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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Katharina

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Katharina (Planetoid) – Katharina (Heilige)

insel, besonders Bulgariens (s. Bogomilen). Dann drangen sie nach Dalmatien und von hier aus nach Italien vor, wo sie in der Lombardei zahlreiche Anhänger fanden, vereinzelte sogar in Florenz, Rom und Neapel; namentlich aber hatten sie in Südfrankreich einen Hauptsitz und gingen dort meistens in die Albigenser (s. d.) über. Die Inquisition und vor allem die Albigenserkriege brachen ihre Kraft und im 14. Jahrh. wurden sie hier völlig vernichtet. Nur vereinzelte Anhänger hatten die K. in England, im Norden Spaniens und in Deutschland (am Niederrhein), wo sie sich Apostoliker (s. d.) nannten.

Die Lehre der K. war ein dem Manichäismus ähnlicher Dualismus; doch giebt es strengere und mildere Dualisten. Beide lehrten zwei einander entgegenstehende göttliche Wesen, während aber jene den bösen Gott für gleich ewig hielten wie den guten, sahen diese in ihm einen gefallenen Engel. Der gute Gott schuf die himmlische Welt mit den himmlischen Menschen; der böse Gott schuf die materiellen Elemente und aus ihnen alle sichtbaren Dinge. Der gute Gott hat sich im Neuen Testament geoffenbart, der böse im Alten. Die Sünde hat ihren Grund in der Berührung der Seele mit dem Körper. Deshalb ist es die höchste Pflicht des Menschen, in peinlicher Ascese sich jeder Befleckung durch den Körper zu entziehen. Zur Kirche der K. gehörten streng genommen nur die «Vollkommenen» (lat. perfecti), die die Weihe des Consolamentum (Geistestaufe) erhalten haben. Sie erhielten durch Handauflegung den Heiligen Geist und waren verpflichtet, sich von jeder Sünde, d. h. jeder Berührung mit der Welt, frei zu halten. Den weitern Kreis bildeten die «Gläubigen» (lat. credentes), die das Consolamentum noch nicht empfangen hatten. Sie durften Güter besitzen, Krieg führen, heiraten und Fleisch essen. Die religiösen Gebräuche der K. waren höchst einfach und ihr Gottesdienst bestand wesentlich aus der Predigt. – Vgl. Ch. U. Hahn, Geschichte der Ketzer im Mittelalter, Bd. 1 (Stuttg. 1845); K. Schmidt, Histoire et doctrine de la secte des Cathares ou Albigeois (2 Bde., Par. 1849); Raĉki, Bogomili i Patareni (Agram 1869); Lombard, Pauliciens, Bulgares et Bons-hommes en Orient et Occident (Genf 1879); Döllinger, Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters (2 Bde., Münch. 1890).

Katharina, Name des 320. Planetoiden.

Katharina, mehrere Heilige der kath. Kirche:

K. von Alexandria, nach der Legende eine 18jährige Jungfrau, durch Schönheit, Bildung und edles Geschlecht ausgezeichnet. Auf Befehl des Kaisers Maximinus mußten heidn. Philosophen mit ihr über die Wahrheit des Götzendienstes disputieren, wurden aber sämtlich zum Christentum bekehrt. K. widerstand allen Drohungen und Schmeicheleien des Kaisers und wurde 25. Nov. 307 zuerst aufs Rad geflochten, dann enthauptet. Ihre Attribute sind ein mit spitzen Messern besetztes Rad, ein Palmzweig oder Bücher (wegen ihrer Gelehrsamkeit). Darstellungen aus ihrem Leben zeigen die Fresken von Jak. Avanzi und Altichieri in der St. Georgskirche zu Padua (1377), die von Masaccio in San Clemente zu Rom (15. Jahrh.). Häufig behandelt ist in der Malerei ihre mystische Vermählung (Verlobung), wie das Jesuskind sie als seine Braut annimmt und ihr einen Ring an den Finger steckt; so z. B. von Memling (im Johanneshospital zu Brügge), Correggio (Paris, Louvre, und Neapel, Museo Nazionale), P. Veronese (Venedig, Santa Caterina). Als von Engeln zu Grabe getragen ist sie dargestellt von B. Luini (Mailand, Brera), Mücke (Berlin, Nationalgalerie); als herrliche Einzelfigur malte sie Raffael (London, Nationalgalerie) und B. Luini (München, Alte Pinakothek). – Vgl. Knust, Geschichte der Legenden der heiligen K. von Alexandrien und der heil. Maria Aegyptiaca (Halle 1889); Varnhagen, Zur Geschichte der Legende der K. von Alexandrien (Erlangen 1891).

K. von Schweden, zweite Tochter der heil. Birgitta, geb. 1331, begleitete ihre Mutter auf der Pilgerfahrt nach Rom, brachte deren Gebeine in die Heimat und kehrte alsbald wieder nach Rom zurück, um die Bestätigung des Birgittenordens (s. d.) und die Heiligsprechung der Mutter Zu betreiben. Sie starb 24. März 1381 in Schweden als Äbtissin des Klosters Wadstena und ward 1474 heilig gesprochen.

K. von Siena, geb. 25. März 1347 als Tochter des Färbers Benincasa in Siena, vollzog von früh an die schwersten Kasteiungen an sich und trat im 15. Jahre in den Dominikanerorden. Ihre bis zum Übermaße fortgesetzten Kasteiungen hatten visionäre Zustände zur Folge, in denen sie mit Jesus und Maria vertrauten Umgang pflog; sie rühmte sich sogar, der Heiland habe sich mit ihr verlobt, sein Herz mit ihr vertauscht, ihr sein Blut zu trinken gegeben und ihr seine fünf Wundenmale aufgeprägt. Bei der großen Pest 1374 übte sie aufopfernde Krankenpflege. Seitdem versammelte sich ein Kreis von Gesinnungsgenossen um sie. K. erstrebte besonders Versöhnung der ital. Städte mit dem Papst und dessen Rückkehr nach Rom (s. Gregor XI.), die Eroberung des Heiligen Landes und die Reformation der Kirche. Papst Urban VI. beschied K. zu sich nach Rom, wo sie 29. April 1380 starb. 1461 ward sie heilig gesprochen; der Dominikanerorden sowie die Stadt Siena verehren sie als Schutzpatronin. Künstlerisch dargestellt wird sie mit Crucifix oder Lilie oder Buch in der Hand, zuweilen auch mit den Wundenmalen Christi an den Händen oder mit der Dornenkrone; namentlich aber mit dem Ringe, den ihr Christus als Brautring gegeben. Am bekanntesten ist ihre Verlobung mit dem Christuskinde von Fra Bartolommeo (Paris, Louvre). Ihre Werke, Briefe, Orakel und namentlich eine gefeierte Schrift: «Della divina providentia» gab Gigli (5 Bde., Siena 1707–26), die Briefe allein Tommaseo (4 Bde., Florenz 1860) heraus. – Vgl. Hase, Caterina von Siena (Lpz. 1864; 2. Aufl. 1892); Malan, Geschichte der heil. Katharina von Siena (2 Tle., deutsch, 2. Aufl., Regensb. 1874); Butler, Catherine of Siena (3. Aufl., Lond. 1881); Mignaty, Catherine de Sienne (Par. 1886); Drane, The history of S. Catherine of Siena (2 Bde., 2. Aufl., Lond. 1887; deutsch Dülmen 1887).

K. von Bologna, geb. 1413 zu Bologna, Äbtissin eines Klarissinnenklosters zu Bologna, starb 9. März 1463. Sie wurde 1724 heilig gesprochen. Gedächtnistag: 9. März.

K. von Genua, Tochter des Vicekönigs Robert Fieschi von Neapel, 1447 zu Genua geboren, führte seit 1474 als Witwe (bis 14. Sept. 1510) ein frommes Leben, ausgezeichnet durch aufopferungsvolle Krankenpflege, namentlich in den Pestjahren 1457 und 1501, und strenge Ascese. 1737 ward sie heilig gesprochen. Gedächtnistag: 22. März.

K. Ricci, geb. 1522 zu Florenz aus vornehmem Geschlecht, trat ins Kloster der Dominikanerinnen zu Prato, dessen Priorin sie wurde. Ausgezeichnet

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