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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kreuz (eisernes) – Kreuzbrunnen

plastischen Schmuck an verschiedenen Stellen der Kirchen. Namentlich richtete man es meist zwischen Maria und Johannes auf einem Balken auf, der über dem Thor hingespannt war. Das spätere Mittelalter schuf sog. Ölberge, Darstellungen des Leidensganges Christi in realistischer Kunstweise, oder Kalvarienberge (s. d. und Kreuzweg). Das ganze Mittelalter hindurch, ja teilweise bis auf die Gegenwart herab, hat man dem K. geheime Kräfte zugeschrieben, so bei der Kreuzprobe oder dem Kreuzgericht beim Gottesurteil (s. d.), und es als ein Schutzmittel gegen böse Geister betrachtet; daher das Zeichen des K. über manchen Haus- und Stallthüren der Landleute, das zu Walpurgis erneuert wird. Noch heute werden einzelne K. und Crucifixe an Straßenübergängen, zum Schutz der Felder, als Zeichen für stattgehabte Unglücksfälle (Marterkreuze, Marterln) oder als Sühne für Sünden in kath. Ländern aufgestellt. Das K. dient übrigens auch den heidn. Völkern der Alten wie der Neuen Welt in den verschiedensten Formen zur Darstellung von Naturkräften und Sinnbildern des Götzendienstes.

In der Kunst, besonders in der Heraldik, sind die am häufigsten vorkommenden Formen des K.: das griechische K. mit vier gleich langen Armen (Fig. 1); das lateinische K. oder Passionskreuz (crux immissa), dessen unterer Arm, der Kreuzesstamm, länger ist als die drei andern Arme (Fig. 2); das Andreaskreuz oder Schrägkreuz, das mit vier gleichlangen Armen schräg liegt (Fig. 3); das Antoniuskreuz (crux commissa), ein lateinisches K. ohne Oberarm (Fig. 4); das Gabelkreuz oder Schächerkreuz mit zwei im rechten Winkel zusammenstoßenden Oberarmen (Fig. 5); das Henkelkreuz, ein oben mit einem Henkel oder Ohr versehenes Antoniuskreuz (Fig. 6); das Ankerkreuz, dessen vier Arme in je zwei auswärts gebogene Enden auslaufen (Fig. 7); das Kleeblattkreuz, dessen vier Arme kleeblattförmig endigen (Fig. 8); das Krückenkreuz, ein griechisches K. mit Krücken (Fig. 9); das Wiederkreuz, dessen vier Arme an den Enden gleichfalls ein K. bilden (Fig. 10); das lothringische K. mit zwei gleichlangen parallelen Querbalken (Fig. 11); das päpstliche K. mit drei parallelen, nach oben kürzer werdenden Querbalken (Fig. 12); das Kardinalkreuz oder Patriarchenkreuz mit zwei parallelen, kleeblattförmig endenden Querbalken, von denen der obere der kürzere (Fig. 13); das Johanniterkreuz oder Malteserkreuz, dessen breit endigende vier Arme an den Enden stumpfwinklig ausgeschnitten sind (Fig. 14). – Vgl. Stockbauer, Kunstgeschichte des K. (Schaffh. 1870); Biedermann, Die K. in der Heraldik (im «Jahrbuch des heraldisch-genealog. Vereins Adler», Wien 1874); Zöckler, Das K. Christi (Gütersloh 1875); E. von Bunsen, Das Symbol des K. bei allen Nationen (Berl. 1876); Fulda, Das K. und die Kreuzigung (Bresl. 1878).

^[Abb. Fig. 1.]

^[Abb. Fig. 2.]

^[Abb. Fig. 3.]

^[Abb. Fig. 4.]

^[Abb. Fig. 5.]

^[Abb. Fig. 6.]

^[Abb. Fig. 7.]

^[Abb. Fig. 8.]

^[Abb. Fig. 9.]

^[Abb. Fig. 10.]

^[Abb. Fig. 11.]

^[Abb. Fig. 12.]

^[Abb. Fig. 13.]

^[Abb. Fig. 14.]

Kreuz, eisernes, Orden, s. Eisernes Kreuz.

Kreuz, Körperteil, s. Kreuzgegend.

Kreuz, südliches, Sternbild, s. Südliches Kreuz.

Kreuz, in der Musik das Zeichen (♯) der chromatischen Erhöhung eines Tons.

Kreuz, Bahnhof im Kreis Filehne des preuß. Reg.-Bez. Bromberg, zur Gemeinde Lukatz gehörig, an den Linien Berlin-K.-Königsberg-Eydtkuhnen und Stargard-Posen-Breslau der Preuß. Staatsbahnen, hat Post zweiter Klasse, Telegraph.

Kreuzbandsendungen, s. Drucksachensendungen.

Kreuzbeeren, s. Rhamnus.

Kreuzbein, s. Becken.

Kreuzberg, Hoher oder Heiliger, die höchste Erhebung der südl. Rhön (s. d.), südlich von Bischofsheim. Auf seinem kahlen Gipfel (930 m) steht ein Kreuz zur Erinnerung an das Kreuz, das der heil. Kilian 668 hier aufgepflanzt haben soll. 20 m unter dem Gipfel ist ein 1644 gegründetes Franziskanerkloster, ein berühmter auch wegen seines schönen Rundblicks viel besuchter Wallfahrtsort. – K. heißt auch ein Sandhügel im S. von Berlin (s. d., Bd. 2, S. 796 b) und ein Berg bei Endenich (s. d.).

Kreuzblech, eine Sorte Weißblech mittlerer Stärke.

Kreuzblümchen, s. Polygala.

Kreuzblume, die auf den Spitzen von Türmen, Giebeln (Wimperge) und Fialen von Bauwerken, namentlich Kirchen got. Stils, befindliche Bekrönung aus kreuzförmig gebildeten Blumen oder Blättern. An den Helmen der Haupttürme sind sie oft doppelt, d. h. zweifach übereinander ausgebildet und im Grundriß vierarmig, während sie an Giebeln bisweilen nur aus zwei Armen bestehen , weshalb man Helm- und Giebelkreuzblumen unterscheidet (s. vorstehende Figur).

^[Abb. Kreuzblume]

Kreuzblütler, s. Kruciferen.

Kreuzbock, ein Rehbock, bei dem das Gehörn (jede Stange) in Form eines Kreuzes gestaltet ist. Es sind dann das hintere und vordere Ende an der Stange ziemlich genau gegenständig. Fälschlicherweise nennt man vielfach jeden Sechserbock auch K. (S. Geweih, Bd. 7, S. 974 a.)

Kreuzbrunnen, s. Marienbad.