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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kamaldulenser - Kambodscha
wurm und verschiedene Hautkrankheiten und hat
sich seit neuerer Zeit auch in Europa als wirksames
Bandwurmmittel bewährt. Man giebt es in Pul-
vern, Pillen, Latwergen oder Schüttelmirturen;
vor dem Kusso und andern Bandwurmmitteln zeich-
net es sich durch seine mildere Wirkung sowie durch
seine Geruch- und Geschmacklosigkeit aus und wird
deshalb besonders für Kinder und Frauen sowie
für schwächliche Individuen empfohlen.
KamaldulönferoderRomualdiner,Mönchs-
orden, genannt nach der 1018 errichteten Nieder-
lassung zu Camaldoli (s. o.). Stifter ist der heil. R o -
muald (San Romualdo) aus dem Geschlecht der Her-
zöge von Ravenna, geb. um 950. Das Klosterleben
genügte ihm nicht; er wollte als Anachoret eine höhere
Stufe der Vollkommenheit erreichen. Bald sammelte
sich um ihn eine Anzahl von Schülern, die er zu
klösterlicher Gemeinschaft organisierte. 1012 zog er
zur Bekehrung der Heiden mit 24 Brüdern nach
Ungarn. Nach Italien zurückgekehrt, fand er seine
frühern Stiftungen meist von der alten strenge
abgewichen und begann 1018 mit fünf Einsiedlern
in Camaldoli ein strenges Einsiedlerleben. Von
hier ging er nach Sitrien bei Sasso-Ferrato, später
nach Val de Castro, wo er 18. Juni 1027 starb.
Durch Petrus Damiani, der bald nach 1040 das
Leben Romualds beschrieb, wurde Camaldoli zum
Mittelpunkte einer 1072 von Papst Alexander II.
bestätigten Kongregation erhoben, deren Mitglieder
sich K. nannten und aus dem Orden der Benedik-
tiner ausschieden. Sie standen unter dem Prior
von Camaldoli als ihrem "Major" und wohnten
abgesondert in einzelnen Zellen, die sie nur zum
gemeinsamen Gebet verließen. Ihre gewöhnliche
Nahrung war Wasser und Brot, zweimal wöchent-
lich etwas Gemüse, Fleisch war ganz untersagt:
während der Fasten beobachteten sie 40tägiges
Schweigen. Zum Unterschiede von den Benedik-
tinern trugen sie eine weiße Kutte mit weißem
Gürtel und Skapulier. Der vierte Major, Rudolf,
begründete 1086 den jetzt aufgehobeuen Orden der
Kamaldulensernonncn. Ermilderte auch 1102
die Ordensregel, indem er das Fasten und Schweigen
beschränkte, das gemeinsame Essen gestattete u. s. w.,
und noch später ging der Orden zum gesellschaft-
lichen Klosterleben über. Infolgedessen entstanden
zahllose Streitigkeiten; im 14. Jahrh, bildeten sich
zum strengen Festhalten an der alten Regel die Ka-
maldulenser-Observanten und 1513 wurde der Or-
den in Eremiten, Observanten und Konventualen
eingeteilt. 1520 gründete Paolo Giustiniani (s. d.)
die Kamaldulenser-Kongregation von Monte-Co-
rona. Im 18. Jahrh, zerfiel der Orden in fünf
unabhängige Bruderschaften unter selbständigen
Majoren. Anfangs auch nach Polen, Österreich,
Deutschland und Frankreich hin verbreitet, sind die
K. jetzt auf Italien beschränkt. Papst Gregor XVI.
gehörte ihnen an.
Kamant, Volksstamm in Abessinien, s. Falascha.
Kamaran, brit. Insel im Roten Meere, im N.
von Hodeida, 166 hkm groß, mit gutem Hafen und
sieben Fischerdörfern.
Kamaschen, s. Gamaschen.
Kamassinzen, kleiner Volksstamm im Kreise
Kansk des russ.-sibir. Gouvernements Ienisscisk,
wahrscheinlich samojcdischcr Herkunft, aber russi-
fiziert und mit andern Völkern vermischt.
Kamaun, Distrikt in Ostindien, s. Kumaon.
Kambaja,verderbtausKhambhat,s.Cambay.
Artikel, die man unter K vcrm
Kambial(Cambial), auf Wechselbriefe bezüg-
lich; Kambien, Kam bist, s. ^amdio.
Kambing, auch Cambing, Insel im Ma-
laiischen Archipel, im N. von Timor, in der Straße
von Ombaai, ist im Besitz der Portugiesen und wird
von Timor aus verwaltet.
Kambodscha (Kambodia), srz. (^radoäge,
Königreich in Hinterindien, unter sranz. Protektorat,
zu beiden Seiten des untern Me-kong, grenzt im
N. und W. an Siam, im O. an Armam, im S. an
Nieder-Cochinchina und im SW. an den Golf von
Siam. Die Landgrenzen sind indes nur gegen
Nieder-Cochinchina festgelegt. Der Flächeninhalt
beträgt ungefähr 100000 <ikm. Die bemerkens-
wertesten Küsteneinschnitte sind die Buchten von
Kompongsom und Kampot.
Bodcngestaltmtg. Der größte Teil von K., be-
sonders aber der Norden und Osten, ist von be-
waldeten bis 1200 in hohen Höhenzügen und Pla-
teauflächen eingenommen, die nur dünn bevölkert
sind. Am fruchtbarsten sind die der Überschwemmung
ausgesetzten Flußniederungen. Der Hauptfluß ist
der Mcckong (s. d.), der auf seinem ganzen Lause
durch K. schiffbar ist und sich bei Pnom-penh in drei
Arme teilt, von denen zwei, der Fleuve antsrieur
oder eigentliche Mc-kong und der Fleuve posterieur
oder Fluß von Vassac, Nieder-Cochinchina durch-
strömen und ins Südchinesische Meer münden. Der
dritte Arm verbindet den Me-kong mit dem Becken des
Tale - sap (bei den Franzosen Tonle - sap genannt)
an der Grenze von Siam. Dieser in der trocknen
Jahreszeit etwa 2600 q>kiu große, bis 14 in tiefe
See hat keine festen Ufer, sondern sie wechseln nach
der Jahreszeit, indem der Mc-kong in der Regen-
zeit einen Teil seines Nassers in den i^ee wirft,
während dasselbe zur Trockenzeit sich aus dem See
in den Me-kong ergießt. Die Gczeiten sind bis hier-
her bemerkbar (im März und April 0,00 bis 0,70 m).
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Obgleich K. in
der heißen Zone liegt, ist die Hitze durch die große
Feuchtigkeit gemäßigt. Die mittlere Temperatur be-
trägt 28° C, sie übersteigt auch im Sommer nie
40° c. und im Winter (November bis Februar) fällt
sie öfters bis 15° 0. am Tage und die Nächte sind
dann sehr kühl. Die Jahreszeiten hängen von den
Monsunen ab. Während der Regenzeit (Mai bis
November) sind heftige Stürme häufig. Die gewöhn-
lichsten Krankheiten sind Dysenterie und Malaria;
doch kann der Europäer bei einiger Vorsicht leicht
längere Zeit im Lande ausdauern. - Pflauzen-
und Tierwelt ist dieselbe wie in Cochinchina (s. d.).
Nutzbare Mineralien sind mit Ausnahme von
Eisen und Kalk selten.
Landwirtschaft, Industrie und Handel. Haupt-
beschäftigung der Bewohner ist der Anbau von
Reis, ihres wichtigsten Nahrungsmittels. Außer-
dem werden gebaut: Baumwolle, Tabak, Pfeffer,
Kardamomen, Bohnen, Sesam; beträchtlich ist auch
die Ausbeute an Palmzucker, Wachs, Gummi
und wertvollen Hölzern. Die Kultur des Maul-
beerbaums ist noch großer Erweiterung fähig.
Sehr verbreitet ist die Viehzucht. Die Industrie ist
nicht unbedeutend; Seiden- und Baumwollweberei
ergeben trotz der Unvollkommeuheit der Hilfsmittel
schöne Resultate (Ausfuhr 1891 für 137000 Frs.);
außerdem wird Rohrzucker und Alkohol aus Reis
produziert. Neben dem Reis (35000 Frs.) sind ge-
trocknete Fische (24000 Fcs.) Hauptgegenstand des
Handels. Daneben werden ausgeführt: Tabak
ißt, sind unter C aufzusuchen.