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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karibenfisch – Karikatur

mächtigsten. Sie widerstanden den Europäern lange Zeit kraftvoll, sodaß es den Franzosen erst 1660 gelang, sie auf Dominica und St. Vincent zu beschränken. Auf diesen beiden Inseln bildeten sich aus den K. durch Vermischung mit entlaufenen oder gestohlenen Negern die sog. Schwarzen K., die jedoch 1796 von den Engländern nach der Insel Ruatan deportiert wurden. Von hier aus gelangten sie mit Hilfe der Spanier auch an die Küste von Honduras, wo sie sich von Trujillo aus östlich bis zum Patucafluß, westlich bis Belize verbreitet und bis auf 20000 Köpfe vermehrt haben. Geringe Reste (gegen 2000) der ehemaligen karibischen Bevölkerung der Kleinen Antillen finden sich nur noch auf Trinidad, Dominica, St. Vincent. Zahlreicher sind die K. auf dem Festlande. (Vgl. Amerikanische Rasse, Bd. 1, S. 526 b.) Von Raymond Breton wurde 1664‒66 ein Katechismus und Wörterbuch in der Sprache der K. der Inseln gedruckt (neu hg. von L. Adam und Leclerc, Par. 1878). – Vgl. Schomburgk, Reisen in Britisch-Guayana (Lpz. 1848); Martius, Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas (2 Bde., ebd. 1867); Brett, The Indian tribes of Guyana (Lond. 1868); F. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2 (Wien 1879‒82); Crevaux, Bibliothèque linguistique américaine, Bd. 8 (Par. 1881); Juan Galindo, Notice of the Caribs in Central America (im «Journal of the Royal Geographical Society», Lond. 1883); Vokabularien und Grammatiken der Kumanagoto, hg. von Platzmann (5 Bde., Lpz. 1888); von den Steinen, Die Bakairisprache (ebd. 1892); Breton, Dictionnaire caraibe-français, réimprimé par Platzmann (Faksimile-Ausgabe, ebd. 1892).

Karībenfisch, s. Piraya.

Karībenkohl, s. Colocasia.

Karibische Inseln, s. Kariben.

Karibisches Gebirge, an der Nordküste von Südamerika, in der Republik Venezuela, ist wegen anderer Streichrichtung, Zusammensetzung und Anordnung als selbständiges Gebilde von den Anden zu trennen und steht geologisch mit den Antillen (s. d.) in Verbindung. Es beginnt östlich der Flüsse Aroa und Cojedes und zieht in östl. Richtung bis nach Trinidad. Eine nördl. altkrystallinische Hauptkette erreicht in dem Pico de Naiguata bei Caracas 2801 m, während die südliche, mit Sedimentresten bedeckte Kette wahrscheinlich 2000 m Höhe nicht erreicht. Zwischen beiden Ketten liegt der See von Valencia (s. d.). Unterbrochen wird das K. G. durch den tief ins Land eingreifenden Busen von Barcelona und den Golf von Paria. So ist der östl. Teil isoliert, bildet die Halbinseln Araya und Paria sowie das Massiv des Turumiquire (2050 m). Zahlreiche heiße Quellen am Nordende (südlich von Carupano, 93° heiße Quelle von Trincheras) sowie häufige Erdbeben deuten auf starken Abbruch des Gebirges und fortdauernde Zerstörung. Trinidad ist ein abgelöster Teil des K. G.

Karibisches Meer (Antillenmeer), das Mittelmeer zwischen der Nordküste Südamerikas, Centralamerikas und dem Bogen der Großen und Kleinen Antillen, zerfällt in einen größern, fast durchweg 4000, in der Curaçao-Tiefe bis 5201 m tiefen Teil und einen kleinern, vielfach flachen (200 m), im S. der Caymans-Inseln aber 6169 m tiefen Teil im NW. zwischen Cuba, Jamaika, Honduras und Yucatan. (S. Karte: Atlantischer Ocean, Bd. 2, S. 38.) Das K. M. liegt im Bereich der Äquatorialströmung, die im N. von Trinidad eintritt und durch die Yucatanstraße in den Golf von Mexiko zieht. Von November bis Juni herrscht der Nordostpassat, August bis Oktober wehen heftige West- und Südwestwinde, die oft zu Cyklonen werden.

Karibou (spr. -buh), s. Renntier.

Karĭen, Küstenlandschaft des südwestl. Kleinasiens, wurde im N. durch das Messogisgebirge von Lydien, im O. durch das Kadmos- und Salbakosgebirge von Phrygien (Kabalia), im SO. durch die nördl. Verzweigungen des Kragos und Antikragos von Lykien getrennt, im S. und W. vom Meere bespült. Von der Westküste strecken sich Halbinseln hinaus (Mykale, der Chersones von Milet, der von Halikarnassos und der von Knidos), zwischen denen sich tiefe und sichere Buchten (der Latmische, Jasische und Keramische Meerbusen) öffnen. Der Hauptgebirgszug ist der Latmos; der bedeutendste Fluß ist der Mäander, dessen breites Thal den reichsten Teil der Landschaft bildet. Ihren Namen erhielt K. von den Karern, einem indogermanischen, den Lydern und Mysern nahe verwandten Stamme, der die ältere Bevölkerung, die Leleger, teils vertrieben, teils unterworfen hatte. Frühzeitig gründeten griech. Ansiedler im nördlichsten Teile der Westküste die ion. Städte Milet (s. d.) und Magnesia (am Mäander), im südlichsten Halikarnassos (s. d.) und das dor. Knidos (s. d.). Die Landschaft wurde durch Krösus dem Lydischen, durch Cyrus dem Persischen Reiche einverleibt, trat dann dem athen. Seebunde bei, fiel aber schon vor der Auflösung desselben wieder unter die Herrschaft Persiens zurück; doch war diese mehr nominell, indem einheimische Dynasten dem Namen nach als pers. Satrapen regierten. Der Sitz dieser Dynasten, unter denen Maussollos der berühmteste ist, war Halikarnassos. Nach dem Tode Alexanders wurde die Landschaft schließlich dem Seleucidenreiche einverleibt, von den Römern nach der Besiegung des Königs Antiochus von Syrien (189 v. Chr.) den Rhodiern, ihren Bundesgenossen, geschenkt. Dieses Geschenk wurde zwar während des dritten Macedonischen Krieges wieder zurückgenommen, indem der röm. Senat die Städte für frei erklärte, doch verblieben wenigstens einige, wie Kaunos, im Besitze der Rhodier bis in die röm. Kaiserzeit. Jetzt bildet die Landschaft einen Teil des asiat.-türk. Wilajets Aïdin. – Vgl. Newton, A history of discoveries at Halicarnassos, Cnidus and Branchidae (2 Bde., Lond. 1862); Benndorf und Niemann, Reisen in Lykien und K. (Bd. 1, Wien 1884; Bd. 2, von Petersen und Luschan, ebd. 1889); Meyer, Die Karier, eine ethnogr.-linguistische Untersuchung (Dissertation, Gött. 1885); Judeich, Kleinasiat. Studien (Marburg i. H. 1892).

Kariep, Gariep, s. Oranjefluß.

Karĭes (lat.), Bein- oder Knochenfäule, die Entzündung und die Verschwärung der Knochen, s. Knochenfraß; auch die Zahnfäule, das sog. Hohlwerden der Zähne, s. Zahnkrankheiten.

Karĭkal, franz. Besitzung (135,2 qkm) an der Koromandelküste in Ostindien, innerhalb des Bezirks Tandschur der Präsidentschaft Madras. Die an einem schmalen Ästuarium der Kaweri gelegene Stadt hat mit dem Gebiet (1891) 70526 E., darunter etwa 60 Europäer. K. wurde 1817 von den Engländern an Frankreich zurückgegeben. Man treibt lebhaften Reishandel mit Ceylon.

Karikatūr (von dem ital. caricare; frz. charger, d. i. überladen, übertreiben), Zerr- oder Spott- ^[folgende Seite]

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