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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kehlkopfhusten - Kehlleiste

muß eine Trachealkanüle oft noch für lange Zeit, mitunter für das ganze Leben, getragen werden.

9) Die syphilitischen Geschwüre der Kehlkopfschleimhaut können teils durch die von der Schleimhaut ausgehende Verschwärung, teils durch die sich hieran anschließenden umfangreichen Narbenbildungen tiefgreifende Zerstörungen des ganzen K. und damit die vollständige Vernichtung der Stimme zur Folge haben; häufig kommt es dabei auch zu einer so hochgradigen narbigen Verengerung der Stimmritze, daß die Kranken nur durch den Luftröhrenschnitt vor der drohenden Erstickung bewahrt werden können. Nur eine rechtzeitige und energische Allgemeinbehandlung der Syphilis vermag solchen üblen Ausgängen vorzubeugen.

10) Der Kehlkopfkrebs (Carcinoma laryngis) entwickelt sich fast nur bei ältern Personen und bildet sich entweder primär an den Stimmbändern oder den Morgagnischen Ventrikeln des K. oder geht sekundär von krebsigen Nachbarorganen (Zunge, Rachen, Speiseröhre) aus auf den K. über. Die Krankheit, welche in ihren frühen Stadien nur vermittelst des Kehlkopfspiegels sicher erkannt werden kann, führt, sich selbst überlassen, gewöhnlich nach 1-2 Jahren unter schrecklichen Qualen zum Tode; eine Heilung ist nur durch die möglichst frühzeitige partielle oder totale Exstirpation des erkrankten K. möglich, eine Operation, welche zuerst 1878 von Billroth, später auch von andern Chirurgen mit dauerndem Erfolge ausgeführt wurde. Nach erfolgter Heilung erhalten die Kranken einen künstlichen K. (eine silberne Kanüle mit federnder Metallzunge), vermittelst dessen dieselben mit deutlich vernehmbarer, wenn auch ziemlich eintöniger Stimme sprechen können.

Vgl. Türk, Klinik der Krankheiten des K. und der Luftröhre (Wien 1866); Tobold, Laryngoskopie und Kehlkopfkrankheiten (3. Aufl., Berl. 1874); Stoerk, Klinik der Krankheiten des K., der Nase und des Rachens (Stuttg. 1880); Schrötter, Vorlesungen über die Krankheiten des K., der Luftröhre, der Nase und des Rachens (Wien 1887 fg.); Schnitzler, Klinischer Atlas der Laryngologie und Rhinologie (ebd. 1891 fg.); Gottstein, Die Krankheiten des K. s4. Aufl., ebd. 1893).

Kehlkopfhusten, s. Husten.

Kehlkopfkatarrh, Kehlkopfkrebs, s. Kehlkopf (Krankheiten [S. 277 fg.] 1 und 10).

Kehlkopfödem, soviel wie Glottisödem (s. d.).

Kehlkopfpolypen, s. Kehlkopf (S. 377 b).

Kehlkopfschnitt, s. Laryngotomie.

Kehlkopfschwindsucht, Kehlkopftuberkulose, s. Kehlkopf (S. 277 a).

Kehlkopfspiegel, Laryngoskop, ein Instrument zur Beleuchtung und Untersuchung des Kehlkopfinnern. Schon 1840 hatte der Engländer Liston versucht, vermittelst eines langgestielten Spiegelchens den Kehlkopf von der Mundhöhle aus dem Gesichtssinn zugänglich zu machen, und 1855 veröffentlichte der Gesanglehrer Manuel Garcia in London eine Reihe sehr genauer Beobachtungen über die Stimmbildung, die er mit einem solchen Instrument an dem lebenden Kehlkopfe gemacht hatte; aber erst 1858 wurde die laryngoskopische Untersuchung von Türk und Johann Czermak (s. d.) in die Medizin eingeführt und für die Erkennung und Behandlung von Kehlkopfkrankheiten verwertet.

Der K. besteht aus einem kleinen runden oder ovalen Spiegel, welcher an einem Stiel befestigt ist (s. die nachstehende Fig. 1) und bei herausgestreckter und festgehaltener Zunge erwärmt und mit nach unten gerichteter spiegelnder Fläche so in den Rachen eingeführt wird, daß seine Rückfläche sich an das Zäpfchen anlegt und letzteres leicht nach oben drängt. Auf diesen so eingeführten K. läßt man nun, direkt oder durch einen Planspiegel reflektiert, Sonnenstrahlen oder den von einem Hohlspiegel reflektierten Strahlenkegel einer Lampe durch den möglichst weit geöffneten Mund fallen (s. Fig. 2) und veranlaßt den zu Untersuchenden, den Laut ä in möglichst hoher Tonlage anzuschlagen, wobei dann der Blick des Untersuchers in das Innere des zu untersuchenden Kehlkopfes und der Luftröhre, in vielen Fällen selbst bis zur Teilung derselben in ihre zwei Äste, dringen kann, auch die Ausführung aller etwa erforderlichen Operationen (Ätzungen, Entfernung von Neubildungen u. dgl.) ermöglicht wird. Die Vornahme derartiger chirurg. Operationen von der Mundhöhle aus, ohne vorherige blutige Eröffnung vom Halse her, ist Gegenstand der sog. Laryngochirurgie, eines besondern Teils der Chirurgie, welcher sich in neuester Zeit besonders durch die Verdienste des Tübinger Professors Bruns zu einer wichtigen Specialität entwickelt hat. Über das Leitnersche Laryngoskop s. Beleuchtungsapparate, medizinische.

^[Fig. 1]

^[Fig. 2]

Litteratur. Czermak, Der K. und seine Verwertung für Physiologie und Medizin (Lpz. 1860; 2. Aufl. 1863); Bruns, Die Laryngoskopie und laryngoskopische Chirurgie (mit Atlas; 2. Aufl., Tüb. 1874); Tobold, Laryngoskopie und Kehlkopfkrankheiten (3. Aufl., Berl. 1874); Burow, Laryngoskopischer Atlas (Stuttg. 1877); Örtel, über den laryngologischen Unterricht (Lpz. 1878); Semon, Electric illumination of the various cavities of the human body (in der "Lancet", 1885).

Kehllappen, Kinnlappen, häutiger Behang unter dem Unterschnabel der Hühner.

Kehllaute, s. Laut.

Kehlleiste auch Kehlstoß, eine mit Kehlung oder Profilierung versehene hölzerne Leiste, welche

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