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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kupferstein - Kupferstich
Haare, überhaupt alle Gegenstände auf das glück-
lichste nachzuahmen wußte.
Die letzte klassische Vollendung erhielt die K. durch
Gerard Edelinck (s. d.), der in seinen Werken die bis-
herigen Richtungen, die plastische und die malerische,
Zur schönsten Zusammenwirkung vereinigte. Mit
Recht gilt daher das 17. Jahrh, für das goldene
Zeitalter der K. Von den nächstfolgenden Kupfer-
stechern arbeiteten dieDrevet (s. d.) noch mit Erfolg
nach den Grundsätzen und im Geiste der klassischen
Meister fort; andere hingegen, wie Balechou und
Beauvarlet, verringerten die Vorzüge ihrer Werke
durch einseitiges Verfolgen malerischer Richtungen
in einer Kunst, welche des Farbenzaubers entbehrt.
Doch man sah neben großen Verirrungen manche
gute Erscheinung auftauchen, und das silberne Zeit-
alter der K. im 18. Jahrh, ist noch reich an treff-
lichen Künstlern, wie G. F. Schmidt, I. G. Wille,
R. Strange, W. Woollett, G. Volpato, W. Sharp,
I. G. von Müller, Raffaello Morghen (s. die be-
treffenden Artikel). Lassen auch die Arbeiten der
Genannten hinsichtlich der Zeichnung und der Wahr-
heit des Ausdrucks ost zu wünschen übrig, so er-
scheint in denselben doch die Darstellung bis zur höch-
sten Eleganz, Zartheit und Lieblichkeit ausgebildet.
Was die Technik anbelangt, so arbeiteten die
alten Meister ausschließlich mit dem Grabstichel,
und selbst bei den jüngern findet sich noch keine ver-
einte Anwendung der Radiernadel und des Grab-
stichels. Im 17. Jahrh, bedienten sich die Maler
des letztern zur Nachhilfe bei ihren radierten Platten;
allein die Kupferstecher jener Zeit hielten sich an die
reine Grabstichelarbeit. Erst in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrh, kam es bei diesen in Gebrauch, die
Platten vermittelst der Radiernadel vorzubereiten
und dann mit dem Grabstichel zu bearbeiten. Zu
den Arbeiten dieser Handwerkszeuge fügte man noch
diejenige derSchneidenadel hinzu, und seitdem wurde
nur selten mit dem Grabstichel allein gearbeitet.
3)tan pflegte gewöhnlich mehrere Vearbeitungsweisen
miteinander zu verbinden, was freilich oft die Tech-
nik des Stiches als bloße Virtuosität hervortreten
und zur Manieriertheit ausarten ließ. In neuerer
Zeit begannen die Franzofen zuerst wieder einen
strengen Stil und eine festere Zeichnung auch in die
K. einzuführen und fanden Nachfolger unter den
Deutschen und Italienern. Viele Leistungen von
Desnoyers, Richomme, Francois Forster, Müller
dem Jüngern, Longhi, Toschi'u. a. erinnern, trotz
der modernen Behandlung und manchmal unge-
nügend treuen Wiedergabe des Originals, durch Ge-
diegenheit der Technik an die Arbeiten der bessern
frühern Epoche. In neuerer Zeit zeichneten sich in
der K. aus: Steinla (gest. 1858), Calamatta (gest.
1869), Schäffer (gest. 1871), Iof. Keller (gest. 1873),
Mandel (gest. 1882), Felsing (gest. 1883), Henriquel-
Dupont (gest. 1892); ferner R. Trossin (geb. 1820),
L. Iacoby (geb. 1828), Joh. Bürger (geb. 1829),
G. Eilers (geb. 1834; s. die betreffenden Artikel).
Eine Reform der in Formalismus erstarrten Linien-
stecherei versuchte mit Erfolg der Franzofe Gaillard
(s. d.; gest. 1887) und in Deutschland Stauffer-Bern
<gest. 1891), Max Klinger und Ernst Moritz Geyger.
Litteratur. Huber und Rost, Handbuch für
Kunstliebhaber (9 Bde., Zür. 1796-1804); Bartsch,
1.6 P6iuti'6-3I'HV6UI' (21 Bde., Wien 1803-21);
ders., Anleitung zur Kupferstichkunde (2 Bde., ebd.
1821); Nobert-Dumesnil, 1^6 psiutre-Fi'a.vsui' fi-an-
53.18 (9 Bde., Par. 1835 - 65); Passavant, 1.6
Artikel, die man unter K verm
p6intr6'Frav6ur (6 Bde., Lpz. 1860-64); Andresen,
Der deutsche Peintre-Graveur oder die deutschen
Maler als Kupferstecher nach ihrem Leben und ihren
Werken vom letzten Drittel des 16. bis zum Schluß
des 18. Jahrh. (5 Bde., ebd. 1864-78); ders., Die
deutschen Malerradierer des 19. Jahrh. (Bd. 1-4, -
ebd. 1866-70; Bd. 5, von Wessely, ebd. 1874-77);
G. Duplessis, Hi8t0ii-6 ä6 1a Fra.vur6 (Par. 1880);
Apell, Handbuch für Kupferstichsammler (ebd. 1880);
von Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstichs und
Holzschnitts (Berl. 1891); ders., Der Kupferstich der
Gegenwart in Europa (Bd. 2 der "Vervielfältigenden
Kunst der Gegenwart", Wien 1891); R. Graul, Die
Radierung der Gegenwart in Europa und Nord-
amerika Od. 3 der "Vervielfältigenden Kunst der Ge-
genwart", ebd. 1892 fg.); Veraltn, 1^63 Fl3,v6ur8 äu.
XIX' 8i6ei6 (10 Bde., Par. 1885). Wichtige Sammel-
werke sind Weigel und Zestermann, Die Anfänge der
Druckerkunst in Bild und Schrift (2 Bde., Lpz. 1866),
Die Publikationen der Internationalen Chalko-
graphischen Gesellschaft (Berl. 1886fg.), Kupferstiche
und Holzschnitte alter Meister in Nachbildungen der
deutschen Reichsdruckerei (ebd. 1889 fg.). - Über die
Technik: Bosse, Iraitö ä68 niHui6r63 ä6 Fravei- 8ur
1'ailHiu 6te. (Par. 1645; deutsch Nürnb. 1652 u. ö.);
I. C. Gütle, Die Kunst in Kupfer zu stechen, zu
radieren und zu ätzen (3 Bde., Nürnb. und Altdorf
1795); Longhi, Die Kupserstecherei (Hildburgh.
1837); Lalanne, Ii-aite ä6 1a Fraviii-6 2.1'63.u-l0rts
(Par. 1866); Hamerton, NtckiuF anä tk6 6tck6rg
(Lond. 1868); Martial, ^0iiv6au traitö ä6 1a Fra-
vur6 3. 1'6Hu-k0i-t6 (Par. 1873); S. R. Koehler,
I^tcliwF (Lond. 1885); Herkomer, NtckinZ and
M6220s.iQ5 6llZi'2.viuA (ebd. 1892).
Kupferstein, s. Kupfer (S. 813 a).
Kupferstich, Abdruck, der mit schwarzer oder
auch bunter Farbe auf Papier, Pergament, Atlas
u. s. w. von Stichen auf Metallplatten gemacht wird
(s. Kupferdruck). Je nachdem dabei der Grabstichel
oder die Radiernadel allein oder überwiegend an-
gewandt ist, unterscheidet man zwei Hauptklassen:
eigentliche K. und Radierungen (s. Kupfer-
stechkunst und Radierkunst). Radierungen sind außer-
dem meist von Malern erfunden (Malerradie-
rungen, Originalradierungen) und häusig in einem
Zuge ausgeführt; sie zeigen den ganzen Reiz geist-
reicher Originalgedanken und einen leichten, spie-
lenden Vortrag. Beide Arten der K. wurden seit
ihrer Entstehung geschätzt und gesammelt, wozu
namentlich der Abbe von Marolles um die Mitte
des 17. Jahrh, in Frankreich ein großartiges Bei-
spiel gab. Nach ihm erlangten besonders Mariette,
Silvestre, Basan, Paignon-Dijonval, Graf Rigal,
Durand, Debois in Paris, Bankier Winckler in
Leipzig, Graf Fries in Wien, Ploos van Amstel,
Baron Verstolk von Soelen in Amsterdam, Rey-
nolds, Mark Mastermann Sykes, Herzog von
Vuckingham in London, T. O. Weigel in Leipzig,
Marchese Durazzo in Genua, Baron von Liphart,
Eugöne Dutuit in Rouen, A. von Lanna in Prag,
Dr. Sträter in Aachen den meisten Ruf als Kupfer-
stichsammler. Dieselbe Sammlerlust ward auch bei
den Fürsten rege, und aus solchen königl. Samm-
lungen entstanden die öffentlichen Kupferstichkabi-
nette in London, Paris, Dresden, Berlin und
Wien, die als die reichsten und vollständigsten be-
rühmt sind. Gleichzeitig machten sich die K. unter
Glas und Rahmen als Zimmerverzierungen geltend
und verdrängten die Malereien aus den Wohnungen
ißt, sind unter E aufzusuchen.