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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Albertverein; Albertville; Alberty̆pie; Albērus; Albesdorf; Albharts Tod; Albi; Albigenser

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Albertverein – Albigenser

Albertverein, der im Königreich Sachsen 1867 von der damaligen Kronprinzessin Carola gegründete und nach ihrem Gemahl benannte internationale Frauenverein des Roten Kreuzes mit dem Zwecke, Krankenpflegerinnen auszubilden, Reservelazarette für verwundete und kranke Soldaten zu errichten und Armenkrankenpflege zu üben. Er hat in Sachsen (1891) 40 Zweigvereine und wird geleitet von einem aus 12 Damen und 6 Herren zusammengesetzten Direktorium; an der Spitze steht die Königin Carola. Sitz des A. ist Dresden, Verwaltungsstelle das Carolahaus. (S. Frauenvereine.)

Albertville (spr. albärwíl). 1) Arrondissement im franz. Depart. Savoie, hat 663,94 qkm, (1891) 36352 E., 42 Gemeinden und zerfällt in die 4 Kantone: A. (192,79 qkm, 16595 E.), Beaufort (198,31 qkm, 5823 E.), Grésy-sur-Isère (102,01 qkm, 7303 E.), Ugines (170,83 qkm, 6631 E.). – 2) A., Hauptstadt des Arrondissements A., in einem fruchtbaren, anmutigen Thalbecken, am Arly, unweit von dessen Mündung in die Isère, bestand ursprünglich aus den beiden Flecken L’Hôpital und Conflans, die 1845 von dem König Karl Albert zur Stadt vereinigt wurden, und hat (1891) 3355, als Gemeinde 5854 E., in Garnison das 22. Jägerbataillon. Die Stadt treibt bedeutenden Handel mit Schiefer, liefert Töpferwaren und Ziegel und besitzt Marmorschleifereien und Nagelschmieden. Ein ehemaliges Kloster adliger Damen dient jetzt als Kaserne. L ’Hôpital, das eigentliche A., liegt in 315 m Höhe rechts vom Arly, besitzt stattliche neue Stadtteile mit breiten Straßen, ein schönes Rathaus, einen Justizpalast und ein großes Zwangsarbeitshaus. Eine schöne Marmorbrücke führt nach Conflans, dem ältesten Teile der Stadt, das mit seinen verfallenden Ringmauern und engen winkligen Gassen, seiner alten Herzogsburg und stattlichen Kirche in 422 m Höhe auf einer Felsterrasse liegt. Mit Chambéry ist A. durch eine Eisenbahn (49 km) verbunden, die bei St. Pierre d’Albigny von der Mont-Cenislinie abzweigt.

Alberty̆pie, s. Albert (Jos.) und Lichtdruck.

Albērus, Erasmus, deutscher Schriftsteller, geb. um 1500 zu Sprendlingen in Oberisenburg-Büdingen, studierte um 1520 in Wittenberg Theologie, starb nach wechselvollen Schicksalen, die ihn an mehr als 15 Orte als Lehrer und Geistlichen führten, als Generalsuperintendent zu Neubrandenburg 5. Mai 1553. Ein hitzköpfiger Eiferer für das starre Luthertum, übertrug er die Polemik zuweilen selbst in seine geistlichen Lieder (hg. von Stromberger, Halle 1857). Auch sein berühmtes «Buch von der Tugend und Weisheit» (Frankf. 1550; Neudruck von Braune, Halle 1892), 49 gereimte Fabeln umfassend, enthält satir. Elemente. Von seinen Prosaschriften ist die Satire «Der Barfüßer Münche Eulenspiegel und Alkoran» (Wittenb. und Frankf. 1542), mit Vorrede Luthers, nach lat. Quelle, die bekannteste. – Vgl. Schnorr von Carolsfeld, Erasmus A. (Dresd. 1893).

Albesdorf, franz. Albestroff, Dorf und Hauptort des Kantons A. (200,87 qkm, 9051 E., 4282 männl., 4769 weibl., 26 Gemeinden) im Kreis Château-Salins des Bezirks Lothringen, hat (1890) 598 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Saargemünd), Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Zoll- und Steueramt, Oberförsterei, kath. Dekanat, Armen- und Pfründenhospiz St. Anna, Sparkasse; Getreide-, Obst-, Wein- und Gemüsebau.

Albharts Tod, Gedicht aus dem Kreise der deutschen Heldensage, steirischer Herkunft, in der Nibelungenstrophe abgefaßt, in der ursprünglichen, verlorenen Gestalt wohl dem Anfange des 13. Jahrh. angehörend, aber nur in einer rohen, interpolierten Überarbeitung des 15. Jahrh. unvollständig erhalten. Anknüpfend an die Kämpfe zwischen Dietrich von Bern und Ermenrich, erzählt es in schlichter Schönheit das rührende Ende des jungen Albhart (oder Alphart); auf einsamer Wacht von Wittich und Heime unritterlich angegriffen, wird er erschlagen. Ausgabe von Martin im «Deutschen Heldenbuch», Bd. 2 (Berl. 1866); übersetzt von Simrock im «Kleinen Heldenbuch» (4. Aufl., Stuttg. 1885), freier von Schröer (Lpz. 1874) und Klee (Gütersloh 1880). – Vgl. Kettner, Untersuchungen über Alpharts Tod (Mühlh. 1891).

Albi. 1) Arrondissement im franz. Depart. Tarn, hat 1465,82 qkm, (1891) 100173 E., 94 Gemeinden und zerfällt in die 8 Kantone: Alban (177,73 qkm, 8086 E.), A. (248,67 qkm, 30254 E.), Carmaux (14050 E.), Monestiés (6234 E.), Pampelonne (162,20 qkm, 8473 E.), Réalmont (225,70 qkm, 10907 E.), Valderiès (146,02 qkm, 5408 E.), Valence (174,94 qkm, 8616 E.), Villefranche (139,25 qkm, 8145 E.). – 2) Hauptstadt des franz. Depart. Tarn und Arrondissements A. in der alten Landschaft Albigeois (s. d.) in Languedoc, auf einer Höhe am Tarn, an den Linien Tessonières-A. (17 km) und der Orléansbahn, ist Sitz eines Civil- und Handelstribunals, eines Erzbischofs (die Kirchenprovinz A. umfaßt die Erzdiöcese A. und die Suffraganbistümer Cahors, Mende, Perpignan, Rodez), der 64. Infanteriebrigade und hat (1891) 14219, als Gemeinde 20903 E., in Garnison das 143. Infanterieregiment, ein Lyceum, eine Bibliothek mit kostbaren Handschriften, ein Museum und ein Bronzestandbild des berühmten Seefahrers Lapérouse. Ferner sind zu erwähnen die der heil. Cäcilie gewidmete got. Kathedrale, 1282‒1512 erbaut, mit alten Freskogemälden und einem schönen Orgelchor, eine der merkwürdigsten und schönsten des südl. Frankreichs (s. Textfig. 12 zu Artikel Gewölbe), die St. Salvykirche, das festungsähnliche Präfekturgebäude, ein alter Palast der Grafen von Albigeois, das 1687 gegründete Krankenhaus mit Garten (17 ha) und das Schauspielhaus. Über den Tarn führen eine alte Brücke von 6 Bogen und eine neue (160 m) von 5 Bogen. Der Handel mit Weinen, Anis, Safran und andern Produkten ist beträchtlich. Die Fabriken liefern Woll- und Baumwollzeuge, Leder, Liqueur, Pastellfarben u. s. w. Unweit nordöstlich der berühmte Saut-du-Sabot oder Saut-du-Tarn, eine Reihe von Wasserfällen des Tarn, der sich in den Kalkfelsen eingewühlt hat. 1254 wurde zu A. ein Konzil abgehalten, durch das die letzten Reste der Lehre der Albigenser ausgerottet werden sollten und Verhaltungsmaßregeln gegen die Juden gegeben wurden.

Albigenser, der von der Stadt Albi im Depart. Tarn abgeleitete Name einer im südl. Frankreich verbreiteten kirchlichen Partei, die den religiösen Grundsätzen der Katharer (s. d.) huldigte, und zu der man später öfters auch die Waldenser (s. d.) rechnete. Anhänger dieser Richtung traten bereits im Anfange des 11. Jahrh. auf und galten allgemein für Nachfolger der Manichäer (s. d.). Sie drangen auf ein apostolisches Christentum und führten ein einfaches, sittenreines und zurückgezogenes Leben. Man nannte sie daher auch anfangs die «guten Leute» (les bons hommes) oder «Dunkelmänner» (hommes obscurs), während sie nach ihrer ersten