Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kaukăsus

255

Kaukasus

treten, die zum Teil den indogerman., zum Teil den uralaltaischen Sprachen beizuzählen sind. Zu den erstem gehören das Ossetische und das Armenische, zu den letztern die verschiedenen tatar. Dialekte. Grundlegend für die Kenntnis der K. S. sind die Forschungen Uslars und Schiefners ausführliche Berichte über dieselben in den Memoiren der Petersburger Akademie der Wissenschaften sowie auch für das Georgische die zahlreichen Arbeiten Brossets. – Vgl. R. von Erckert, Der Kaukasus und seine Völker (Lpz. 1887).

Kaukăsus, russ. Kawkas, geographisch und ethnographisch eins der merkwürdigsten Hochgebirge der Erde auf der Grenze von Europa und Asien, seiner ganzen Natur nach aber zu letzterm gehörig, auf dem Isthmus zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meere, im N. begrenzt vom untern Laufe des Kuban und Terek, im S. vom Rion und der Kura. Seine Länge in der Hauptrichtung von OSO. gegen WNW., von der Halbinsel Apscheron oder von Baku am Kaspischen bis zur Halbinsel Taman am Schwarzen Meere, beträgt 1280 km, seine von O. gegen W. abnehmende Breite mit den Vorbergen 225 km, der von ihm bedeckte Flächenraum nach Humboldts Berechnung 83 695 qkm. Das Kaukasische Alpenland zerfällt in zwei Hauptteile: 1) die Hauptkette des K. mit seinen Vorbergen oder den Großen K., gewöhnlich schlechthin K. genannt; 2) den Kleinen oder Niedrigen K. (S. Karte: Kaukasien, beim Artikel Rußland.)

I. Der Große Kaukasus stellt im größten Teil seiner Ausdehnung keinen einheitlichen Kamm dar, spaltet sich in seiner Länge in zwei, stellenweise in drei und vier Ketten, welche sich voneinander entfernen, dann wieder einander näher treten und durch Gebirgsknoten miteinander verbunden sind. Als Hauptkamm gilt derjenige, welcher von keinem Fluß durchbrochen wird; die Seitenketten sind hauptsächlich: die nördl. Vorkette des Centralkaukasus, welche sich mit ihren Gipfeln viel höher erhebt als der Hauptkamm, die «Felsen» oder «Bunten Berge» von 2700 bis 3300 m Höhe, 12 km nördlich von der Hauptkette, und die «Schwarzen Berge», in zwei Reihen parallel dem Hauptkamm, den «Felsenbergen» vorgelagert. Die beiden letztern haben ihren Steilabfall nach Süden. – Zwischen den einzelnen Seitenkämmen und dem Hauptkamm bilden sich tief eingefurchte, schwer zugängliche Thalkessel, aus welchen ein aus wilden Bergbächen sich bildender Fluß sich einen Ausweg bahnt. Man teilt das keineswegs genau durchforschte kaukas. Hochgebirge in sechs Glieder: 1) Der dem Schwarzen Meer zunächst liegende Teil von der Stadt Anapa bis zum Berge Oschten (etwa 260 km). Dieser Gebirgskamm erreicht die Schneelinie nur in dem genannten Berge (2853 m). Auf dem Nordostabhang fällt das Gebirge in einer Reihe von querlaufenden Vorketten zur Kubanebene ab. Die Eisenbahn von Jekaterinodar nach Noworossijsk durchschneidet in einem Tunnel das Gebirge; über dasselbe führen von Süden her zwei Pässe von nur 370 bis 460 m, welche von Fuhrwerken befahren werden können. – 2) Der kubanische oder abchasische Teil, vom Berg Oschten bis zu den Quellen des Kuban (etwa 160 km). Derselbe ist sehr hoch, trägt ewigen Schnee und bildet verschiedene Seitenketten, welche dem Hauptkamm parallel laufen. Im Hauptkamm dieses zweiten Teils sind fünf Pässe bekannt, von welchen der Nachar (2930 m) und der Kluchor (2766 m) nur während der Sommermonate offen sind. Über den Kluchor wird jetzt für Militärzwecke ein 2 m in breiter Saumpfad gebaut. – 3) Das dritte Glied bildet der Elbrus (s. d.) mit seinen Nachbarn, von den Quellen des Kuban bis zum Adai-Choch (etwa 180 km). Hier erreicht der K. seine höchste Erhebung. Dieser Teil charakterisiert sich gleich zu Anfang durch ein riesiges nach N. vorspringendes Bergmassiv, in welchem etwa 40 km vom Hauptkamm abstehend unter 43° 21′ nördl. Br. und 60° 6′ östl. L. der mit ewigem Schnee bedeckte zweihöckerige Elbrus (5646 m) sich auftürmt, nach N. einige mächtige Terrassen vorschiebend. Im Hauptkamm der Elbrusgruppen finden sich noch einige andere Bergriesen, unter welchen der Dych-Tau (5211 m), der Schkara (5182 m) und der Koschtan-Tau (5151 m) die bedeutendsten sind. Hier führen ins Quellgebiet des Ingur und Rion vier Pässe über den Hauptkamm in einer Höhe von 3000 bis 3400 m. – 4) Der vierte Teil des Hauptkamms, die Terekgruppe, erstreckt sich vom Adai-Choch bis zum Borbalo (etwa 130 km). Charakteristisch ist hier der Umstand, daß die nördlich vom Hauptkamm nach O. vorstoßenden Seitenkämme den Hauptkamm um ein Bedeutendes überragen. Während im Hauptkamm der Adai-Choch (4643 m), der Sikara (3827 m), der Große Borbalo (3292 m) stehen, sind im Seitenkamm Bergriesen zu verzeichnen, wie der Gimarai-Choch (4777 m), der Kasbek (5044 m), Tebulos-Mta (4505 m), Donos-Mta (4185 m) u. a., welche aber keineswegs eine in sich zusammenhängende Kette bilden. Die mittlere Höhe des Terekteils beträgt 2956 m. Die Hauptpässe sind der Mamison (2862 m), auf der sog. Ossetinischen Heerstraße zwischen Wladikawkas und Kutais, der Sikari (3203 m) und der sog. «Kreuzpaß» bei Gudaur auf der Grusinischen Heerstraße (2332 m). Mit dem Hauptkamm hängt die Seitenkette durch sechs Quergrate zusammen, wodurch sieben umfangreiche Thalkessel entstehen. Die vier ersten Thalkessel liegen zwischen Songuta-Choch (3790 m) und Borbalo, welche etwa 105 km voneinander entfernt sind; die andern drei zwischen dem letztern und dem Berg Kakanob (etwa 136 km voneinander entfernt). Die ersten vier gehören zum Bassin des Terek, es sind der Ardon oder Nardonkessel (520 qkm), der Terekkessel (640 qkm), der Assakessel (135 qkm) und der Kessel des Argun (310 qkm). Die Kessel der zweiten Gruppe sind bedeutend größer, nämlich der tuschinische (etwa 840 qkm), der didoische (862 qkm) und der ankratlsche (1232 qkm). Diese drei Thalkessel geben vermittelst des Andischen und Awarischen Koj-su ihre Wasser an den Sulak ab. – 5) Den fünften Teil bildet Dagestan, im Hauptkamm vom Borbalo bis zum Babadagh (3637 m) gehend. Diese Strecke ist 275 km lang. Es ist die am meisten gegliederte Abteilung des Großen K. Das Dagestan liegt nördlich vom Hauptkamm und wird von drei Seiten durch Bergketten begrenzt. Die eine ist der Hauptkamm selbst, da, wo von ihm der Tuschinische, Didoische und Ankratlsche Kessel ausgehen, von den andern Seiten ist dieses merkwürdige Gebirgsland, eine ungeheure natürliche Festung, durch die Andische oder richtiger Sulak-Terekkette und die Anuische Kette abgeschlossen. Charakteristisch für Dagestan sind die engen tiefen Schluchten der Flüsse, welche sich nie zu Thälern erweitern (mit Ausnahme des Samurthals), der völlige Mangel an Ebenen (mit Ausnahme der Niederung längs des Kaspischen Meers) sowie die schmalen vielfach unterbrochenen kahlen Felsengrate. Die

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]