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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Komparse - Kompaß
comMrere) vor Gericht erscheinen, sich dort stellen;
Komparint, ein vor Gericht Erschienener; Kom-
parenz, Komparition, Erscheinen vor Gericht.
Komparse (ital.), stumme Person (auf der
Bühne); früher hießen so die Ritter beim Karussell-
reiten (s. Karussell); Komparserie, das Arrange-
ment und Auftreten der K. auf der Bühne. Man
unterscheidet vom K., der nur bei Gruppierungen,
Märschen, Zügen verwendet wird, den Statisten,
der sich durch stummes Spiel an der Handlung be-
teiligt, auch mitspricht.
Kompaß sital. coiuMZZo), ein nautisches In-
strument, dessen sich der Seemann bedient, um auf
hoher See eine bestimmte Richtung innezuhalten.
Es ist bisher nicht mit Sicherheit aufgeklärt wor-
den, ob der K. eine europ. oder orient. Erfindung
ist. Die älteste europ. Kunde von der Verwendung
her Nichttraft der Magnetnadel stammt von Are
Frode aus Norwegen, der sein "1^nänNmkd0k"ums
Ende des 11. Jahrh, schrieb. Der provencalische
Troubadour Hugues de Bercy (auch Guyot d'e Pro-
vins genannt) beschreibt 1190 in dem satir. Gedicht
"1^3. Zidi6" eine auf Wasser schwimmende, als K.
benutzte Magnetnadel wie eine allbekannte Sache.
Im Orient giebt zuerst der Maure Va'üak 1242
Kunde von der Wasserbussole. Im chines. Seewesen
kann der Gebrauch des K. erst 1297 n. Chr. mit Be-
stimmtheit nachgewiesen werden. Der eigentliche
Schiffskompaß wurde erst zu Anfang des 14. Jahrh,
und zwar wahrscheinlich von Flavio Gioja (um
1302, aus Amalsi) erfunden. In einem von Libri
entdeckten handschriftlichen Kommentar zur "Divina
Oonim6(1i3." wird der K. in seiner heutigen Form:
Dünne Papierrose mit Magnet, die auf einem Stist
sich dreht, zuerst erwähnt. Zu Columbus' Zeit hatten
die Kompaßrosen noch kleinen Durchmesser und be-
fanden sich in einer hölzernen Büchse. Die Magnete
waren häusig verschiebbar unter der Windrose an-
gebracht, sodaß man den Fehler der Mißweisung
unmittelbar am K. verbessern konnte. Das gab man
später auf, als man erkannte, daß die Mißweisung
auf der Erdoberfläche sehr veränderlich ist. Im
l.5. und 16. Jahrh, wurde der K. außer zur Nich-
tungsbestimmung auch zur Berechnung des Hoch-
und Niedrigwassers benutzt. Man peilte dazu den
Mond mit einem sog. Aquinoktialkompaß.
Der Einrichtung des K. liegt die Thatsache zu
Grunde, daß eine in einem passenden Gehäuse
auf einem Stifte frei fpielende Magnetnadel sich
so richtet, daß das eine Ende nach Norden, das an-
dere nach Süden zeigt (Deklinationsbussole).
Im allgemeinen besteht jeder K. aus einer Wind-
rose (s. d.), unter der ein System von 2 bis 8 kleinen
Magneten symmetrisch zum Mittelpunkt der Rose
befestigt ist. In der Mitte der Rose ist ein Hütchen
angebracht, das einen ausgehöhlten Edelstein (Beryll
oder Rubin) enthält. Die Rose wird eingesetzt in den
messingenen Kompaßkessel, der durch einen Ge-
hängerina. "cardanisch" aufgehängt ist und somit
infolge seiner Vodenbelastung bei den Bewegungen
des Schiffs in horizontalerLage bleibt. In der Mitte
des Kessels ist eine sorgfältig zugespitzte stählerne
Pinne eingeschraubt, auf deren Spitze die Kompaß-
rose, und zwar mit der Höhlung des Steins, auf-
gesetzt wird. Alsdann wird der Kompaßkessel durch
einen Glasdeckel geschlossen; durch einen an der
Innenwand des Kessels angebrachten sog. "Steuer-
strich" ist man im stände, die jeweilige Stellung der
Nose zur Kielrichtung des Schiffs zu erkennen. Der
Artikel, die man unter K verm
Kompaßkessel wird nämlich so auf seinem Stativ
befestigt, daß der Strich der Windrose, der am
Steuerstrich "anliegt", unmittelbar den Kurs ergiebt.
Um den Rosen möglichst lange die Einstellungs-
fähigkeit zu bewahren, hat man sie neuerdings mög-
lichst leicht konstruiert. Sir William Thomsons Rose
besteht aus einem Aluminiumring, der durch Seiden-
fäden mit dem Hütchen verbunden ist, und aus
einem System von 8 feinen, in Seidenfäden hän-
genden Magnetnadeln; die ganze Rofe wiegt nur
14 F und hat dabei ein magnetifches Moment von
2^ Mill. Gaußscher Einheiten. Andererseits hat
man, um den Rosen mehr Ruhe bei den Erschütte-
rungen der Schiffe durch Seegang und Maschinen-
gang zu geben, die Kompaßkessel mit einer Flüssig-
keit, Spiritus oder Glycerin, gefüllt; die Rosen dieser
sog. Fluid- oder Schwimmkompasse liegen in
der Flüssigkeit und sind mit einer Luftkapsel ver-
sehen, wodurch das Gewicht, mit dem sie auf die
Pinne drücken, bedeutend verringert wird. In der
deutschen Marine sind diese Fluidkompasse allgemein
eingeführt und haben alle ältern Konstruktionen ver-
drängt; in der Handelsmarine finden sie allmählich
Anklang. Die Azimutkompasse unterscheidet
man ihrem Zweck nach alsPeil - oder R e g e l k o m -
passe, die besonders sorgfältig gearbeitet sind; auf
dem Deckel des Kessels ist zum Peilen eine Peilscheibe
angebracht; sie werden gewöhnlich auf der Kom-
mandobrücke oder auf dem Kartenhause aufgestellt,
um freien Raum zum Peilen zu gewähren. Auch
müssen sie mindestens 4 m von jeder größern Eisen-
masse entfernt sein, damit die Deviation (s. d.) dieser
wichtigsten K. möglichst gering und gleichmäßig sei.
Außer diesen K. muß jedes Schiff mit mehrern
Steuerkompassen versehen sein, die, vor oder
neben dem Ruder aufgestellt, von den Nudergästen
zum Innehalten des Kurses benutzt werden, nach-
dem das Schiff durch den wachhabenden Offizier
nach dem Peilkompaß auf den richtigen Kurs ge-
bracht ist. Während die genannten K. einen Rosen-
durchmesser von 20 bis 25 cm haben, sind für die
Schiffsboote kleinere Fluidkompasse als sog. Voots-
kompasse in Gebrauch. Die K. sind auf einem
etwa 1 m hohen Stativ aufgestellt und werden zum
Schutze gegen die Witterung mit einer Kappe aus
Messing, dem sog. Nachthaus überdeckt. (S. Tafel:
Nautische Instrumente und Sturmsignale,
Fig. 1.) Das Nachthaus kann durch 2 Laternen er-
leuchtet werden. Bei Tage lassen die Glasfenster
das Licht auf die Nofe fallen. Einen eigentümlichen,
sehr praktischen K. hat 1890 Professor Oi-. P. I.
Kaiser in Leiden ersunden. Die Magnetlamellen
sind im Rande der Rose befestigt; die Rose besteht
aus ganz dünnem Stoff. Diese Rose hat folgende
Vorteile: 1) große Leichtigkeit, also geringe Reibung
auf der Pinne; 2) großes Trägheitsmoment, weil
alle Gewichte am Rande des Systems sind, daher
große Ruhe der Rose in See bei den Schiffsbewe-
gungen; 3) großes magnetisches Moment im Ver-
hältnis zum Gewichte der Rose, also gute Nichttraft.
Multiplitatorkompasse, wie sie von Peichl in
Trieft und Nsrholm in Kopenhagen erfunden wor-
den sind, haben sich nur wenig bewährt; bei ihnen
foll durch einen um oder unter den K. gelegten
Kranz kurzer weicher Eisenstäbe die Richtkrast des
K. (durch die momentane Induktion des Erd-
magnetismus in den Eisenstäben) verstärkt werden.
Aber diese Eisenstäbe nehmen mit der Zeit festen
Magnetismus auf und wirken dann störend aus
ißt, sind unter C aufzusuchen. Z4*