Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

941
Johannesjünger - Johannisblut
Johannesjünger oder Johanneschristen,
Bezeichnung des engern Anhängerkreises Johannes'
ss. d.) des Täufers, der nach der Gefangennahme
desselben noch eine Zeit lang neben Jesus und
seinen Jüngern als selbständige Gemeinschaft zu-
sammenhielt und nach Apostelgesch. 18,25 u. 19,1-7
sogar noch in Ephesus als eine dem Einzüge des
Christentums daselbst vorausgehende Gemeinde-
bildung erscheint, die aber alsbald in der christ-
lichen aufgeht. - Johanneschristen wurden auch
die Mandacr (s. d.) genannt.
Fohanngeorgcnstadt, Stadt in der Amts-
hauptmannschast Schwarzenberg der sächs. Kreis-
hauptmannschaft Zwickau, nahe der böhm. Grenze,
am Schwarzwcsser, in 740 m Höhe, am vordern
AbHange des Fastenberges und an der Nebenlinie
Schwarzenberg-I. (17,3 km) der Sächs. Etaats-
bahnen, Sitz emes Amtsgerichts (Landgericht
Zwickau), hat (1890) 5124 E., darunter 346 Katho-
liken; Post zweiter Klasse, Telegraph, got. Kirche
(1872), einen Schillerbrunnen (1859), ein Stand-
bild (1863) des Kurfürsten Johann Georg I., Grün-
ders der Stadt, Wasserleitung; Kunsttischlerei und
Streichzitherfabrikation (100 Arbeiter), Handschuh-
näherei (700), Porzellanmalerei, Fabrikation von
Uhrgehäusen (80), Handschuhen (325) und Cigarren
(60 Arbeiter), Bergbau auf Wismut. - Die Stadt
wurde von vertriebenen böhm. Protestanten 1654
gegründet und nach einem Brande 1867 größten-
teils neu aufgebaut.
Johannisapfel, s. Strauchapfel.
Johannisbad, Marktflecken im Gerichtsbezirk
Marschendorf der österr. Vezirkshauptmannsckaft
Trautenau in Böhmen, liegt in etwa 600 m Höhe
anmutig am Südabhange des Schwarzenbergs
(1299 m) im Thale der Aupa (s. d.), an der Linie
Trautenau-Freiheit-I. (11 km) der Österr. Nordwest-
bahn, von ausgedehnten Nadelwaldunaen umgeben,
hat (1890) 272 kath. deutsche E., Post, Telegraph,
und wird als Wildbad und Luftkurort viel besucht
(1890: 2701 Kurgäste). Die Quelle (Sprudel oder
Edelquelle) des seit zwei Jahrhunderten bestehenden
Bades ist eine Akratotherme von 29° 0. (ähnlich der
von Gastein u. a.) und wird zum Baden bei Nerven-
und Frauenleiden gebraucht; die andern Thermal-
quellen und die Eisenquelle dienen zum Trinken.
Das Bad hat große Bassins, ein Sprudelgebäude,
ein Kurhaus und eine Wandelbahn. I. ist Aus-
gangspunkt für Ausflüge in das Riesengebirge.
Der Sage nach wurde I. 6. Mai l006 von einem
Knappen Johannes des Ritters von Trautenberg
entdeckt, daher der Name I. - Vgl. Kopf, Der Kur-
ort I. in Böhmen (3. Aufl., Bresl. 1875); Pauer,
I. im Riesengebirge (Wien 1880).
Johannisbeerblattwespe, s. Blattwespen.
Johannisbeere, I 0 h a nn i s b e erstrau ch, zur
Gattung t^id68 (s. d.) gehöriges Obstgebölz, dessen
Blüten in Trauben herabhängen und dessen Beeren
säuerlich-süß sind. Der gemeine Johannis-
beerstrauch (Rid68 i-ndi-nm Iv., s. Tafel: Saxi-
fraginen, Fig. 2) stammt aus Skandinavien, von
wo die Normannen ihn zuerst in die Gärten des
nö'rdl. Frankreichs eingeführt haben sollen (uvamk-
ring.), andererseits ist er im Norden Europas und
in Nordamerika als Kulturstrauch weit verbreitet.
Die schwarzfrüchtige I. oder Gichtbeere
(Rid68 niFi-um ^.) stammt aus Nordeuropa und
Nordasien und hat schwarze oder graue Beeren so-
wie mit stark riechenden Drüsen besetzte Blätter.
Der Pomologe teilt diesen natürlichen Gruppen
entsprechend die I. ein in: 1)I. mit a. dunkelroter,
d. rosenroter, c. fleischfarbiger, ä. weißer, 6. ge-
streifter Frucht; 2) Gichtbeeren mit a. schwarzer,
d. ambrafarbiger Frucht. Zum Rohgenuß sind die
dunkelroten und weißen I. die besten: rote Kirsch-
Johannisbeeren (s. Tafel: Beerenobst, Fig. 1),
rote holländische, weihe aus Werder oder?6rw
diHQ^1i6; als Taseltraube ist eine aus Amerika ein-
geführte Sorte: ^3.^3 ^^ red proliüc, wegen
Größe der Beeren und Trauben zu empfehlen'
unter den Gichtbeeren ist die ambrafarbige die wohl-
schmeckendste. Auch dienen die I. zur Saft- und
Weinbcreitung ls. Beerweine und Obstverwertung).
Die Vermehrung des Johannisbeerstrauchs er-
folgt durch Steckholz oder Ableger; auch veredelt
man ihn auf den Stamm von Iiid68 aui-eum ^^3/5;
folche Hochstämme liefern die besten Tafelfrüchte,
ebenfo der Horizontalcordon (s. Obstbaumformen);
für den Großbetrieb ist die Kultur in nicht ver-
edelter Strauchform empfehlenswerter. Zum guten
Gedeihen erfordert die I. einen nahrhaften und
etwas frischen (nicht nassen) Boden; man pflanzt sie
in Abständen von 1 bis I//2 in, schneidet im Jahr
nach der Pflanzung das Holz recht kurz zurück, um
kräftige Triebe zu erhalten, und im folgenden Jahr
diese lang, um an ihnen kurzes Holz zu erzeugen;
dieses kurze Holz schneidet man alljährlich auf 3 bis
4 Augen Zurück. Alles alte, unfruchtbar gewordene,
schwache oder schlecht gestellte Holz wird entfernt,
auch wirkt man bei alten Sträuchern durch Fort-
nahme ganzer Hauptzweige auf allmähliche Ver-
jüngung der ganzen Sträucher ein; gleichzeitig kräf-
tigt man dieselben dann durch verstärkte Düngung.
Johannisbeerwein, s. Veerweine.
Johannisberg. 1) Dorf im Rhemgaukreis des
preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, nördlich von Geisen-
heim, hat (1890) 1346 E., Post, Telegraph, eine
Heilanstalt für Nervenleidende, mehrere Villen und
ist ein beliebter Luftkurort. Südöstlich, auf einem
rebenbedeckten Vorberge, in 185 m Höhe, 104 ru
über dem Rhein das durch seinen Wein berühmte
Sckloß I. Dieses, 1757 -59 von Adalbert von
Walderdorf, Fürstabt von Fulda erbaut, kam 1802
an Wilhelm von Oranien, 1807 an den Marschall
Kellermann, 1816 als "kaiserlich österr. Lehen" an
den Fürsten Klemens Metternich, dessen Sohn es
jetzt gehört. Die östlich anstoßende, 1130 geweihte
Schloßkapelle, 1717-30 erneuert, ist jetzt Pfarr-
kirche des Dorfes I., darin das Grab dcs Historikers
Niklas Vogt (gest. 1836), vor derselben ein Stand-
bild (1854) Johannis des Täufers. Die zuge-
hörigen Weinberge, welche den berühmten Rhein-
wein Schloß-Johannisberger liefern, haben
etwa 15 da Umfang und bringen in guten Wein-
jahren über 15000(sM. ein. Der beim Dorfe I. ge-
baute Wein Dorf-Johannisbergerist geringer.
- 2) Berg bei Nauheim (s. d.). - 3) Schloß bei
Iauernig (s. d.).
Johannisblut (I'oi'pk^roplioi-g. polonick 1^.),
p 0 lnischeoderdeutscheC 0 chenille, eine Schild-
laus von scharlachroter Farbe, von 3 mm Länge,
Männchen mit verkümmerten Hinterstügeln und be-
haartem Hinterleib, Weibchen unbehaart, halbkugel-
förmig, finden sich besonders zurJohanniszeit stellen-
weise in Deutschland, besonders dem östlichen, in
Polen und Ruhland an den Wurzeln von Habichts-
kraut (llieracium), Vlutkraut (8ci6laiit1iu8) u. s. W.
Wurde früher zum Rotfärben benutzt. . .