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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kronos - Kronstadt (in Ungarn)
Smäland und des südl. Abfalls des Hochlandes,
hat 9949 ykiu, darunter 1026 qkm Gewässer, mit
s1892) 158836 E., d. i. 16 auf 1 hkui. 9 Proz.
sind Ackerland, 13 Proz. Wiesen und 27 Proz.
Wälder, das übrige unfruchtbarer Boden, tzaupt-
crwerbszweige sind Ackerbau, Viehzucht und Wald-
wirtschaft. Durch die Südstaatsbahn und mehrere
Privatbahnen, zusammen 298 km, ist das Län mit
Verkehrsmitteln gut ausgestattet. Einzige Stadt
und Hauptort ist Wexiö.
Kronos, nach griech. Sage der jüngste Sohn
des Uranos und der Gaia, einer der Titanen. Nach-
dem er seinen Vater entmannt und vom Throne ge-
stürzt hatte, vermählte er sich mit seiner Schwester
Rhea, welche ihm die Hestia, Demeter und Hera,
den Hades, Poseidon und Zeus gebar. Unter seiner
Herrschaft war nach Hesiod das goldene Zeitalter.
Da ihm geweissagt worden war, daß er durch eins
seiner Kinder der Herrschaft werde beraubt werden,
verschlang er sie alle gleich nach der Geburt; aber
Rhea wußte den jüngsten, den Zeus, seinen Nach-
stellungen zu entziehen, indem sie ihm einen in
Windeln gewickelten Stein statt des Neugeborenen
zu verschlingen gab (dargestellt auf einem Marmor-
altar aus Älbano auf dem Kapitol). Als der Knabe
herangewachsen war, wurde K., nachdem er die ver-
fchlungenen Kinder wieder ausgespieen, von ihm
entthront und mit den übrigen Titanen in den
Tartaros geworfen. (S. Zeus.) Der Ansicht, daß
K. ein uralter griech. Erntegott sei (daher die Sichel
als Attribut), steht die ebensogut begründete Mei-
nung gegenüber, daß er ungriech. (vielleicht phöniz.)
Ursprungs und sein Kultus über Kreta nach Grie-
chenland gekommen sei. Die antike Kunst stellte
ihn gewöhnlich als ältern bärtigen Mann (dem
Zeus ähnlich), oft mit verhülltem Hinterhaupt, eine
Art Sichel in der Hand, dar. Die Nömer haben
ihn ihrem Saatgott Saturnus (s. d.) gleichgestellt.
Kronprinz, in denjenigen monarchischen Staa-
ten, deren Souverän den Titel Kaiser oder König
führt, offizielle Bezeichnung des präsumtiven Thron-
erben, wenn derselbe der Sohn oder (falls dieser
bereits verstorben) der Enkel des Throninhabers ist.
Die Gemahlin des K. heißt Kronprinzessin. In
Preußen erhält der präsumtive Thronfolger, wenn
er nicht der Sohn oder Enkel des Königs ist, den
Titel "Prinz von Preußen". Seit 18. Jan. 1871
führt der jedesmalige K. von Preußen zugleich den
Titel K. des Deutschen Reichs und hat als solcher
das Prädikat kaiserl. und königl. Hoheit. In Groß-
britannien führt der K. (?i-inc6li>0^1) zugleich stets
den Titel Prinz von Wales. Da in Großbritannien
auch die weibliche Linie successionsfähig ist, so erhält
auch die älteste Tochter des Königs bez. der (regie-
renden) Königin, wenn sie als das älteste Kind des
Throninhabers geboren ist, den Titel Kronprin-
zessin (?rwc638 KoM), aber niemals den einer
Prinzessin von Wales. Dies ist z. B. der Fall bei
der Prinzessin Victoria, Kaiserin Friedrich. (S.
auch Dauphin, Zarewitsch, Erbprinz.)
Kronprinzenkrone, Erbprinzenkrone,
meist der Großherzogskrone (s.d.) gleich, doch finden
auch Ausnahmen statt,- so führt der Deutsche Kron-
prinz die auf der Tafel: Kronen I, Fig. 5, der
Prinz von Wales die auf der Tafel: Kronen II,
Fig. 42 abgebildete Krone.
Kronprinz-Rudolf-Bahn, s Österreichisch-
Ungarische Eisenbahnen.
Kronprinzftiftung, s. Invalidenstiftungen.
Artikel, die man unter K verm
Kronrad, s. Zahnräder.
Kronrat, in Preußen eine Sitzung des Ge-
samtministeriums unter Vorsitz des Königs.
Kronsbeere, s. Vacciniun,..
Kronschnepfe, s. Brachvogel.
Kronstadt, ungar. Lra88ü, rumän. Vragiovii.
1) Komitat im Königreich Ungarn, grenzt im N. an
das Komitat Großkokel, im O. an Haromszek, im
S. an die Walachei (Rumänien), im W. an Fo-
garas, hat 1803,63 ykm, (1890) 86777 meist evang.
rumän. E. (26116 Ungarn, 27802 Deutsche), dar-
unter 31579 Griechisch-Orientalische und 9837 Rö-
misch-Katholische. Das Land ist im S. und W. ge-
birgig, indem die Transsylvanischen Alpen mit den
Hochgipfcln Bucsecs (2501 m), Baltin (1904 m) und
Csukas (1958 m) sowie das Persanergebirge (Zeid-
nerberg 1294 m) und der Geisterwald (Varhegy
1106 m) die an der Aluta und am Vurzenbach sich
ausbreitende Ebene (das sog. Burzenland, s. unten)
umfassen, welche sehr fruchtbar ist. Das Komitat
umfaßt außer der königl. Freistadt (Kronstadt) drei
Etuhlbezirke. - 2) Königl. Freistadt mit geord-
netem Magistrat, am Fuße der Transsylvanischen
Kochalpen, an den Linien Groß-
wardein-K.-Predeal, K.-Zernest
(28 kni), K.-Hosszusalu (16 km)
und K.Mzdi-Vasarhely (77 km)
der Ungar. Staatsbahnen, ist
Sitz derKomitatsbehörden,eines
Gerichtshofes, Bezirksgerichts,
infulierten Abtes, griechisch-
nichtunierten Erzpriesters sowie
der 31. Infanteriebrigade und
hat (1890) 30739 meist evang. E. (10441 Ungarn,
9578 Deutsche, 9758 Rumänen), darunter 8357 Rö-
misch-Katholische, 9733 Griechisch-Orientalische und
769 Israeliten, in Garnison ein Bataillon des 2. In-
fanterieregiments "Alexander I., Kaiser von Ruß-
land", zwei Bataillone des 82. Infanterieregiments
"Freiherr von Schönfeld" und das 34. Divisions-
Artillericregiment.
Erwähnenswerte Gebäude sind die evang.
Pfarr- oder Domkirche, 1385-1425 aus Quadern
im got. Stil erbaut, litt 1516 und 1534 durch Erd-
beben, 1689 durch einen großen Brand, weshalb sie
vom Volke die "schwarze Kirche" genannt wird, die
St. Bartholomäuskirche in Kreuzform, die älteste
Kirche der Stadt, das 1420 erbaute, 1770 im Barock-
stil renovierte Rathaus mit Turm, das 1545 er-
richtete Kaufhaus, das Zonterus-Gymnasium mit
Altertums- und Naturaliensammlung und der 1544
von Honterus gegründeten Bibliothek und die neue
evang. - sächs. Mädchenschule. Von Unterrichts-
anst alten bestehen ein kath., evang. und griech.-
orient.-rumän. Obergymnasium, eine Staats-Ober-
realschule, ein evang. Lehrerseminar, eine evang.
Unterrealschule, eine Saats- und städtische Gewerbe-
schule, Handelsakademie, Turnschule und höhere
Mädchenschule. K. ist die bedeutendste Handels-
und Fabrikstadt Siebenbürgens. Die hauptsäch-
lichsten Erzeugnisse des Gewerbfleißes sind Tuch,
Leder, Kerzen, Lederzeug, Schuhe, hölzerne Feld-
flaschen u. s. w. Auch bestehen ein Kupferhammer,
mehrere Petroleumraffinerien, eine Portlandcement-
fabrik, mehrere Tuchfabriken, Kunstmühlen u. s. w.
Es bestehen mehrere große Geldinstitute, so die all-
gemeine Sparkasse, die allgemeine Pensionsanstalt,
der Vorschußverein, eine Filiale der Österreichisch-
Ungarischen Bank, die Erste Eiebenbürger Bank
ißt, sind unter C aufzusuchen.