher.

Von Europäern gelangten die Portugiesen 1522 unter Henriquez Lerne von Malaka aus zuerst nach J. und richteten verschiedene Handelsfaktoreien daselbst ein, wurden aber, nachdem die Holländer 1596 nach Bantam gekommen waren, von diesen vertrieben. 1602 errichteten die Engländer unter Sir John Lancaster ebenfalls eine Faktorei in Bantam, welche 1683 wieder verlassen wurde, nachdem die Holländer die herrschende Macht im Indischen Archipel geworden waren und ihre Hauptstadt Vatavia (s. d.) sich zu hoher Blüte erhoben hatte. Von Batavia breiteten die Holländer sich immer weiter längs der Nordküste nach Osten aus. Häufig wurde hierdurch die Veranlassung zu Kriegen mit den Beherrschern des die beiden östl. Dritteile umfassenden Reichs Mataram gegeben, welche stets zur Schwächung des letztern ausfielen. 1749 mußte der Beherrscher desselben sein Reich der Niederländisch-Ostindischen

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Compagnie abtreten, welche es seinem Sohne als Lehn übergab, dasselbe aber 1755 in die beiden voneinander unabhängigen Reiche von Surakarta oder Solo und Dschotschakarta teilte, welche beide, später immer mehr verkleinert, noch immer als sog. Fürstenlande eine besondere Stellung einnehmen. Das Reich Bantam wurde von den Holländern 1808 ihrem Besitztum einverleibt. Die großen Mißbräuche, welche sich im Verwaltungswesen der Niederländisch-Ostindischen Compagnie in der Zweiten Hälfte des 18. Jahrh. geltend machten und zu ihrer Auflösung (1798) führten, die Kriege von Holland mit England seit 1780 sowie die wechselvollen Ereignisse der Zeiten der Französischen Revolution wirkten höchst nachteilig auf alle innern Verhältnisse von J. ein. Dem Generalgouverneur Taendels (s. d.), 1808-11. der gleich nach seiner Ankunft auf J. zu einer gründlichen Reform überging, verdankt J. die prachtvolle Heerstraße, welche sich in ihrer ganzen Länge von Anjer im Westen nach Banjuwangi im Osten hinzieht. Sein Nachfolger, I. W. Janssens, mußte J. schon 18 Sept. 1811 den Engländern übergeben. J. ward nun eine Dependenz von Britisch-Indien, bis durch den Londoner Traktat (13. Aug. 1814) Holland seine ind. Besitzungen zurückerhielt.

Die Bestrebungen des neuen Generalgouverneurs Baron van der Capellen, die tief gesunkene Produktion wieder zu heben, wurden 1825 durch den Aufstand des Diepo Negoro, eines Prinzen aus dem Fürstenhause von Dschokschakarta, wieder für längere Zeit unterbrochen. Mit dem Ende des Krieges (1830), der den Niederländern mehrere der schönsten Provinzen im Innern einbrachte, traten bessere Zeiten ein. Hierzu trug namentlich das 1830 von dem Generalgouverneur Grasen Johannes van den Bosch, 1830-33, eingeführte sog. Kultursystem wesentlich bei. Dasselbe machte den Staat zum Produzenten auf allen sich nicht in Privatbesitz befindlichen Ländereien und zum Verkäufer der daselbst gewonnenen Bodenerzeugnisse in Holland durch Vermittelung der 1824 gegründeten Niederländischen Handelsgesellschaft, deren Privilegien zuletzt 1871 bis 31. Dez. 1899 erneuert wurden. Dieses System, dessen Grundlage die Fronarbeit der Bevölkerung gegen einen von der Regierung festgesetzten geringen Lohn ist, und das in Zeiten finanzieller Bedrängnis des Mutterlandes (1830) ausschließlich als Geldquelle betrachtet zu Erpressungen führte, hat zwar die Landwirtschaft bedeutend gehoben und, nach Deckung sämtlicher Unkosten, bare Überschüsse von 40 bis 60 Mill. Fl. im Jahre eingebracht; in der letzten Zeit haben sich indessen mehrere Kulturen als nicht mehr einträglich erwiesen; auch erhoben sich Stimmen, in Holland wie auf J., immer lauter gegen das Kultursystem, und die Regierung ist gezwungen gewesen, dasselbe durch das Gesetz vom 21. Juli 1870 zu beschränken. (S. auch oben Landwirtschaft, S. 882.)

Litteratur. Außer dem Werke von Junghuhn (s. d.) vgl. Raffles, History of J. (2 Bde., Lond. 1817; neue Aufl. 1830); Joh. Müller, Veschreibung der Insel J. (aus dem Holländischen, Berl. 1860); I. W. B. Money, "J. or how to manage a colony (Lond. 1861); Hofdijk, In't hartje van J. (Amsterd. 1882); Hoola van Nooten, Fleurs, fruits et feuillages de l'ile de J. (3. Aufl., Brüss. 1882); Beth, J., geographisch, ethnologisch, historisch (3 Bde., Haarlem 1882); Mundt, Ceylon en J.