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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jovanovic (Wladimir) - Joyeuse entrée
zurück, zeichnete sich 1866 im Kriege gegen Italien
aus, erhielt 1869, als der Aufstand in Dalmatien
(s. d.) ausbrach, in Cattaro den Befehl über eine
Gebirgsbrigade und blieb dort, nachdem die Auf-
ständischen durch Verhandlungen zur Einstellung
der Feindseligkeiten veranlaßt worden waren. Er
wurde 1875 Freiherr, 1876 Feldmarschalllicntenant
und übernahm 1877 in Spalato den Befehl, über
die 18. Truppendivision. Im folgenden Jahre führte
er mit außerordentlichem Geschick die Besetzung der
Herzegowina aus und unterwarf das ganze Land
binnen wenigen Tagen und fast ohne Verlust. I.
behielt dort den Oberbefehl und die Leitung der
Verwaltung, unterdrückte 1882 den Aufstand in der
Krivosije und wurde danach zum Statthalter in
Dalmatien und Militärkommandanten zu Zara er-
nannt, wo er 8. Dez. 1885 starb.
Iovanovit (spr. -witsch), Wladimir, serb.
Staatsmann und Schriftsteller, geb. 28. ^cpt. 1833
in Schabatz, studierte in Ungarisch-Altenburg und
Hohenheim Landwirtschaft. Darauf war er Be-
amter und Redacteur in Belgrad, mußte jedoch sei-
ner freisinnigen Tendenzen halber 1860 seine Hei-
mat verlassen, lebte in Belgien, England, Italien,
der Schweiz; hier gab er zu Genf die serb.-franz.
Zeitung "slodoäk. 1,3. LidLi-tc;" (1864-66) her-
aus. 1866 ging er nach Pest und war einer der
Leiter des jungserd. Nationalvereins "8i-p3ka, 0m-
ladina"; 1869 mit dem Bulgaren Karavelov zu
Peterwardein verhaftet, wurden beide der Mitschuld
an der Ermordung des Fürsten Michael von Ser-
bien angeklagt, aber vom Gericht in Pest freigespro-
chen. 1872 kehrte I. nach Serbien zurück, trat in
den Staatsdienst und ward Mitglied der Skupschtina
(Volksvertretung). Bei Ausbruch des serb.-türk.
Krieges (1876) brachte er als Finanzminister die zur
Kriegführung nötige Anleihe zu stände; auch führte
er die Präguug serb. Goldmünzeu nach franz. Münz-
system ein. Nach seinem Rücktritt Ende 1879 ward
er Präsident des Rechnungshofs, darauf im Juni
1880 wieder Finanzminister, doch trat er schon im
Okt. 1880 mit dem Kabinett RM zurück. Als
Präsident der Serbischen Gelehrten Gesellschaft
wurde er dann vom Ministerium wegen mangel-
hafter Verwaltung der Gelder der Gesellschaft ver-
folgt, vom Gericht aber freigesprochen, nahm jedoch
inzwischen seinen Wohnsitz im Ausland. Erst 1389
kehrte er nach Serbien als Mitglied des Staats-
rates Zurück. I. schrieb u. a.: "1,63 86i-do3 et la
mi88i0ii äe In 86i'di6 äHH8 i'Nui-opL ä'Oi-ieiit" (Par.
1870), "^nc; LmaiicipÄtioii!mä unit^ ok tlie 86rdi3.Q
QHtion" (Genf 1871).
Iovellanos (spr. chowelljahnos), Don Gaspar
Melchor de, eigentlich Jove-Llanos, span.
Staatsmann und Schriftsteller, geb. 5. Jan. 1744
zu Gijon, gab die begonnene kirchliche Lausbahu auf
und ward 1767 als Kriminalrichter in Scvilla an-
gestellt, 1774 zum Oydor ernannt, ein Amt, das
ihm die Lebensrichtuug auf die Staatswirtschast gab.
Hier empfiug er auch die Auregung zu der Tragödie
"I'elil^o", der Komödie "N1 äolinonoiito Iioni-aäo"
(Madr. 1787; 2. Aufl. 1803) und kam in Poet.
Korrespondenz mit den Dichtern von Salamanca.
1778 erfolgte seine Berufung zum Obcrgericht in
Madrid, 1780 zum Mitglied des Rates der Ritter-
orden. Er entwickelte nun eine rege Thätigkeit für die
geistige und ökonomische Hebung des Landes, die
besonders Asturien zu gute kam. In dieser seiner
Heimat lebte er denn auch nach dem Sturze seines
Freundes Cabarrus in einer Art ehrenvoller Ver-
bannung 1790-97, wurde dann durch einen System-
Wechsel Godoys zum Iustizminister berufen, kam
bald in feindliche Stellnng zu dem Günstling und
mußte sich 1798 wieder nach Gijon zurückziehen,
ward 1801 uach der Kartause von Mallorca gebracbt
und 1802 in das Staatsgefängnis von Bellver ab-
geführt. Hier schrieb I. u. a. die poet. Briefe "3c>w0
!u vicia i-etii'^äw) und "8odi'o 1o3 VÄN03 ck63L0s v
o3wäi03 ä6 103 Iioindi-^". Nachdem er 1808 seine
Freiheit erlangt hatte, wurde er ein eifriges Mit-
glied der den Kampf gegen die franz. Usurpation
leitenden Ccntraljunta. Äls sich diese Anfang 1810
in Flucht auflöste, war er es, der die Ernennung einer
Regentschaft veranlaßte. I. begab si,ch nach Muros,
wo er seine berühmte Verteidigungsschrift gegen die
Ankläger der Centraljunta (2 Bde., Coruna 1811)
verfaßte. 1811 kehrte er nach Gijon zurück und starb
27. Nov. 1811 in Vega. Eine Sammlung seiner
Werke besorgte Don Ramon Maria Canedo (7 Bde.,
Madr. 1830-32; neueste Ausg., von Nocedal,
2 Bde., Bd. 46 u. 50 der Madrider "LidliotecH äo
^utoi-68 63Müo1o3", ebd. 1858 - 59). - Vgl. An-
tillon, I^oticiHZ Iii8t0i-icii8 ä" ^. (Palma1812);
Cean-Bennudez, ^lemoi-i^ 1)3.1-3. Ik viäa. do ^.
lÄtadr. 1814), und die Biographie I.' von Hubor
in "Zeitgenossen" (dritte 'Reihe, Bd. 3, Lpz. 1831).
Jovial (lat.), auf Jupiter bezüglich; daher, da
den Astrologen der Planet Jupiter als Frohsinn
wirkend gilt, soviel wie frohsinnig, aufgeräumt,
lustig; Jovialität, heitere Laune, Gemütsart;
Ioviallinie, eine angeblich Jovialität verratende
Linie im Antlitz und zwar die zweite Hauptlinie
von der Stirn nach unten.
Iovianus, Flavius Claudius, röm. Kaiser,
geb. 331, Sohn des Comes Varronianus, war hoch-
gestellter Offizier in der Leibwache des Kaisers Ju-
lian, wurde nach dessen Tode auf dem pers. Feldzuge
in Assyrien 27. Juni 363 n. Ehr. durch "die Wadl
der Offiziere an die Spitze des Reichs gestellt. Er
erkaufte von den Perfern den Rückzng über den
Tigris durch die Abtretung von fast ganz Trans-
tigritien und gab den Christen alle von Julian ibnen
genommenen Privilegien zurück. In den innerkirch-
lichen Zeitfragen zu Toleranz gegen die Arianer
geneigt, persönlich aber ein Anhänger des Symbols
von Nicäa, starb I. schon in der Nacht vom 16. znm
17. Febr. 364 auf dem Marfch nach Konstantinopel zu
Dadastana (auf der Greuze von Galatien und Bithv-
nien), wie es fcheint, von seinen Soldaten ermordet.
Iovilabium (neulat.), ein nach Art eines Tellu-
riums konstruiertes bewegliches Modell des Jupiter
und seiner Monde, mit dessen Hilfe sich die gegen-
seitigen Stellungen dieser Himmelskörper sowie die
Beschattung der Trabanten durch dcn Jupiter dar-
stellen lassen. lvio.
Iovius, Paulus, ital. Geschichtschreiber, s. Gio-
ä'o^VUSS bntrös (frz., spr. schöaiöhs' angtreh),
vläm. LI^li6'Incoiii8t6, d. i. fröhlicher Einzug, hieß
die staatsrechtlich wichtige Charte, dio seit Wenzel
(1355) die Herzöge von Vrabant und Limburg vor
ihrem Einzüge in die Residenz in Gegenwart der
Stände beschwören mußten. Ihr lagen die 1312 er-
lassenen Gesetze von Cortenbcrg Herzog Johanns II.
von Vrabant zu Grunde; sie bestand aus 59 Artikeln,
zu denen später noch drei Zusätze Philipps des Guten
(1430, 1451 und 1457) und zwei Zusätze Karls V.
(1515) kamen. Verletzte BeherrscherVrabants, der
diese Cbartc beschwor, war Kaiser Franz II. (31. Juli