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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Klopstock

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Klopstock

einer pikanten Sauce zubereitet werden; dann namentlich Klößchen von feingehacktem Fleisch mit Citronen-, Kapern- u. dgl. Sauce.

Klopstock, Friedr. Gottlieb, Dichter, geb. 2. Juli 1724 zu Quedlinburg, wo sein Vater Kommissionsrat war, verlebte seine erste Jugend, da der Vater das Amt Friedeburg im Mansfeldischen pachtete, auf dem Lande, besuchte dann das Gymnasium seiner Vaterstadt und kam im Nov. 1739 nach Schulpforta. Schon hier faßte er den Plan zum «Messias», nachdem er die Absicht, Heinrich den Vogler zum Helden eines größeren epischen Gedichts zu machen, aufgegeben hatte. Im Herbst 1745 bezog er die. Universität Jena, um Theologie zu studieren, und arbeitete hier die ersten Gesänge des «Messias» in Prosa aus, die er später mit dem Hexameter vertauschte. In Leipzig, wohin er sich 1746 begab, lernte er Cramer, Schlegel, Rabener, Zachariä u. a. kennen, die damals die «Bremer Beiträge» herausgaben, in welchen 1748 die drei ersten Gesänge des «Messias» ohne den Namen des Dichters zuerst erschienen (Neudruck, Heilbr. 1883) und außerordentliches Aufsehen erregten. K. übernahm 1748 eine Hauslehrerstelle in Langensalza, wo er eine tiefe, aber unerwiderte Neigung zu der Bruderstochter seiner Mutter, Sophie Schmidt, der in seinen Oden gefeierten Fanny, faßte. Von Bodmer, auf den der «Messias» den stärksten Eindruck gemacht hatte, eingeladen, reiste K. im Sommer 1750 nach Zürich, wo er ein halbes Jahr blieb. Hier erhielt er von König Friedrich Ⅴ. von Dänemark auf Empfehlung des Ministers Bernstorff die Einladung, bei einem Jahresgehalt von 400 Thlrn., das ihm der König aussetzte, in Kopenhagen zu leben, um daselbst den «Messias» zu vollenden. Er nahm die Einladung an und reiste im Frühjahr 1751 über Quedlinburg und Hamburg nach Kopenhagen. In Hamburg lernte er die von ihm später als Cidli gefeierte Margarete (Meta) Moller (geb. 1728) kennen, die jüngste Tochter des dortigen Kaufmanns Peter Moller. Er verheiratete sich 1754 mit ihr, verlor sie aber schon 1758 durch den Tod. Ihre hinterlassenen Schriften gab er bald nach ihrem Tode heraus (Hamb. 1759). 1763 erhielt er den Titel eines dän. Legationsrats. Nachdem Bernstorff seine Entlassung erhalten hatte, verließ auch K. im Herbst 1770 Kopenhagen und folgte ihm nach Hamburg, behielt aber sein dän. Gehalt. In Hamburg vollendete er endlich seinen «Messias», dessen letzte fünf Gesänge 1773 erschienen. Gegen Ende 1774 ging K. auf eine Einladung des Markgrafen Karl Friedrich von Baden nach Karlsruhe, lebte daselbst ein Jahr und kehrte dann, mit dem Hofratstitel und einem Jahrgehalt beschenkt, nach Hamburg zurück. Hier verheiratete er sich 1791 mit einer Verwandten und langjährigen Freundin, der verwitweten Johanna Elisabeth von Winthem, geborenen Dimpfel. Er starb 14. März 1803 und wurde im Dorfe Ottensen bei Hamburg neben seiner ersten Gattin begraben. Bei seiner Säkularfeier wurde ihm in Quedlinburg ein Denkmal gesetzt; auch ein Klopstock-Verein hat sich daselbst gebildet.

Wie mit Luther eine neue Epoche der deutschen Sprache überhaupt beginnt, so beginnt mit K. eine neue Epoche der deutschen poet. Sprache, der er zuerst den Adel erhabener Rede verlieh. Er befreite Deutschland von der Alleinherrschaft des Alexandriners, dem er den Hexameter entgegensetzte, und damit zugleich von einer hohlen, auf bloße Korrektheit und leeren Klang abzielenden handwerksmäßigen Reimerei, welcher er zugleich in seinen Oden durch geschickte Verwendung antiker Versmaße und Erfindung neuer ein heilsames Gegengewicht hielt. Bei zunehmendem Alter verfing er sich allerdings in immer höherm Grade in der Einseitigkeit seiner Manier und gab in seinen spätern, der Form und Konstruktion nach überkünstlich verflochtenen Oden häufig wahrhafte Sprach- und Gedankenrätsel auf; dieser Vorwurf trifft jedoch nicht die Oden seiner frühern Epoche. K. war der erste, der in der Poesie wieder einen göttlichen Beruf sah, welcher den ganzen Menschen ausfüllt, und nicht nur die bequeme Beschäftigung müßiger Nebenstunden ist. Sein Glaube an die eigene hohe Mission half die Achtung vor Dichtung und Dichter überall erhöhen. K. zuerst führte nach einer längern Periode des Verfalls der deutschen Poesie wieder nationalen Stoff und bedeutenden Inhalt zu. Zu diesem Zwecke rief er in freilich unhaltbarer Weise die damals noch wenig gekannte und durchforschte nordische Mythologie zu Hilfe. Zu eben diesem Zwecke stellte er Hermann den Cherusker als einen Nationalheros und Repräsentanten deutscher Freiheit und Unabhängigkeit auf; aus demselben Grunde pries er die deutsche Sprache in vielen seiner Oden als würdig, sich nicht nur mit allen modernen Sprachen, sondern auch mit der lateinischen und griechischen vollkommen zu messen. Den nordamerik. Unabhängigkeitskrieg, die ersten Anfänge der Französischen Revolution begrüßte er mit Enthusiasmus als die Morgenrotsstrahlen einer bessern Zeit und erhielt deshalb von der franz. Nationalversammlung das Bürgerdiplom; jedoch sprach er gegen die spätern Ausartungen der Revolution seinen Abscheu in kräftigen Oden aus und beklagte seine getäuschten Hoffnungen in rückhaltloser Schärfe. Wein- und Jugendlust besingt er gerne, zumal aber die Liebe, die er in den frühen Oden an die künftige Geliebte allzu abstrakt schwärmerisch, später lebensvoller und schlichter feiert.

K.s «Messias», der in der Geschichte der deutschen Poesie einen tiefen Einschnitt bezeichnet, hat auch jetzt noch hohen poet. Wert. Oft aus dem Epischen in den reinen Hymnus übergehend, angefüllt mit mancherlei Überschwenglichkeiten, ist er doch reich an wirksamen oratorischen Stellen und bekundet durchgehends eine große Fülle von Phantasie, ein wahrhaft religiöses Gemüt, einen mächtigen Schwung, der den Dichter freilich weit über alle Grenzen des Möglichen und Denkbaren hinausführt. Von geringerer Bedeutung sind seine undramatischen vaterländischen Trauerspiele, in denen er Hermann den Cherusker feierte und die er selbst Bardiete (s. Barden) nannte; geradezu platt sind die Dramen, in welchen er altbiblische Stoffe dialogisierte. Seine «Fragmente über Sprache und Dichtkunst», seine «Gelehrtenrepublik» und seine «Grammatischen Gespräche» klärten viele Gegenstände der deutschen Grammatik und Poesie feinsinnig auf, wenn auch die seltsame Einkleidung dieser Darlegungen und seine Neuerungen in der Wortschreibung sowie überhaupt mehrere Grundsätze seines Stils nicht Beifall finden konnten.

Seine «Werke» erschienen gesammelt zuerst in 12 Oktavbänden (Lpz. 1798‒1817); neuere Ausgaben von Bock (Stuttg. 1876), von Boxberger (Berl. 1879), in Auswahl von Hamel (in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur»). Schmidlin veröffentlichte «Ergänzungen zu K.s sämtlichen Wer-^[folgende Seite]

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