Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

672

Kraftvermittler - Kragentaube

jenigen aller andern Systeme übertrifft, sodaß sie namentlich zur Ausnutzung großer Wasserkräfte berufen ist, wofür das großartigste Beispiel die Niagarafälle bieten, von denen 50000 Pferdestärken mittels Turbinen und Dynamomaschinen in elektrischen Strom verwandelt und auf weite Entfernungen fortgeleitet werden können. Die Anlage wurde im Jan. 1894 probeweise in Betrieb gesetzt. (S. Niagara.) Da ferner die Elektromotoren als Kraftmaschinen ein fast unbegrenztes Anwendungsgebiet haben und wegen ihres einfachen Betriebes (geringe Wartung und geringe Reparatur) beliebt sind, so ist die elektrische K. auch für geringe Entfernungen in hohem Maße geeignet, so z. B. für Krananlagen, bei denen noch eine besondere Kraftersparnis möglich ist (s. Kran, S. 682 b). In Fabriken und Werkstätten ist ein Betrieb der Arbeitsmaschinen durch Elektromotoren aus mehrern Gründen vorteilhaft. Zunächst fällt die lärmende, großen Raum beanspruchende und auch teure Transmission weg, und an deren Stelle treten dünne, leicht verlegbare Leitungsdrähte. Sodann wird beim Betrieb von Werkzeugmaschinen, die oft eine Zeit lang stillstehen, bedeutend an Kraft gespart, da das Leerlaufen ganzer Wellenstränge wegfällt. Dazu kommt der Umstand, daß größere Anlagen ohnehin schon elektrische Beleuchtung, also auch Dynamomaschinen in Betrieb haben und daß dann bei hinzukommendem elektrischem Betrieb der Arbeitsmaschinen eine gleichmäßigere Beschäftigung der Dynamomaschinen, event. Wegfall der teuren Accumulatoren eintritt. Auch für Straßenbahnen erweist sich die elektrische K. vorteilhaft. Die für diesen Zweck errichteten Centralen haben dieselbe Einrichtung wie die Elektricitätswerke für elektrische Lichtanlagen. Weitere Einzelheiten über K. s. Druckluftanlage, Elektricitätswerke, Elektrische Kraftübertragung, Kleinmotoren, Straßenbahnen. – Vgl. Riedler, Studien über Kraftverteilung, in der «Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure», 1892 und 1893.

Kraftvermittler, s. Krafteinschalter.

Kraftverteilung, s. Kraftübertragung.

Kraftwurzel, soviel wie Ginsengwurzel.

Kraftziehpressen, s. Blechbearbeitung (Bd. 3, S. 105 b).

Kragen, Bekleidungsstück des Halses, traten gleichzeitig mit den vergrößerten Halskrausen (s. d.) in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. auf. Sie waren meist aus feinen Spitzen gefertigt, die nicht selten mehrfach aufeinander lagen. Wie die Krösen standen sie teils wagerecht hinaus, teils gingen sie hinter dem Kopfe in die Höhe. Die von runder Form (Mühlsteinkragen; s. Tafel: Kostüme Ⅲ, Fig. 5 u. 6) wurden von Mann und Frau gleichmäßig getragen. Als die Damen anfingen, ihre Kleider wieder auszuschneiden, folgten die K. dem Brustausschnitt und gingen sich fortsetzend vom Rücken aus, durch Draht gehalten, schwungvoll in die Höhe. In bürgerlichen Kreisen kamen gegen das Ende des 16. Jahrh. Umlegekragen, namentlich bei Herren, in die Mode, die von glatter feiner Leinwand, hier und da auch mit Spitzen besetzt waren. Doch herrschte noch im Dreißigjährigen Kriege eine große Mannigfaltigkeit hinsichtlich der K. Auf gleichzeitigen Bildnissen trägt Tilly eine Kröse, Wallenstein einen glatten sehr breiten Umlegekragen, Bernhard von Sachsen-Weimar und Gustav Adolf ebensolche mit Spitzen besetzt (s. Tafel: Kostüme Ⅳ, Fig. 1), Pappenheim gleichfalls einen solchen, aber ausgezackt u. s. w. Dieselbe Mannigfaltigkeit ist auch bei den Damen zu beobachten. Doch machte der glatte K. im 17. Jahrh. immer größere Fortschritte, verdrängte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. die übrigen K., kam aber selbst, nachdem er vorher auf der Brust noch verlängert worden war, noch in demselben Jahrhundert aus der Mode. Überreste dieser letztern Art von K. bilden die Bäffchen des Ornats der prot. Geistlichen. Die Umlegekragen kamen in den zwanziger Jahren unsers Jahrhunderts wieder zu Ehren, wo sie einen Bestandteil der «altdeutschen» Tracht der Burschenschafter bildeten; doch kehrten diese K. wieder zum Hemd zurück und bilden keinen selbständigen Toilettengegenstand mehr.

Kragenbär, s. Bär (Raubtier).

Krageneidechse oder Krauseneidechse (Chlamydosaurus Kingii Gray), eine über 1 m lange, gelbe, schwarzgefleckte, zu den Agamen (s. d.) gehörige Eidechse Australiens, die um den Hals einen breiten, von Knorpelstücken gestützten Hautsaum besitzt, den sie aufrichten und ganz über den Kopf wegschlagen kann.

Kragenfaultier (Bradypus torquatus Olfers), eine Art der Faultiere (s. d.) mit kohlschwarzer Binde über Nacken, Hals und Schultern.

Kragengeier (Vultur occipitalis Burchell), eine fast ganz Afrika bewohnende Art der Geier (s. d.), die am Anfang des mit weißem Flaum bedeckten Halses eine Krause größerer Federn hat. In die Gefangenschaft gelangt der K. seltener, sein Preis, 350 M., ist daher hoch. In Bezug auf Haltung und Ausdauern gilt von ihm dasselbe wie von allen Geiern, und im Winter verlangt er warmen Raum.

Kragen-Laubenvögel (Chlamydodera) oder Kragenvögel, eine aus 4 Arten bestehende Gattung der Paradiesvögel (s. d.), die Nord- und Ostaustralien bewohnt und noch größere, künstlichere und reicher geschmückte Lauben verfertigt als die eigentlichen Laubenvögel (s. d.). Die bekannteste Art (Chlamydodera maculata Gould) ist 28 cm lang, wovon 12 cm auf den Schwanz entfallen, heller und dunkler braun und mit einem Halskragen seidenartiger, violettrotglänzender Federn versehen.

Kragennatter, s. Ringelnatter.

Kragentaube (Caloenas nicobarica L., s. nachstehende Abbildung), Mähnentaube, eine 36 cm lange Taube von schwarzer, grün und blau metallisch glänzender Farbe. Die grünen Federn des Halses sind verlängert und bilden einen Kragen. Sie findet sich von den Nikobaren und Philippinen bis Neuguinea und nistet auf dem Boden, wo sie auch ihre

^[Abb.]

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]