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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karenzzeit – Kariben

zwischen dem Irawadi, dem Saluën und dem Menam bis zur Küste (Isthmus von Krah) hin wohnt. Ihrer Überlieferung zufolge sind sie aus Südchina (Jün-nan) eingewandert (vielleicht im 4. oder 5. Jahrh. n. Chr.). Heute zerfällt dies friedliche Volk in drei Hauptstämme, welche sich einerseits durch ihre besondere Tracht, andererseits aber auch sprachlich unterscheiden: die Sgaw K., «weiße K.» nach der Tracht benannt; die Pwo K. oder Talaing K.; die Bghai K., deren Hauptstamm die Karēnni oder «roten K.» sind. Die Stellung der Sprache innerhalb der hinterind. Sprachgruppe ist noch nicht sicher festgestellt. – Vgl. Spearman, British Burmah Gazetter (2 Bde., Rangun 1879‒1880; die Einleitung auch französisch von Harmand); M. Smeaton, The loyal K. of Burma. (Lond. 1886). Sprachliches: J. Walde, K. vernacular grammer (Maulmain 1861); ders., The Anglo-K. dictionary (Rangun 1883); Brayton, A primer of the Pwo-K. language ebd. 1884). (S. Lohitavölker.)

Karénzzeit, s. Wartezeit.

Karer, Bewohner von Karien (s. d.).

Karessieren (frz.), schmeicheln, liebkosen.

Karēte, soviel wie Karrete, s. Carreta.

Karette, s. Karettschildkröte.

Karettschildkröte (Caretschildkröte, Chelone imbricata L.), Karette, die bis 1 m lange, in allen Meeren der Tropenzone häufige Seeschildkröte, die das echte Schildpatt liefert. Sie hat wie alle Seeschildkröten platte, ruderartige Flossenfüße, die ebensowenig wie der Kopf unter den flachen, herzförmigen Panzer zurückgezogen werden können. Die Schilder des Panzers liegen auf dem Rücken dachziegelförmig übereinander und sind weit dicker und schöner gefärbt als bei den andern Arten. Man fängt sie teils auf offener See mit Netzen und Harpunen, teils auf dem Strande, wo sie ihre Eier in den Sand legt, und hält sie lebendig über glühende Kohlen oder auch eine Zeit lang in kochendes Wasser, wodurch die Platten des Schildpatts sich loslösen. Eine ausgewachsene Schildkröte liefert 3‒8 Pfd. Schildpatt (s. d.). Unmäßiger Fang hat die Zahl der K. sehr vermindert. Das Fleisch ist ungenießbar, die Eier werden sehr geschätzt.

Karfiōl, s. Blumenkohl.

Karfreitag, Charfreitag, auch Stiller Freitag, besonders in England und den Niederlanden auch Guter Freitag (lat. dies adoratus, Parasceve), der Freitag in der Karwoche (s. d.). Als Tag der Kreuzigung Christi gilt er, namentlich in England, als der höchste Festtag der evang. Kirche. Doch haben die schweiz. Kirchen ihn erst 1860 angenommen. Die schott. Kirche feiert ihn noch heute nicht. Die ersten Spuren einer Feier des K. und Ostersonntags (als Auferstehungstag) finden sich um die Mitte des 2. Jahrh. in der röm. Kirche; infolge des Passahstreites (s. d.) wurde die röm. Feier von dem Konzil zu Nicäa (325) zum allgemeinen Kirchengesetz erhoben. Man heiligte den K. durch strengeres Fasten und Meiden aller Arbeit, durch Trauergesänge statt Hymnen bei der Liturgie, durch Schweigen der Glocken und Orgeln, durch schwarzen Schmuck der Kirchen und ähnliches. Die kath. Kirche giebt seiner Feier keinen eigentlich festlichen Charakter, was zur Folge hat, daß er von den Katholiken nur als halber Feiertag betrachtet und die Werktagsarbeit an ihm nicht unterlassen wird.

Karfunkel, s. Karbunkel.

Kargadōr, s. Kargo.

Kargo (engl. cargo; span. carga; ital. carico, carco), Last, Ladung, im Seewesen die Schiffsladung, die Gesamtheit der auf einem Schiff geladenen Güter. Sofern man, wie wohl geschieht, unter K. auch ein Verzeichnis dieser Güter mit Angabe der Absender, Empfänger u. s. w. versteht, ist K. soviel wie Manifest (s. d.). Unter Kargadōr (Kargadeur) oder Superkargo versteht man einen Bevollmächtigten des Befrachters oder Eigentümers, welcher die Schiffsladung in dessen Auftrage nach dem Absatzhafen begleitet, um sie hier für Rechnung seines Auftraggebers zu verkaufen, auch wohl aus dem Erlöse eine Rückladung (Retouren) zu beschaffen. Die Handlungen des Kargadors, soweit sie sich auf seinen Wirkungskreis beziehen, verpflichten den Auftraggeber. Nur mit dessen Genehmigung darf er Geschäfte für eigene Rechnung machen. Die Entschädigung des Kargadors besteht entweder in festem Gehalt oder in prozentualer Provision, oder in einem Anteil am Gewinn, häufig auch sowohl in dem einen wie dem andern. Bei sehr großer Ladung kommt wohl neben dem Kargador noch ein Unterkargador vor. Das Institut der Kargadoren ist heutzutage von geringer praktischer Bedeutung. Die Mitsendung von Kargadoren ist nur noch bei solchen Unternehmungen üblich, durch welche neue Absatzgebiete erschlossen werden sollen. Das Deutsche Handelsgesetzbuch erwähnt den Kargador nur gelegentlich der Bestimmung, daß der Schaden, welcher durch ein dem Kargador in dieser seiner Eigenschaft zur Last fallendes Verschulden entsteht, bei Versicherung von Gütern oder von imaginärem Gewinn von dem Versicherer nicht zu ersetzen ist (Art. 825⁴ des Handelsgesetzbuches). In Holland wird der Schiffsmakler Kargador genannt, der Kargador in obigem Sinne stets Superkargo.

Kargopól. 1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements Olonez, eben, nur im W. mit den Olonezschen Höhen, hat 22503,8 qkm (davon 665,1 qkm Seen), 72670 E.; Roggen-, Hafer- und Gerstenbau, Kohlenbrennerei und Teersiederei. – 2) Kreisstadt im Kreis K., ostsüdöstlich von Petrosawodsk, links am schiffbaren Onegafluß, 3 km nach seinem Ausfluß aus dem Latschasee, hat (1892) 2630 E., Post, Telegraph, 19 Kirchen, ein Nonnenkloster; Kürschnerei, besonders Bearbeitung von Eichhörnchenfellen, Flußhafen. K. ist eine der ältesten russ. Ansiedelungen im nördl. Rußland und diente im 16. Jahrh. oft als Verbannungsort.

Karīben, auch Karaïben (engl. Caribs oder Caribbses) oder (wie namentlich bei den Franzosen) Galibi, zur Zeit der Entdeckung Amerikas der herrschende Indianerstamm auf der Nordküste des südamerik. Festlandes, in Guayana sowie auf den Kleinen Antillen. Über letztere, teilweise auch bis nach Portoriko und Haïti, hatten sie sich nicht lange vorher erst durch Eroberung verbreitet. Sie hatten die dort seßhaften Arrawaken getötet und deren Weiber in ihre Mitte aufgenommen, wodurch zwei Redeweisen unter ihnen entstanden waren, nämlich die Sprache der Männer, welche mit der Sprache der K. des Festlandes zusammenhängt, und die Sprache der Weiber, die an das Arrawakische sich anschließt. Die K. waren ein gutgewachsenes, starkes und kriegerisches Volk, das dem Kannibalismus huldigte.

Auf den Kleinen Antillen, die nach ihnen von den ältern Geographen auch häufig Karibische Inseln genannt wurden, zeigten sie sich auf Guadeloupe am

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