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Kittfalz – Kiushiu
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kittel'
zertreisen in ganz Deutschland bekannt. Auch als Komponist und Theoretiker stand er in großem Ansehen. Sein Werk «Der angehende praktische Organist» (3 Bde., Erfurt
1801–8) ist noch jetzt ein wertvolles Lehrbuch für das Orgelspiel beim evang. Gottesdienst.
Kittl., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Friedr. Heinr. Kittlitz,
Ornitholog und Reisender, geb. 16. Febr. 1799 zu Breslau, gest. 10. April 1874 in Mainz.
Kittler, Erasmus, Physiker, geb. 25. Juni 1852 in Schwabach bei Nürnberg, studierte in München und Würzburg Mathematik und Physik. 1879
wurde er Assistent an der Technischen Hochschule in München, promovierte 1880 und habilitierte sich 1881. Er leitete die Prüfungsarbeiten an der Münchener
Elektrotechnischen Ausstellung und später, nachdem er inzwischen als Professor an die Technische Hochschule in Darmstadt berufen war, auch die der Wiener Ausstellung
(1883) in Gemeinschaft mit Stefan und von Obermayer. In Frankfurt (1891) war er Vorsitzender der Prüfungskommission. Von größern Arbeiten ist zu nennen eine
grundlegende Arbeit über das Daniellsche Element (in den «Sitzungsberichten» der Münchener Akademie, 1882) sowie das «Handbuch der Elektrotechnik» (Bd. 1,Stuttg.
1886; 2. Aufl. 1892; Bd. 2, 1. Hälfte, ebd. 1890).
Kitz, Kiez, soviel wie Kitze.
Kitzbühel. 1) Bezirkshauptmannschaft in Tirol, hat 1164,17 qkm und
(1890) 23092 (11283 männl., 11809 weibl.) deutsche kath. E., 4532 Häuser und 4960 Wohnparteien in 22 Gemeinden mit 22 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Hopfgarten und K. –
2) K., Kitzbichl, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft K., in der Thalweitung der
Kitzbühler Ache, in 737 m Höhe, am Fuße des eine weite Aussicht bietenden Kitzbühlerhorns (1994 m), in schöner Umgebung, an der
Linie Bischofshofen-Wörgl der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1981 E., Post, Telegraph, ein Bezirksgericht (762,54 qkm, 15812 E.), ein
Berg-, Hütten- und Forstamt. Am nahen Simwell (808 m) und Schattberg (733 m) ein seit dem 15. Jahrh, betriebenes Kupferkiesbergwerk. Östlich von K. am Kreuzjoche ein
alter Eisensteinbergbau. – Vgl. Vordermayr, K. und seine Umgebung (Salzb. 1886).
Kitze, das Junge von Ziege, Reh, Gemse.
Kitzel, eine dem Jucken (s. d.) ähnliche Art von Hautempfindung, die durch eine leicht über die Oberhaut
hinwegstreichende Berührung erregt wird und unter längerer Fortsetzung bei empfindlichen Personen einen krampfartigen Zustand der Zwerchfellmuskeln (Lachkrampf)
oder anderer Muskeln, sogar allgemeine Zuckungen bewirken kann. Am meisten sind für diese Empfindung empfänglich die Teile der äußern Haut, wo das Gefühl überhaupt
sehr fein ist und die Tastnerven nur von einer dünnen Oberhaut bedeckt sind (z. B. in der Hohlhand, den Achselgruben, den Kniekehlen, auf der Fußsohle). Daher zeigen sich
auch Personen mit zarter Haut (Frauen, Kinder) besonders empfindlich gegen den K. Die Operation des Kitzelns (titillatio) wird von den
Ärzten in der Art angewendet, daß man mit einem Federbart oder Strohhalm die ↔ Schleimhaut gewisser Stellen reizt, um dadurch Reflexbewegungen in
wichtigen Muskelgruppen hervorzurufen, z. B. Kitzeln der Nase, um Niesen, des Kehlkopfes, um Husten, des Schlundes, um Erbrechen zu veranlassen. Man bedient sich
dieses Mittels z. B. bei Scheintod, um einen Anstoß zum Atemholen zu geben, oder wenn fremde Körper in die Nasenhöhle, Luft- oder Speiseröhre eingedrungen sind, die
oft durch diese Erschütterung wieder ausgeworfen werden, auch bei Vergiftungen, wenn kein anderes Brechmittel zur Hand ist.
Kitzen, Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Kreis Merseburg, 6 km im SO. von Lützen, hat (1890) 299 E. Hier wurde 17. Juni 1813 die Kavallerie des
Lützowschen Korps unter Verletzung des Waffenstillstandes durch franz. und württemb. Truppen angegriffen, wobei Theod. Körner verwundet wurde.
Kitzfelle, die Felle junger Ziegen, die meist zu Glacehandschuhleder verarbeitet werden.
Textfigur:
Kitzingen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, hat 338,39 qkm,
(1890) 31008 (14910 männl., 16098 weibl.) E., 53 Gemeinden mit 113 Ortschaften, darunter 4 Städte. –
2) Unmittelbare Stadt und Hauptort des Bezirksamtes K., rechts am Main, mit der Vorstadt Etwashausen durch Brücke verbunden, an
der Linie Würzburg-Nürnberg und der Nebenlinie K.-Geroldshofen (30,1 km) der Bayr. Staatsbahnen, ist Sitz des Bezirksamtes und eines
Amtsgerichts (Landgericht Würzburg), Nebenzoll- und Rentamtes sowie einer Reichsbanknebenstelle und eines Bezirksgremiums, hat (1890) 7507 (3544 männl., 3963 weibl.)
E., darunter 2558 Katholiken und 398 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, kath. und evang. Pfarrkirche, zwei Kapellen, neue Synagoge, eine
Real-, Latein- und höhere Mädchenschule, ein 1344 gestiftetes Hospital, ehemalige Kapuziner- und Benediktiner-Nonnenklöster; drei Roßhaarspinnereien, drei Fabriken für
wasserdichte Farben, Schaumwein- und Faßfabrikation, zwei Cementmühlen, bedeutende Brauereien, eine Dampfmühle sowie bedeutenden Handel mit Wein und Bier. Die
Vorstadt Etwashausen ist berühmt durch ihren Gemüsebau.
Kiu-kiang, Stadt von 53000 E. in der chines. Provinz Kiang-si, am rechten Ufer des Jang-tse-kiang, oberhalb des Ausflusses des Pojangsees, gehört
seit 1861 zu den dem Fremdenverkehr geöffneten Vertragshäfen. Der Wert der Ausfuhr betrug (1892) 6,21 Mill. Taels, darunter Thee
(4,46 Mill. Taels); der der Einfuhr 5,62 Mill. Taels, darunter Opium (1,78
Mill. Taels), ind. Garn (1,02 Mill. Taels). K. hat durch den Taipingaufstand (1853) sehr gelitten.
Kiung-tschou, Hauptstadt von Hai-nan (s. d.).
Kiushiu oder Saikaido, die zweitgrößte Insel des japan. Kaiserreichs im engern Sinne, zwischen 30°52' bis
33°57' nördl. Br. und 129°35' bis 132°5' östl. L. von Greenwich, 38657 qkm, mit den Nebeninseln 43614 qkm groß, hat (1892) 6270863 E., d. i. 144 auf 1 qkm. Die Insel ist
gebirgig und nach allen Richtungen von Bergketten durchzogen, deren mittlere Höhe 1000–1200 in beträgt. Zwei Vulkane,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 384.
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