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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kohlenstoffoxychlorid - Kohler

Kohlenstoffoxychlorid, s. Phosgen.

Kohlenstofftetrachlorid, s. Chlorkohlenstoff.

Kohlensucht, s. Anthrakosis der Lungen.

Kohlensulfid, Kohlendisulfid, s. Schwefelkohlenstoff.

Kohlenteer, s. Steinkohlenteer.

Kohlentier, s. Anthracotherium.

Kohlenwasserstoff, leichter, soviel wie Methan (s. d.); schwerer K., soviel wie Äthylen (s. d.).

Kohlenwasserstoffe, chem. Verbindungen von Kohlenstoff mit Wasserstoff. Es giebt kein anderes Paar von Elementen, das eine so große Zahl von verschiedenen Verbindungen untereinander bildet, wie diese beiden. Der einfachste und zugleich wasserstoffreichste Kohlenwasserstoff ist das Sumpfgas, CH4 (s. Methan). Alle übrigen K. enthalten zwei oder mehr Kohlenstoffatome. Ihrer Zusammensetzung nach teilt man die K. in verschiedene homologe Reihen ein (s. Homologie). Die K. der ersten Reihe z. B. sind die Äthane (s. d.), die gesättigten oder Grenzkohlenwasserstoffe, CnH2n+2, weil sie den höchstmöglichen Wasserstoffgehalt besitzen. Es folgen dann die ungesättigten K., zuerst die Alkylene (s. d.), CnH2n, darauf die Reihe CnH2n-2 u. s. w. über die Bezeichnung der einzelnen Glieder giebt folgende Tabelle Auskunft:

CnH2n+2 CnH2n CnH2n-2

CH4 Methan - -

C2H6 Äthan C2H4 Äthylen C2H2 Acetylen

C3H8 Propan C3H6 Propylen C3H4 Allylene

C4H10 Butane C4H8 Butylene C4H6 Butine

C5H12 Pentane C5H10 Amylene C5H8 Pentine

C6H14 Hexane C6H12 Hexylene C6H10 Hexine

u. s. w. u. s. w. u. s. w.

Die Namen der höhern Glieder werden nach der Anzahl der Kohlenstoffatome mit Hilfe der griech. Zahlwörter und charakteristischer Endsilben gebildet. Es ist zu bemerken, daß die Zahl der K. größer ist, als aus der Tabelle hervorzugehen scheint, indem es verschiedene isomere K. giebt. Eine besondere Stellung nehmen die K. ein, deren Kohlenstoffatome zu einem Ring zusammengetreten sind. Dies ist z. B. der Fall bei den Naphthenen, welche die Zusammensetzung Cn2n haben, sich von den Alkylenen aber dadurch unterscheiden, daß sie mindestens 6 Kohlenstoffatome haben, die einen sechsgliedrigen Ring bilden. Ebenso nehmen die K. Benzol, C6H6, Naphthalin, C10H8, Anthracen und Phenanthren, C14H10, eine selbständige Stellung ein, da sie als Anfangsglieder eigener homologer Reihen und Stammsubstanzen der zahllosen aromatischen Verbindungen zu betrachten sind.

Die kohlenstoffärmsten Glieder der K. sind Gase, die folgenden farblose, schwach, aber charakteristisch riechende Flüssigkeiten, die leichter als Wasser sind und sich nicht mit demselben mischen, sondern obenauf schwimmen. Die Siedepunkte steigen mit steigendem Kohlenstoffgehalt. Die höchsten Glieder sind feste krystallisierende Körper, deren Schmelzpunkte ebenfalls mit steigendem Kohlenstoffgehalt ansteigen. Die K. sind alle brennbar und bilden bei der Verbrennung Kohlensäure und Wasser.

Mit Hilfe der Spektralanalyse hat man die Entdeckung gemacht, daß die Masse der Kometen zum Teil aus K. besteht. Auf der Erde erzeugen die Pflanzen gewisse K., die Terpene, die den Hauptbestandteil der ätherischen Öle ausmachen. Sehr häufig finden sich K. als Zersetzungsprodukte verwesender organischer Substanzen. Das natürliche Petroleum besteht ebenfalls aus K. Andere kommen als feste Mineralien vor, wie z. B. Ozokerit. Zu ganz ähnlichen Produkten wie die Verwesung führt die trockne Destillation. Die hierbei entstehenden gasförmigen K., wie Methan, Äthan u. s. w., sind im Leuchtgas enthalten, die flüssigen finden sich im leichten Teeröl, im Ligroin, Benzin u. s. w. Auf diese Weise wird auch das wichtige Benzol gewonnen. Feste K., wie z. B. das Anthracen, finden sich in den hochsiedenden Anteilen des Steinkohlenteers, das Paraffin mehr im Braunkohlenteer. Bei der trocknen Destillation kann man nicht willkürlich bestimmte K. erzeugen, sondern erhält meist Gemische, deren einzelne Bestandteile nur schwer durch fraktionierte Destillation voneinander getrennt werden können. Die in der organischen Chemie bis zu einem hohen Grade von Vollkommenheit ausgebildeten Methoden der Synthese setzen aber den Chemiker in den Stand, im Laboratorium jeden beliebigen Kohlenwasserstoff künstlich darzustellen.

Die gasförmigen K., die man fast ausschließlich auf dem Wege der trocknen Destillation herstellt, werden zu Heiz- und Beleuchtungszwecken benutzt (Leuchtgas, Ölgas). Niedrig siedende flüssige K., wie man sie aus den natürlichen Petroleumquellen und aus dem Steinkohlenteer gewinnt, werden als Lösungsmittel und Fleckwasser in großen Mengen verbraucht. Die höher siedenden, aber noch leicht flüssigen natürlichen K. dienen als Petroleum, Solaröl u. s. w. wieder Heiz- und Beleuchtungszwecken, die schwerer flüssigen als Schmiermittel für Maschinen und Waffen an Stelle von Fetten. Auch bei der Herstellung von Salben werden neuerdings die Fette durch K., die das Vaselin bilden, verdrängt. Ebenso ist es bei der Kerzenfabrikation, wo man feste K. in Form von Paraffin häufig benutzt. Endlich sind noch Benzol, Naphthalin und Anthracen, die sog. aromatischen K., zu erwähnen, die von der chem. Industrie zu künstlichen Farbstoffen und Heilmitteln verarbeitet werden.

Kohlenwasserstoffgas, leichtes, soviel wie Grubengas (s. d.).

Kohlenziegel, soviel wie Preßkohlen (s. d.).

Kohlenzieher, s. Trimmer.

Kohlenzüge, s. Eisenbahnzüge.

Kohler, Joseph, Jurist, geb. 9. März 1849 in Offenburg, studierte die Rechte zu Freiburg und Heidelberg, wurde 1874 Amtsrichter, dann Assessor und Kreisgerichtsrat in Mannheim, 1878 ord. Professor in Würzburg, 1888 in Berlin. K. schrieb insbesondere: «Deutsches Patentrecht» (Mannh. 1878), «Autorrecht» (Jena 1880), «Pfandrechtliche Forschungen» (Jena 1882), «Gesammelte Abhandlungen» (Mannh. 1883), «Recht des Markenschutzes» (Würzb. 1884), «Zur Lehre von der Blutrache» (ebd. 1885), «Das Recht als Kulturerscheinung» (ebd. 1885), «Beiträge zur german. Privat-Rechtsgeschichte» (Heft 1‒3, ebd. 1883‒88), «Das chines. Strafrecht» (ebd. 1886), «Das Recht als das Lebenselement der Völker» (ebd. 1887), «Forschungen aus dem Patentrecht» (Mannh. 1888), «Der Prozeß als Rechtsverhältnis» (ebd. 1888), «Rechtsvergleichende Studien» (Berl. 1889), «Aus dem Patent- und Industrierecht» (ebd. 1889 fg.), «Prozeßrechtliche Forschungen» (ebd. 1889), «Studien aus dem Strafrecht» (Mannh. 1890), «Aus dem babylonischen Rechtsleben» (mit Peiser, Lpz. 1890 fg.), «Lehrbuch des Konkursrechts» (Stuttg. 1891), «Altindisches Prozeßrecht» (ebd. 1891), «Die Ideale im Recht»

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