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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karl (Herzog von Braunschweig) - Karl (der Kühne, Herzog von Burgund)

dem Oberbefehl seines Oheims Ferdinand insbesondere in den Schlachten von Hastenbeck und Krefeld aus. 1773 trat er als General der Infanterie in preuß. Dienste und nahm am Bayrischen Erbfolgekriege teil. Noch unter seinem Vater griff er 1773 zur Regelung der zerrütteten Finanzen in die Verwaltung ein. 1780 übernabm er die Regierung, die er äußerst sparsam zum Besten seiner Unterthanen führte, blieb aber dennoch in preuß. Diensten und wurde 1787 Oberpräsident des neuerrichteten Kriegskollegiums. Die Erfolge der Expedition nach Holland, wo er 1787 an der Spitze eines preuß. Heers Wilhelm V. als Erbstatthalter wieder einsetzte, erhöhten seinen Ruf als Feldherr, sodaß er 1792 in dem Französischen Revolutionskriege den Oberbefehl über das verbündete Heer erhielt. Bei seinem Einmarsch in Frankreich erließ er 25. Juli 1792 ein Manifest, das sich in den schärfsten Ausdrücken gegen die Revolutionäre wandte und äußerste Erbitterung erregte. Er eroberte Longwy und Verdun, wurde aber, nach der fruchtlosen Kanonade bei Valmy 29. Sept., zum Rückzuge genötigt. Den Feldzug von 1793 eröffnete er am Oberrhein. Er suchte Landau zu nehmen, schlug 14. Sept. Moreau bei Pirmasens, eroberte gemeinschaftlich mit Wurmser 13. Okt. die Weißenburger Linien und schlug 28. bis 30. Nov. Hoche bei Kaiserslautern, wurde aber schließlich von Pichegru zum Rückzug gezwungen. Anfang 1794 legte er den Oberbefehl nieder, den hierauf Möllendorf übernahm. 1806 wurde er trotz seines hohen Alters wieder Oberbefehlshaber des preuß. Heers, übernahm aber damit Lasten, die seine Kräfte überstiegen. In der Schlacht bei Auerstedt durch einen Schuß beider Augen beraubt, wurde er nach Braunschweig, dann nach Ottensen gebracht, wo er 10. Nov. 1806 starb. In Braunschweig wurde ihm 1874 eine von Pönninger gefertigte Reiterstatue errichtet. K. W. F. war seit 1764 vermählt mit einer Schwester Georgs III. von England. - Vgl. K. W. F., Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (Tüb. 1809).

Karl, Friedrich August Wilhelm, Herzog von Braunschweig (1815-30), der ältere Sohn des Herzogs Friedrich Wilhelm und der Prinzessin Marie Elisabeth, der Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden, wurde 30. Okt. 1804 zu Braunschweig geboren und kam nach dem Tode des Vaters (16. Juni 1815 bei Quatrebras) unter die Vormundschaft des brit. Prinz-Regenten. Die ganze Jugendzeit des Herzogs, die er von 1814 bis 1820 in Braunschweig, von 1820 bis 1822 in Lausanne verlebte, war erfüllt mit allerlei Verirrungen. Als er für volljährig erklärt und ihm die Regierung des Herzogtums Braunschweig, das indessen der hannov. Minister Graf Münster-Ledenburg regiert hatte, 30. Okt. 1823 übergeben worden war, hob er 1827 das Geheimratskollegium auf, an dessen Spitze von Schmidt-Phiseldeck stand, zwang letztern zur Flucht nach Hannover und fing einen skandalösen Streit mit König Georg IV. und dem Grafen Münster an. Die Verfassung wollte er nicht anerkennen und kam dadurch in Konflikt mit den Ständen. Seine fürstl. Willkür galt ihm als oberstes Gesetz. Sein Lebenswandel war höchst anstößig, seine Beamten teilweise unfähige und unmoralische Menschen. Als endlich der Bundestag die Beschwerden des Landes in Betracht zog, begab sich der Herzog 1829 nach Frankreich. Bei Ausdruck der Julirevolution in Paris 1830 kehrte er nach Braunschweig zurück, wo 7. Sept. ein Volksaufstand gegen ihn ausbrach, infolgedessen er den Thron verlor. Die Agnaten und der Deutsche Bund erklärten ihn für unfähig zur Regierung, die im April 1831 auf seinen Bruder Wilhelm förmlich überging. Von Paris, wo er mehrmals zu skandalvollen Prozessen Anlaß gab, siedelte er 1870 nach Genf über, wo er 18. Aug. 1873 starb. Sein bedeutendes, namentlich an Diamanten reiches Vermögen vermachte er der Stadt Genf, mit der Verpflichtung, ihm daselbst ein Reiterstandbild zu errichten, was 1879 geschah. - Vgl. K. Braun, Der Diamantenberzog (Berl. 1881).

Karl der Kühne, Herzog von Burgund (1467-77), geb. 10. Nov. 1433 zu Dijon als Sohn Philipps des Gütigen aus dem Hause Valois und der Isabella von Portugal, führte anfangs den Namen eines Grafen von Charolais. Ludwig XI. von Frankreich, der auf das mächtig aufstrebende Herzogtum Burgund eifersüchtig war, hatte von Philipp 1463 die Abtretung wichtiger Städte an der Somme erlangt. Unwillig darüber verband sich K. mit den aufständischen Baronen Ludwigs (s. Ligue du Bien public), lieferte ihm 16. Juli 1465 die Schlacht bei Montlhéry, in welcher der von ihm befehligte Flügel siegreich war, und zwang Ludwig im Oktober zum Frieden von Constans und St. Maur, worin K. die Städte an der Somme und die Grafschaften Boulogne, Guines und Ponthieu für sich erhielt. 1467 folgte er seinem Vater. Reicher und mächtiger als irgend ein damaliger Fürst, trug er sich mit dem Plane, das alte Königreich Burgund herzustellen. Während er sich aufs neue gegen seinen Lehnsherrn Ludwig XI. rüstete, lud ihn dieser zu einem Ausgleich nach Péronne. Als aber K. während der Verhandlungen im Okt. 1468 den Aufstand der Stadt Lüttich erfuhr, dessen Anstifter er nicht mit Unrecht in Ludwig sah, nahm er diesen gefangen, zwang ihn, jedem Anspruch auf Flandern und die Picardie zu entsagen und dem Zuge gegen Lüttich beizuwohnen, das nun von K. sogleich grausam vergewaltigt wurde. Als Ludwig dann von K. der Haft entlassen war, brach er sogleich den erzwungenen Vertrag, lud K. vor das Pariser Parlament und ließ ihn, der natürlich nicht erschien, 3. Dez. 1470 von den Ständen zu Amboise als Majestätsverbrecher ächten; zugleich fiel er in die burgund. Staaten ein, und K., der darauf nicht vorbereitet war, mußte 1471 um Stillstand bitten. Doch schon im Juni 1472 griff K. wieder zu den Waffen; er verwüstete die Picardie und belagerte Beauvais, mußte aber zurückkehren und sich im Dez. 1472 zu eiuem neuen Stillstand bequemen. Beide Gegner suchten sich nun durch Bündnisse zu verstärken. Ludwig gewann die bedrohten Schweizer und Lothringer; K. hatte 1473 zu Trier eine Zusammenkunft mit dem deutschen Kaiser Friedrich III.; doch konnte er nicht die Erhebung seines Herzogtums zum Königreich von ihm erlangen. Im Juli 1474 schloß er mit Eduard IV. von England ein Bündnis zur Eroberung Frankreichs. Damals mischte sich K. auch in die Kölner Händel, weil er als Schutzherr des Stifts gelten wollte. Er zog dem abgesetzten Kurfürsten Ruprecht von Köln mit einem starken Heere zu Hilfe und belagerte 11 Monate (1474-75) das vom Landgrafen Hermann von Hessen tapfer verteidigte Neuß, bis der Kaiser mit dem Reichsheere herbeikam. K. mußte abziehen, da sein Land unterdessen von den Schweizern und Lothringern bedroht und sein Statthalter im Elsaß, der grausame Peter von

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