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Kufra – Kugelamarant
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kufische Schrift'
sprünglichen vielfach abweichenden verkünstelten, zuweilen verschnörkelten Gestaltung nur noch auf Münzen (die danach
Kufische Münzen genannt werden), Inschriften, Epitaphen und im allgemeinen zu monumentalen Zwecken u.a.m. als
Zierschrift gebraucht. – Vgl. Adler, Descriptio codicum quorundam cuficorum (Hamb. 1780); J. H. Möller,
Paläographische Beiträge aus den herzogl. Sammlungen in Gotha, Heft 1 (Eisleb. 1844); A. de Schio,
Due astrolabi in caratteri cufici occidentali (Vened. 1880), und die trefflichen Reproduktionen kufischer Schriftstücke in
der Publikation der Palaeographical Society in London («Oriental Series»), Lond.
1884). Über die alten kufischen Koranhandschriften vgl. Nöldeke, Geschichte des Korans (Gött. 1860).
Kufra oder Kufarah, Oasengruppe (17818 qkm) inmitten der Lybischen Wüste Nordafrikas
unter 25° nördl. Br., ringsum von 400 km breiten Dünengürteln umgeben, die die Oasen isolieren und vor türk. Occupation schützen. Jede der fünf Oasen hat
einen See oder einen Sumpf; Wasser ist in 1–3 m Tiefe zu finden. Der Hauptort Dschof liegt in der Oase Kebabo, wo die Mehrzahl der Bevölkerung wohnt. Die
Oasen gehören dem Orden der Senussi, aus der Oase Dscharabub im südl. Barka stammenden Fanatikern, welche den Islam zu reformieren trachten. – Vgl.
Rohlfs, Kufra (Lpz. 1881).
Kufstein. 1) Bezirkshauptmannschaft in Tirol, hat 1044,27
qkm und (1890) 31868 (15972 männl., 15896 weibl.) E., 35 Gemeinden mit 100 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke K. und Rattenberg. –
2) K. (Kopfstein), Stadt und ehemalige Festung nahe der bayr. Grenze, am Inn, an
den Linien K.-Innsbruck (73 km) der Österr. Südbahn und Rosenheim-K. (45 km) der Bayr. Staatsbahnen, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines
Bezirksgerichts (493,78 qkm,18654 E.), Steueramtes und einer Forstverwaltung, hat (1890) 2545, als Gemeinde 3767 E.,
Post, Telegraph; Fabrikation von hydraulischem Kalk und Portlandcement. Dicht über der Stadt am rechten Innufer auf schroffem Felsen die alte zum Teil in
Stein gehauene Bergfestung Geroldseck (606 m), welche nur einen Zugang hat, als österr. Staatsgefängnis bekannt
geworden ist und jetzt als Kaserne benutzt wird. Auf dem Friedhof ruht Friedrich List (s. d.). Die Festung wurde
1367 von den Bayern, 1504 von Kaiser Maximilian I. erobert, 1703 an die Bayern übergeben, die sie erst nach der Schlacht bei Höchstädt räumten, kam 1805
mit Tirol an Bayern und 1814 wieder an Österreich. Nahe bei K. in schöner Lage am Ausgang des malerischen Kiengrabens das Bad
Kienbergklamm.
Kuefstein, ein urkundlich seit dem 13. Jahrh. in Niederösterreich ansässiges Adelsgeschlecht, das in der Person des
Hans Georg 1602 den Freiherrenstand erlangte. Von seinen Söhnen war
Hans Jakob, der 1624 das Obersterblandsilberkämmereramt in Österreich ob und unter der Enns für die Familie erhielt,
der Stammvater der noch blühenden Greillensteiner Linie, während Hans Ludwig
die oberösterreichische (1750 erloschene) Linie stiftete, als Mitglied der evang.
Stände in den Wirren zur Zeit der ersten Regierungsjahre Ferdinands II. eine wichtige Rolle spielte, 1627 Botschafter in Konstantinopel, später
Landeshauptmann in Oberösterreich wurde und 1634 den erblichen Reichsgrafenstand erlangte. Die Greillensteiner Linie wurde in der Person des
Hofkriegsrates General Georg Adam 1654 in den ↔ Reichsgrafenstand (erneuert 1709) erhoben,
erwarb durch Heirat die reichsunmittelbare Baronie Hohenkrän in Schwaben, wurde deshalb 1737 in das Schwäbische Grafenkolleg aufgenommen und damit
reichsunmittelbar. Graf Franz von K. (1794–1871), ein vorzüglicher Musiker, zeichnete sich als Gesandter an
verschiedenen Höfen aus, wurde später Obersthofmarschall, war wiederholt Vicepräsident und zuletzt Präsident des österr. Herrenhauses und erhielt die
erbliche Reichsratswürde für die Familie. Jetziger Vertreter des Hauses ist sein Sohn Graf Karl von K. (geb. 31. Juli 1838);
sein Bruder, Graf Franz (geb. 1841), gleichfalls Mitglied des Herrenhauses, hat sich durch volkswirtschaftliche Schriften
bekannt gemacht.
Kugel (grch. sphaera; lat. globus), in der Mathematik
ein runder Körper, dessen Oberfläche überall von einem im Innern gelegenen Punkte (Mittelpunkte oder Centrum) gleichweit entfernt ist. Eine von irgend
einem Punkte der Oberfläche durch den Mittelpunkt bis zum entgegengesetzten Punkte der Oberfläche gehende gerade Linie wird ein Durchmesser oder
Diameter, dagegen eine gerade Linie vom Mittelpunkte bis zu einem beliebigen Punkte der Oberfläche ein Halbmesser oder Radius der K. genannt. Aus der
eben gegebenen Erklärung erhellt, daß alle Halbmesser, folglich auch alle Durchmesser der K. einander gleich sein müssen. Durchschneidet man eine K. mit
einer Ebene, so ist der Durchschnitt ein Kreis, der desto größer ist, je näher seine Ebene dem Kugelmittelpunkte liegt; geht die Ebene durch diesen Mittelpunkt
selbst, so hat der Kreis den Kugelhalbmesser zum Halbmesser und heißt ein größter Kreis. Legt man durch den
Endpunkt eines Halb- oder Durchmessers eine gegen diesen senkrechte Ebene, so berührt dieselbe die K. nur in jenem Punkt, ohne sie zu schneiden. Steht auf
der Ebene eines größten Kreises ein Kugeldurchmesser senkrecht, der dann durch die Mittelpunkte aller mit jenem Kreise parallelen Kugelkreise geht, so
heißen seine Endpunkte die Pole des größten Kreises sowie der parallelen Kreise. Oft vorkommende Teile einer K. sind der Kugelausschnitt (s.
Ausschnitt), der Kugelabschnitt (s. d.), die Kugelzone (s. d.). Der Inhalt der ganzen
Kugeloberfläche ist 4 πr²; der körperliche Inhalt der K.:
4/3 πr³. Hiernach verhält sich der Inhalt einer K. zu dem eines Cylinders, dessen Grundfläche einem
größten Kreise, dessen Höhe aber einem Durchmesser der K. gleich ist, genau wie 2 zu 3, dagegen zu einem Kegel von derselben Grundfläche und Höhe wie
2 zu 1, welche Beziehung schon Archimedes fand. – über K. als Geschoß s. d. (Bd. 7, S. 903 d). – Vgl. Fiedler, Cyklographie oder
Konstruktion der Aufgaben über Kreise und K. (Lpz. 1882).
Kugel., hinter Insektennamen Abkürzung für den deutschen Entomologen
Johann Gottlieb Kugelann.
Kugelabschnitt, Kugelsegment, ein Teil einer Kugel, der durch eine durch dieselbe gelegte
Ebene von der Kugel abgeschnitten wird. Der krumme Teil der Oberfläche des K. heißt Kugelhaube oder Kalotte. Der körperliche Inhalt des K. Ist:
1/3 πh²(3r–h), der Flächeninhalt der Kalotte: 2 πrh. Dabei
bedeutet π die Ludolfsche Zahl (3,14159), r den Kugelradius, h die Höhe des K.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.