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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kolieren; Kolik; Kōlikōdu; Kolima; Kolin

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Kolieren - Kolin

und King beobachtete zahlreiche K. zwischen Schneegestöber, welches nicht selten die Sommertage des rauhen Feuerlandes unterbricht. Beim Adlerschnabel (Eutoxeres aquila Bourcier, Fig. 1) ist der Schnabel nach unten, beim verkehrtschnäbeligen K. (Trochilus recurvirostris Sws.) nach oben gebogen. Der Kupferbauch (Trochilus cupreoventris Fras.) hat weiße Höschen. Von Arten, deren Männchen besondern Federschmuck zeigen, verdienen erwähnt zu werden der Blauschwanzkolibri (Cynanthus cyanurus Gould, Fig. 2). Eine prachtvolle Kehlbefiederung zeigt der Moschuskolibri (Chrysolampis moschitus L., Fig. 3), ebenso der Strahlkolibri (Eulampis jugularis L., Fig. 4). Auch der Topaskolibri (Topaza pella L., Fig. 6) ist durch eine goldig leuchtende Kehle und zwei verlängerte Schwanzfedern ausgezeichnet. Eine reizende Art ist die kleine gehaubte Prachtelfe (Lophornis magnificus Vielliot, Fig. 7). Weniger durch Farbenpracht als durch die stattliche Haube und den Federbart fällt der Helmkolibri (Oxypogon Lindeni Gould, Fig. 8) und durch seinen langen Schnabel, der Schwertschnabel (Docimastes ensifer Boiss., Fig. 9) auf. Die Nester der K. sind sehr sorgfältig aus Pflanzenwolle, den Fruchtkernen der Kompositen u. dgl. verfertigt und außen mit Stückchen von Baumflechten und Moos tapeziert. Die Eier, ausnahmslos zwei in einem Neste, sind allerdings bei dem Fliegenvogel nur erbsengroß, sonst aber nicht so gar klein und zuweilen bis 1,6 cm lang. – Abgebildet sind viele Arten in dem Prachtwerke von Lesson: «Histoire naturelle des colibris» (Par. 1830). Vgl. noch Gould, A monograph of the Trochilidae (5 Bde., Lond. 1850‒59), und Mulsant und Verreaux, Histoire naturelle des oiseaux-mouches ou colibris (4 Bde., Lyon 1876).

Kolieren (lat.), durchseihen; Kolatūr, durchgeseihte Flüssigkeit; Kolatorĭum, zum Durchseihen dienendes Zeug.

Kolik (grch., von kōlon, der Grimmdarm) oder Enteralgie (von énteron, Darm, und álgos, Schmerz), Bauchgrimmen, Bauchkneipen, Leib- oder Darmschmerz, im weitern Sinne alle schmerzhaften Affektionen der Gedärme, im engern aber nur diejenigen Schmerzzufälle im Unterleibe, die auf einer Hyperästhesie, d. h. übermäßigen Empfindlichkeit der Darmnerven beruhen; man kann diese Form des Darmschmerzes deshalb auch als eine Neurose im Gebiet des sog. Darmnervengeflechts (Plexus mesentericus) bezeichnen. Am häufigsten entsteht die K. durch Austreibungen des Darms, z. B. durch Gase (Windkolik, colica flatulenta), wenn Speisereste im Darm in Gärung und Fäulnis übergehen. Würmer sowie stagnierende Kotmassen oder fremde Körper (Kirschkerne u. dgl.) im Darmkanal können gleichfalls K. hervorbringen. Der Genuß von unreifem Obst und andern unverdaulichen Substanzen ruft gleichfalls die K. hervor. Mit großer Regelmäßigkeit tritt die sog. Bleikolik nach Bleivergiftungen (s. d.) auf. Ebenso treten bei manchen Störungen des Nervensystems, besonders bei Hysterie und Hypochondrie, häufig Kolikanfälle nach Gemütsbewegungen oder übermäßigen Geistesanstrengungen ein.

Die K. charakterisiert sich durch einen anfallsweise auftretenden, heftig kneipenden Schmerz in der Nabelgegend, gegen welchen der Kranke im Wechsel der Lage, durch Drücken, Reiben und Kneten des Bauchs Erleichterung sucht. Der Schmerz ist oft so heftig, daß die ganze Haltung des Kranken ihn erkennen läßt, Hände, Gesicht und Füße werden kalt, es tritt selbst Übelkeit und Erbrechen, Harndrang und Harnzwang ein, bis unter plötzlichem Aufstoßen oder Abgang der Blähungen, wohl auch unter Stuhlentleerung Erleichterung oder völliges Aufhören der Schmerzen erfolgt. Beseitigt wird die K. am besten durch eröffnende Mittel (warme Klystiere, Rhabarber, Ricinusöl), unter Umständen durch Opium; auch erweisen sich warme Getränke (Kamillen-, Baldrian-, Pfefferminzthee u. dgl.) und warme Umschläge auf den Leib während der Anfälle nützlich. Bei sehr heftigen Kolikschmerzen leistet eine subkutane Morphiumeinspritzung treffliche Dienste.

Man spricht auch von Nieren- und Gallenkolik. Dies sind in ihren Erscheinungen ebenso heftige Schmerzanfälle wie die eigentliche K., welche entstehen, wenn Steine durch die Harn- oder Gallenwege getrieben werden; die Behandlung ist auch hier eine wesentlich symptomatische. (S. Harnsteine, Bd. 8, S. 829 a, und Gallensteine, Bd. 7, S. 489 b.) Über die sog. Menstrualkolik, heftige Schmerzen vor und bei dem Eintritt der Menstruation, s. Dysmenorrhöe (Bd. 5, S. 656 a).

Unter den Haustieren wird hauptsächlich das Pferd von K. heimgesucht. Man trennt die K. beim Pferde und Rinde in zwei Gruppen: Verdauungskoliken und Harnkoliken. 1) Zu den Verdauungskoliken gehört a. die Verstopfungskolik; diese entsteht, wenn das Darmlumen durch angehäufte Kotmassen oder durch Darmsteine oder durch Würmer (Wurmkolik) oder durch eine Knickung oder Umdrehung eines Darmabschnitts (Darmverschlingung) verlegt ist. b. Die Krampfkolik, die durch Erkältung herbeigeführt wird und in einer krampfartigen Zusammenziehung des ganzen Darms besteht. Bei dieser K. empfinden die Tiere die größten Schmerzen. c. Die Windkolik ist ausgezeichnet durch starke Auftreibung des Hinterleibes durch Gase infolge abnormer Fütterung oder einer Verdauungsstörung. 2) Die Harnkolik, Harnverhaltung. Sie kann verursacht sein durch einen Krampf der Harnblase oder durch einen Harnstein in der Ausmündung der Harnblase oder Harnröhre. Letztere Form kommt besonders oft bei den Ochsen vor und führt häufig durch Blasenzerreißung zum Tode, wenn nicht durch sachverständige Hilfe der Stein entfernt wird. Die Behandlung der K. ist je nach der Art derselben verschieden. Es giebt kein Universalmittel gegen K. und es ist daher vor den vielfach angepriesenen Kolikpulvern eindringlich zu warnen. Die Behandlung muß dem Tierarzte vorbehalten bleiben; bis zum Eintreffen desselben können aber Frottierungen der Bauchwände mit Kampferspiritus und Terpentinöl (1:15) vorgenommen werden, ebenso, wenn es sich um eine Verdauungskolik handelt, Klystiere von reinem Wasser mittels des Klystierschlauches.

Kōlikōdu, Kōlikōtta, s. Calicut.

Kolima, Fluß in Sibirien, s. Kolyma.

Kolin. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 489,31 qkm und (1890) 68491 (32991 männl., 35500 weibl.) czech. E., 85 Gemeinden mit 122 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke K. und Kauřim. – 2) K., auch Kollin oder Neu-Kolin, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, in 225 m Höhe, an der Elbe und den Linien Wien-Prag-Bodenbach der Österr.-Ungar. Staatsbahn und Wien-Tetschen der Österr. Nordwestbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (239,96 qkm, 38324 czech. E.), hat

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