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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kaperbrief - Kaphaus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kaper'

die Abschaffung der K. ist aber keineswegs ausgeschlossen, dass der Staat für die Dauer des Krieges Privatschiffe mit ihren Führern und Mannschaften, vielleicht auch unter Führung von Offizieren der Kriegsmarine, in seinen Dienst stellt. Denn dadurch werden diese Schiffe (sog. Kreuzer) ein Teil der geordneten Kriegsmacht. Die in solcher Weise 24. Juli 1870 für den Norddeutschen Bund geplante Bildung einer freiwilligen Seewehr wurde deun auch gegen den von franz. Seite erhobenen Vorwurf einer Verletzung der Pariser Deklaration durch die engl. Regierung nach dem Gutachten ihrer Kronjuristen in Schutz genommen und ihre Zulässigkeit wird jetzt auch in Frankreich anerkannt: von der Schule des 1890 gestorbenen Admiral Aube wird diese Art des Kaperkrieges sogar lebhaft empfohlen. - Vgl. Kaltenborn, Grundsätze des praktischen europ. Seerechts, II, §.217 (Berl. 1851); Hautefeuille, Historie des origines des progres et des variations du droit maritime international (Par. 1869); Th. Aube, Un nouveau droit maritime international (ebd. 1875); Perels, Das internationale öffentliche Seerecht der Gegenwart (Berl. 1882); C. B. Norman, The corsairs of France (Lond. 1887); R. Semmes, Service afloat: career of the Confederate Cruisers Sumter and Alabama (Baltimore 1887); Heffter, Das Europäische Völkerrecht (8. Aufl., bearbeitet von Geffcken, Berl. 1888), Anlage 9; Geffcken, in Holtzendorffs "Handbuch des Völkerrechts"), Bd. 4 (Hamb. 1889), 29. Stück; H. Montechant, Les guerres navales de demain (Par. 1892); H. Pyle, The Buccaneers and Marooners (2. Aufl., Lond. 1892).

Kaperbrief, Kaperei, Kaperkrieg, s. Kaper.

Kapern oder Kappern, die noch unentfalteten, in mit Salz versetztem Essig eingelegten und als höchst beliebtes Gewürz dienenden Blütenknospen des in den Ländern am Mittelländischen Meere wachsenden und bei Toulon und Marseille häufig kultivierten Kapernstrauchs (Capparis spinosa L., s. Capparis und Tafel: Rhöadinen, Fig. 5). Sie sind etwas bitter und scharf und dienen als Zusatz an verschiedenen Speisen (Brühen und Salaten), denen man einen pikantern Geschmack geben will. In den Handel kommen sie in Fässchen, die besten aber in Flaschen, und zwar die meisten aus Südfrankreich. Am geschätztesten sind die kleinen Nonpareilles, der Größe nach folgen dann Surfines, Capottes, Fines und Communes. Die K. haben eine graugrüne Farbe; zuweilen wird denselben Kupfer zugesetzt, um ihnen, wie es häufig bei Gurken, Bohnen, Mixes pickles u.s. w. geschieht, eine schöne grüne Farbe zu geben. Ein polierter Eisenstab, in das Gefäß mit K. gesenkt, überzieht sich in diesem Falle bald mit Kupfer und führt zur Erkennung des Färbemittels. Als wohlfeiles Surrogat benutzt man in manchen Gegenden, namentlich des nördl. Deutschland, die Blütenknospen der Dotter- oder Kuhblume (Caltha palustris L.) und des Scharbockskrauts (Ranunculus Ficaria L.), die erst in Salzwasser geweicht und dann in Essig gelegt werden. Auch die Blütenknospen der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus L.) und noch anderer Pflanzen dienen als Surrogate, die jedoch leicht zu erkennen sind. In Italien und Spanien braucht man die Früchte des Kapernstrauchs ebenso wie die Blütenknospen. Man nennt erstere Cornichons du caprier.

Kapernaum (grch. Kapharnaum, d. i. Dorf Nahums), im Neuen Testament der Mittelpunkt der Wirksamkeit Jesu am See Genezareth (daher Matth.9,1 "seine Stadt" genannt) und bei Josephus Name einer Quelle, von der aus die Ebene Genezareth bewässert wird. Der Flecken Kepharnome, den Iosephus im W. der Jordanmündung ansetzt, ist sehr wahrscheinlich mit K. identisch, das wohl mit Recht im heutigen Tel Hum am Nordwestufer des Sees Genezareth wiedergefunden wird. Andere (Robinson und Sepp) suchen K., weil es nach Mark. 6;, 45-53 und Joh. 6, 1-21 zur Ebene Genezareth gehört habe, in Chan Minje.

Kapernstrauch, s. Kapern und Capparis.

Kapetān (vom ital. capitano), erblicher Grundherr in Bosnien; in Serbien polit. Chef eines Bezirks, untergeordnet dem Kreischef (Načalnik), ebenso in Montenegro, wo er Untergebener des Woiwoden der Nahija ist.

Kapetinger, die Glieder der dritten frank. Dynastie, die 987 mit Hugo Capet den Thron von Frankreich bestieg und bis 1328 regierte, worauf nach dem sog. Salischen Gesetz die Nebenlinie der Valois (s. d.) folgte. Der Ahnherr der K. soll nach der Chronik des Richer ein sächs. Einwanderer Witichin gewesen sein. Sein Sohn Robert der Tapfere (s. d.) erwarb das Kerngebiet des Hauses der K., das Herzogtum Francien (s. Francia). Seine Söhne Otto von Paris (s. d.) und Robert (s. d.), und der Sohn des letztern, Hugo d. Gr. (s. d.), hatten schon zeitweilig Königsgewalt oder doch eine größere Macht als die letzten schwächlichen Karolinger; aber erst der Sohn Hugos, der obengenannte Hugo Capet (s. d.), erwarb die Krone endgültig für sein Geschlecht. (S. Frankreich, Bd. 7, S. 81 fg.) In der Französischen Revolution fasste man sämtliche franz. Dynastien seit 987 als K. zusammen und nannte Ludwig XVI. Louis Capet.

Kapfahrer, s. Kap.

Kap Farewell, s. Farewell-Kap.

Kapff, Sirt Karl von, Führer des schwäb. Pietismus, geb. 22. Okt. 1805 zu Güglingen in Württemberg, studierte in Tübingen, wurde 1829 Lehrer an der Fellenbergschen Anstalt Hofwyl bei Bern, 1830 Repetent in Tübingen, 1833 Pfarrer der separierten Gemeinde Kornthal, 1843 Dekan in Münsingen, 1847 in Herrenberg, 1850 Generalsuperintendent in Reutlingen sowie Mitglied des Konsistoriums und der Oberstudienbehörde, 1852 Prediger an der Stiftskirche und Prälat in Stuttgart, wo er 1. Sept. 1879 starb. Als Seelsorger und eifriger Förderer der Werke der Innern Mission hat K. eine weitreichende Wirksamkeit ausgeübt. Die wichtigsten seiner Predigt- und Erbauungsbücher sind: "83 Predigten über die alten Evangelien" (.3. Aufl., Stuttg. 1875), "80 Predigten über die alten Episteln" (6. Aufl., ebd. 1880), "Gebetbuch" (19. Aufl., ebd. 1885), "Größeres Kommunionbuch" (22. Aufl., ebd. 1891), "Kleines Kommunionbuch" (30. Aufl., ebd. 1891), "Warnung eines Jugendfreundes vor dem gefährlichsten Jugendfeinde oder Belehrung über geheime Sünden" (17. Aufl., ebd. 1892). - Vgl. K. Kapff, Lebensbild von Sirt Karl von K. (2 Bde., Stuttg. 1881-82).

Kapff-Essenther, Franziska von, Schriftstellername von Franziska Blumenreich (s. d.).

Kapgummi, eine Sorte arab. Gummi.

Kapharnaum, s. Kapernaum.

Kap Hatteras, s. Albemarlesund.

Kaphaus, ein zur Kultur der Kappflanzen (s. d.) während des Winters dienendes Kalthaus (s. Ge-

Artikel, die man unter K vermisst, sind unter C aufzusuchen.