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Koldewey – Kolibri
Koldewey, Karl, Nordpolfahrer, geb. 26. Okt. 1837 zu Bücken (Provinz Hannover), ging 1853 zur See und
bestand 1859 die Untersteuermannsprüfung, 1861 die Obersteuermannsprüfung auf der Navigationsschule zu Bremen, machte dann bis
1866 verschiedene Reisen, und besuchte, um sich zum Navigationslehrer vorzubereiten, das Polytechnikum zu Hannover und 1867 die
Universität zu Göttingen. 1868 übernahm er im Auftrage Petermanns das Kommando der ersten deutschen Nordfahrt, von welcher er im
Herbst zurückkehrte. Hierauf beendete er in Göttingen seine Studien und schrieb: «Die erste deutsche Nordpolar-Expedition 1868»
(Ergänzungsheft Nr. 28 zu Petermanns «Mitteilungen», Gotha 1871). K. übernahm 1869 das Kommando der zweiten deutschen Nordfahrt,
ging 1870 nach Hamburg, wurde 1871 erster Assistent an der Seewarte und bearbeitete in Berlin unter Doves Anleitung die meteorolog.
und hydrogr. Resultate der Expedition («Die zweite deutsche Nordpolarfahrt», 2 Bde., Lpz. 1873–74; Volksausgabe 1883). Bei Gründung
der Seewarte für das Deutsche Reich 1875 wurde K. Vorsteher der zweiten Abteilung. 1889 wurde er Admiralitätsrat. Seine
wissenschaftlichen Arbeiten sind in den «Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie» (Berlin) und in den Publikationen der
Seewarte veröffentlicht.
Kolding, Stadt im dän. Amt Veile in Jütland, 22 km südwestlich von Fredericia, am
Koldingfjord, einer 10 km langen Bucht des Kleinen Belt, in welche hier die
Kolding-Aa mündet, und an der Linie Vamdrup-Frederikshavn der Jütländ. Bahnen, hat (1890)
9657 E., lebhaften Handel und guten Hafen. 1891 liefen 672 Schiffe ein. Ausgeführt wurden: Därme, Schmalz und Lumpen, eingeführt:
Roggen, Kleie, Ölkuchen, Zucker, Sirup, Kaffee u. s. w. An der Nordseite liegen die großartigen Reste des 1808 abgebrannten Schlosses
Koldinghus, das 1248 angelegt, im 16. und 17. Jahrh. erweitert wurde und häufig Residenz der dän. Könige war. Hier wurden 23. April
1849 etwa 18000 Dänen von 14000 Schleswig-Holsteinern unter General von Bonin nach einem siegreichen Gefecht zum Rückzug
gezwungen.
Kolea (frz. Koléa), Stadt im algerischen Depart. Algier, in der fruchtbaren
Metidscha-Ebene, zwischen Bäumen und Gärten unweit der Küste herrlich gelegen, hat (1891) 4988 E., großenteils Europäer, auch
Mauren andal. Abkunft. In der Nähe auf einem Hügel befindet sich ein kolossales Grabdenkmal, Kobr er-Rumia, d. h. das Grab der
Christin (33 m hoch), das Mausoleum einer Königsfamilie des Altertums.
Kolěda, russ. Koljada (slaw., vom lat.
Calendae), christl. Ersatz des heidn. Festes der Wintersonnenwende bei den Slawen, wird noch
gegenwärtig dadurch gefeiert, daß die Kinder in der Zeit von Weihnachten bis Epiphanias in den Dörfern herumziehen und Lieder singen,
die auch K. heißen, wofür sie Geschenke, meist Backwerk erhalten.
Kolettis, Johannes, neugriech. Staatsmann, geb. 1788 zu Syrrako in Epirus, studierte in Italien Medizin und
wurde späterhin Arzt am Hofe des Ali Pascha von Jannina. Frühzeitig in die Hetärie (s. d.) eingetreten, war K. 1821 der
erste, der in seiner Vaterstadt die Fahne des Aufstandes erhob; doch ↔ begab er sich bald nach dem Peloponnes und
nahm thätigen Anteil am Befreiungskampfe. Besonders zeichnete er sich aus durch seinen Sieg über die Türken bei Karystos, doch war er
hauptsächlich politisch thätig. Er wurde zuerst zum Kriegsminister und 7. Dez. 1823 zum Mitglied des sog. Vollziehungsrats ernannt. Nach
der Wahl Kapodistrias’ zum Präsidenten Griechenlands (1827) wurde K. Mitglied des Panhellenion (s. d.) und nach
der Ermordung des Präsidenten (9. Okt. 1831) Mitglied der provisorischen Regierungskommission, dann auch in die
Siebener-Kommission gewählt, die bis zur Ankunft der bayr. Regenten die Regierung Griechenlands führte. K. wurde vom König Otto
1833 zum Minister des Innern und zum Präsidenten des Kabinetts ernannt und ging 1835 als Gesandter nach Paris, wo er als der Führer
der franzosenfreundlichen Partei in Griechenland zu Guizot und König Ludwig Philipp in die engsten Beziehungen trat. Nach achtjähriger
Thätigkeit in Paris riefen ihn die Ereignisse von 1843
(s. Griechenland, Bd. 8, S. 337 b) nach Athen zurück,
in deren Folge er an die Spitze des Ministeriums des Äußern und des 18. Aug. 1844 gebildeten Ministerrats gelangte. In letzterer Stellung
hielt er sich bis zu seinem Tod 13. Sept. 1847. – Vgl. Eliopulos, Ἰωάννης Κωλέττης (Athen 1890).
Kolga, der 191. Planetoid.
Kolgújew, auch Kalgujew, Insel im Nördlichen Eismeer,
zum russ. Gouvernement Archangelsk gehörig, hat 3495,5 qkm, Seevögel, Guano, Pelztiere. Sie ist
unbewohnt. Versuche von Kolonisation im 18. Jahrh. sind fehlgeschlagen.
Kolh, Name eines wilden Volks in Indien (Tschhutiyā Nāgpur), eigentlich Spottname («Schweinetöter») des
Volks der Mundārî. (S. Kolarier.)
Kolĭbri (Trochilidae), eine Familie meist sehr kleiner, zu den
Langhändern (s. d.) gehöriger Vögel, welche seit der Entdeckung Amerikas, ihres
ausschließlichen Vaterlandes, stets Gegenstand allgemeiner Bewunderung blieben wegen ihrer Kleinheit, besonders wegen der Pracht
und des Glanzes der Farben, mit denen vorzugsweise Stirn, Hals und Brust geschmückt sind. Ihr Schnabel ist meist länger als der Kopf,
gerade oder gebogen und röhrenförmig, indem der Oberkiefer mit seinen Rändern den Unterkiefer umfaßt. Die sehr lange und vorn in zwei
fadenförmige Spitzen gespaltene Zunge kann, wie beim Specht, mit großer Kraft hervorgeschnellt werden, und die sehr langen,
zugespitzten, schmalen Flügel machen das schnellste Durchschneiden der Luft in gerader Linie möglich. Die Füße sind sehr klein, aber
die Zehen mit langen, stark gekrümmten, scharfen Krallen bewaffnet. Die K. schießen mit solcher Schnelligkeit dahin, daß sie nur das
summende Geräusch ihrer Flügel und das im Sonnenschein funkenartig erglänzende Gefieder auf einen Augenblick erkennbar macht. Man
kennt bereits über 400 Arten mit Sicherheit, von denen eine die Länge von 20 cm erreicht, alle übrigen aber bedeutend kleiner sind. Am
kleinsten ist der Fliegenvogel oder Mückenvogel
(Trochilus minimus Swains.), der nur 35 mm lang und
1,2 g schwer ist. Eine andere sehr kleine Art aus Mexiko und Kalifornien ist
Calypte Annae Lesson. Nicht alle K. sind tropisch. Der
gemeine oder nordische K.
(Trochilus colubris L., s. Tafel:
Kolibris, Fig. 5) kommt im Sommer in Canada vor,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 489.
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