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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johann Georg I. (Kurfürst von Sachsen) - Johann (König von Sachsen)
Sachsen und Mainz, zu und entsagte 1667 dem
Schutzrecht über die Stadt ganz, nachdem er das
1664 geschlossene Bündnis mit Frankreich noch ver-
stärkt hatte. Die weitern Übergriffe Ludwigs führ-
ten ihn zwar auf die Seite Kaiser Leopolds 1., sodah
1673 ein sächs. Hilfskorps gegen Turenne kämpfte,
dann aber schloß I. G. aus Eifersucht gegen Branden-
burg und aus Sehnsucht nach den Subsidien sich
aufs neue an Ludwig XIV. an, dem er 1679 ganz
geheim seine Unterstützung bei der Wahl zum röm.
König zusagte. Gemahlin I. G.s war seit 1638
Maadalena Sibylla von Brandenburg-Bayreuth,
die ihm außer seinem Nachfolger Johann Georg III.
eine Tochter Erdmuthe Sophie schenkte. Er starb
1. Sept. 1680 zu Fceiberg.
Johann Georg III., Kurfürst von Sachsen
(1680-91), einziger Sohn des vorigen, geb. 20. Juni
1647, hatte schon 1673 als Anführer eines sächs.
Armeekorps gegen die Franzosenseinen kriegerischen
Sinn bewährt und der franz. Politik des Vaters
entgegengewirkt. Nach des Vaters Tode brach er
die Beziehungen zu Frankreich alsbald ab und
stellte sein nach Brandenburgs Vorgang 1682 ge-
bildetes stehendes Heer in den Dienst des Kaisers.
Im Sept. 1683 trug er mit seinen 10000 Sachsen
wesentlich zur Entsetzung Wrens bei. 1684 schloß
er mit Venedig einen Subsidienvertrag, zufolge
dessen 3000 Mann Sachsen bis 1687 in Morea
gegen die Türken fochten; auch unterstützte er 1686
den Kaiser bei der Eroberung Ofens. Bei dem
Ausbruche des Neichskrieges 1688 war er der erste
aller deutschen Fürsten, der gegen Ludwig XIV. am
Rhein erschien; doch mußte er sich bei den mangeln-
den Streitkräften zunächst damit begnügen, die
Grenzen zu decken. 1690 übernahm er das Kom-
mando der Reichsarmee, konnte aber auch jetzt nicht
viel ausrichten. Nachdem er bereits kränkelnd den
Feldzug von 1691 eröffnet hatte, starb er 12. Sept.
169 l zu Tübingen.
Johann Georg IV., Kurfürst von Sachsen
(169^-94), Sohn und Nachfolger des vorigen, geb.
18. Okt. 1668, wurde schon früh von leidenschaft-
licher Liebe für Magdalena Sibylle von Neitschütz
sgeb. 1675), Tochter seines Gardeobersten, ergriffen.
Nach Antritt der Regierung schien er anfangs dem
polit. System seines Vaters treu bleiben zu wollen
und trat 1692 mit dem Kursürsten Friedrich III.
von Brandenburg in engere Verbindung. Auf An-
dringen desselben mußte er sich 1W2 nn^dn.ver-
witweten Markgräsin von Brandenburg-Ansbach,
Eleonore Erdmuthe Luise, einer geborenen Prin-
zessin von Sachsen-Eisenach, vermählen. Bald
darauf aber schloß I. G. ein Bündnis mit dem
Kaiser (20. Febr. 1693), der dafür Sibylle von
Neitschütz zur Reichsgrästn von Rochlitz erhob, und
führte ein Kilfskorps an den Rhein. Zwistigkeiten
mit den andorn deutschen Fürsten im Lager be-
wogen ihn bald nach Dresden Zurückzugehen, wo er,
erst 26jährig, wenige Wochen nach dem Tode seiner
Geliebten, 27. April 1694 an den Blattern starb.
Johann, Nepomuk Maria Joseph, König von
Sachsen (1854-73), Bruder und Nachfolger König
Friedrich Augusts II., geb. 12. Dez. 1801 als jüngster
Sohn des Prinzen Maximilian von dessen erster Ge-
mahlin, einer Prinzessin von Parma, machte unter
guter Anleitung gründliche, namentlich jurist.
und altklassische Studien. Eine Reise nach Italien
1821-23 mit seinem Bruder Clemens, der dort
starb, befestigte feine Vorliebe für die ital. Littera-
Länder zugesprochen. I. W. starb 2. März 1573
zu Weimar.
Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen
(16 l 1-56), Sohn des Kurfürsten Christian I., geb.
5. März 1585, folgte 23. Juni 1611 seinem Bruder
Christian II. Er nahm seit 1607 an der Regierung
teil und vermählte sich in demselben Jahre in zweiter
Ehe mit der Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich
von Preußen, Magdalene Sibylle. Im Dreißig-
jährigen Kriege spielte der der Iagdlust und dem
Trunk unmäßig ergebene Fürst durch sein unent-
schiedenes Benehmen die übelste Rolle. Durch den
Hofprediger Hoe von Hoe'negg, der ganz im österr.
Sinne handelte, beraten, eifersüchtig auf die neu-
gewonnene Machtstellung des calvinischen Kur-
fürsten von der Pfalz in Böhmen, dem er für die
umfänglichen böhm. Lehnsstücke innerhalb Sachsens
verpflichtet gewesen wäre, schloß er sich 1620 dem
Kaiser Ferdinand II. an, unterwarf diesem die Lau-
sitzen, die ihm schon vorläufig als Pfand zugesichert
waren, und 1621 auch Schlesien. Unzufrieden wegen
der Ächtung Friedrichs V. von der Pfalz, der Über-
tragung der Kurwürde an Maximilian von Bayern,
des fortwäbrenden Eingreifens der Habsburger in
den Lausitzen und der Rekatholisierungsversuche in
Böhmen und Schlesien, begann er dann sich vom
Kaiser abzuwenden. Durch den Brandenburger
Hans Georg von Arnim geleitet, brachte er im
Febr. 1631 einen Bund der prot. Stände zu Leipzig
zusammen, der ihnen eine selbständige Stellung
zwischen Schweden und Habsdurg sichern sollte,
aber endlich nur zum Anschluß Sachsens an Gustav
Adolf führte (Sept. 1631). Infolgedessen nahm
das neugebildete sächs. Heer unter der Führung des
Kurfürsten an der Schlacht von Breitenjeld teil und
besetzte dann im geheimen Einverständnis mit
Wallenstein Böhmen. Indessen lockerten sich die
Beziehungen Sachsens zu den Schweden nach dem
Tode Gustav Adolfs, und nach langen Verhand-
lungen, die namentlich Arnim führte, trieb endlich
der Sieg der Kaiserlichen bei Nördlingcn im Sept.
1634 den Kurfürsten auf die Seite Habsburgs. Im
frieden von Prag, 30. Mai 1635, erhielt er die
Lausitzcn als erbliches Lehen der böhm. Krone.
Nachdem der Kurfürst 6. Okt. 1635 an Schweden
den Krieg erklärt hatte, wurde sein Land von den
Schweden furchtbar heimgesucht, bis er sich mit
Schweden 27. Aug. 1645 zu Kötzjchenbroda bei
Dresden zu einem Waffenstillstände vereinigte. Im
Westsälischen Frieden ward er im Besitz der Lausitzen
sowie der Bistümer Meißen, Merseburg und Naum-
burg bestätigt, das Erzbistum Magdeburg aber
nur auf die Lebenszeit des Administrators, seines
Sohnes August, ihm überlassen, nach dessen Tode
(1680) es an Brandenburg siel. Er starb 8. Okt. 1656.
Zufolge seines Testaments entstanden durch seine
vier Söhne nächst der Kurlinie noch drei regierende
Linien: Sachen-Weihenfels, Sachsen-Merseburg
und Sachsen-Zeitz.
Johann Georg II., Kurfürst von Sachsen
(1656-80), Sohn des vorigen, geb. 10. Juni 1613,
suchte die Kosten seiner prunkoollen Regierung, die
übrigens Dresden zur schönsten deutschen Residenz,
zur Stätte musikalischer und theatralischer Genüsse
und schöner Kunstsammlungen zu machen begann,
durch franz. Subsidien und Abbängigkeit von Lud-
wig XIV. zu decken. Deshalb ließ er 1663-64 die
Exekution des Mainzer Erzbischofs Johann Philipp
gegen das prot. Erfurt, den alten Zankapfel zwischen