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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Klimafieber; Klimakterische Jahre; Klimakterische Zeit; Klimakterium; Klimatische Kurorte

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Klimafieber - Klimatische Kurorte

dieser Witterungs- und Klimaelemente an Meteorologischen Stationen (s. d.) oder außerhalb der Kulturländer und auf den Meeren von Reisenden so häufig als möglich angestellt werden. Werden die gleichartigen dieser klimatischen Zahlenwerte in Tabellen zusammengestellt, so ist der Vergleich des K. beliebig vieler Orte leicht möglich. Noch mehr wird dieser Vergleich erleichtert durch Eintragen der Werte auf Karten, indem Orte mit gleicher Temperatur des Monats, der Jahreszeit, des Jahres, mit gleichem Luftdruck, gleicher Niederschlagsmenge u. s. w. durch Kurven verbunden werden. So entstehen Isothermen-, Isobaren-, Niederschlagskarten u. a. m., die für das Studium der Klimate der Erde das vorzüglichste Hilfsmittel sind, da sie meist die Charaktere und die Grenzen der Klimaprovinzen mit einem Blick überschauen lassen. - Vgl. außer den unter "Klimatologie" genannten neuern Werken von Hann und Woiekof besonders Hann, Atlas der Meteorologie (in Berghaus' "Physik. Atlas", III), mit Text (Gotha 1887), und für klimatologische Einzelheiten sowie die Fortschritte der Klimatologie: "Meteorologische Zeitschrift" (Wien).

Klimafieber, s. Wechselfieber.

Klimakterische Jahre, Stufenjahre (lat. anni climacterici), im weitern Sinne die Jahre, in denen der menschliche Organismus einen bestimmten Abschnitt seiner Entwicklung vollendet zu haben scheint und von denen man annimmt, daß sie dem Leben infolge wichtiger Veränderungen des Stoffwechsels besonders gefährlich seien. Im engern Sinne versteht man unter dem Namen K. J. oder Wechseljahre, Kritisches Alter, Klimakterium denjenigen Lebensabschnitt, in welchem beim Weibe die geschlechtlichen Funktionen, insbesondere die Menstruation zu erlöschen und damit eine Reihe wichtiger Veränderungen einzutreten pflegen. Durch das Verschwinden der menstrualen Blutung, welche gewöhnlich zwischen dem 44. und 48. Lebensjahre versiegt, stellen sich leicht Kongestionen nach verschiedenen wichtigen Organen (Herz, Lungen und Leber) ein; häufig bleiben längere Zeit nervöse Verstimmungen, Schleimflüsse, Diarrhöen, Mastdarmblutungen, Schmerzen im Unterleibe, profuse Schweiße und andere Beschwerden zurück, welche die sorgfältigste Regelung des Verhaltens (hinreichende Bewegung im Freien, leichtverdauliche reizlose Diät, milde Abführmittel und geschlechtliche Enthaltsamkeit) erfordern. - Vgl. Kisch, Das klimakterische Alter der Frauen (Erlangen 1874).

Klimakterische Zeit (lat. tempus climactericum), in der Astrologie die gefahrdrohende Zeit, die Zeit, in der die Konstellation zweier Gestirne für das Individuum oder auch für das allgemeine Ganze eine Gefahr andeutete; so zeigte es z. B. eine Hungersnot, Krieg u. dgl. an, wenn Mars und Merkur sich voneinander entfernten.

Klimakterium, s. Klimakterische Jahre.

Klimatische Kurorte, solche Orte, welche durch ihr Klima vermöge der besondern Beschaffenheit der Luft, namentlich deren Reinheit, Temperatur, Windrichtung, Feuchtigkeit und Druck auf den kranken Körper einen günstigen Einfluß ausüben. Man unterscheidet im allgemeinen: Kurorte im höhern Gebirge mit dünner, trockner Atmosphäre (Alpenkurorte, Berg- oder Höhenklima); Kurorte des Hügellandes und der Ebene mit reiner, durch die Vegetation mit reichem Gehalt an Ozon versehener Luft; Kurorte mit dichter, feuchter, kühler und ebenfalls ozonreicher Luft (See-, Insel- und Küstenklima); endlich am zweckmäßigsten Winter- und Sommerkurorte.

Die richtige Auswahl des Kurortes erfordert eine gründliche Kenntnis der klimatischen Verhältnisse, deren Erforschung und Verwertung für die Heilkunde Aufgabe und Ziel der Klimatotherapie ist. Im allgemeinen paßt für Rekonvalescenten von schweren Krankheiten im Sommer ein Platz im Harz, Thüringerwald, Schwarzwald oder Oberbayern, im Winter der Südabhang der Tiroler und Schweizer Alpen. Bei Blutarmut wählt man mit Vorteil Engelberg, Grindelwald, Selisberg, Engadin in der Schweiz, doch auch mehrere Orte Deutschlands mit Stahlwässern (Schwalbach, Liebenstein u. s. w.). Für Rheuma und Gicht eignen sich: Baden-Baden und Wiesbaden zu jeder Jahreszeit, im Winter Palermo, Oberägypten, Madeira. Herzfehlerkranke befinden sich am wohlsten während des Sommers in einer Sommerfrische Deutschlands, auf der Insel Wight oder an der Küste der Nordsee, im Herbst zu Montreux oder Meran, im Winter an der Riviera di Ponente, zu Pisa, Pau oder Palermo. Chronischer Magen- und Darmkatarrh findet Besserung zur Sommerzeit in geschützten Gebirgsthälern (Interlaken, Gais, Weisbad, Partenkirchen) oder Baden-Baden, im Winter an einer Station des Mittelmeers. Für Nierenleiden (Brightsches) werden empfohlen im Sommer Wiesbaden, Baden-Baden, Meran, im Winter Kairo, Mentone, San Remo, Palermo, Neapel, Ajaccio. An Neuralgien Leidende finden Linderung der Schmerzen im Sommer und Herbst auf einer Nordsee-Insel oder an einem Küstenplatze Südenglands; bei Lähmungen wirkt der Aufenthalt in Ragatz, Pfäffers, Gastein oder Bormio günstig. Langwieriger Kehlkopf- und Luftröhrenkatarrh ohne Auswurf (sog. trockne Form) erfordert die Luftkur für den Winter und Sommer in Madeira, bei reichlichem Auswurf wählt man die Riviera oder Ägypten. Die Beschwerden bei Luftröhrenerweiterung vermindern sich bei ruhigem Aufenthalt im Frühjahr und Herbst an Orten wie Kreuth und Partenkirchen, in den Nadelwäldern Thüringens, des Harzes, Schwarzwaldes und an Gradierwerken. Das Lungenemphysem (mit asthmatischen Beschwerden) erfordert im Hochsommer die Südküste Englands, die Nordseeküste, im Herbst und Frühjahr die Nadelholzthäler Deutschlands, Gersau, Arco, Montreux oder Pau; im Winter Palermo, Ajaccio, Lissa. Für beginnende Tuberkulose (Lungenphthisis) sind klimatische Kuren von der allergrößten Bedeutung; auch kann man dem Weitergreifen chronisch-entzündlicher Zustände in den Lungen durch eine solche Kur Grenzen setzen, solange sich dieselben nur noch als sog. Lungenspitzenkatarrh bemerklich machen. Hier paßt vor allen im Sommer und Winter eine Station im Hochgebirge (Davos, St. Moritz, Samaden), in Görbersdorf, Falkenstein, Reiboldsgrün, im Frühjahr eins der windgeschützten Alpenthäler, im Spätherbst Meran u. s. w. Für gewisse Formen dieser Krankheit, insbesondere wenn die Ernährung des Körpers schon stärker geschädigt ist, muß man niedrigere Plätze (Cannes, Mentone, San Remo u. a.) suchen, auch kann ein auf ein oder zwei Jahre ausgedehnter Aufenthalt in Ägypten oder Madeira das Fortschreiten des Leidens verhüten.

Litteratur. Meyer-Ahrens, Die Heilquellen und Kurorte der Schweiz u. s. w. (2. Aufl., Zür.